27.03. - 17.04.2009

Zwei Schulsysteme im Vergleich: Fulbright-Stipendium in den USA

Zwei Schulsysteme im Vergleich: Fulbright-Stipendium in den USA(28. März – 18. April 2009)

„If you always do what you always did, you will always get what you always got“

Adam Urbansky

„In Deutschland lernt man mehr, in Amerika macht Schule aber viel mehr Spaß”. Austauschschülerin Kirsten aus Esslingen, die für ein Jahr auf der Grier Boarding School für Mädchen in Tyrone / Pennsylvania Erfahrungen sammeln und vergleichen darf, hat für sich schnell Vor- und Nachteile beider Schulsysteme erkannt. Durch ein Stipendium der Berliner Fulbright Kommission konnte ich zusammen mit 23 Kollegen und Kolleginnen aus ganz Deutschland das amerikanische Schulsystem intensiv kennen lernen und habe Erfahrungen gemacht, die sich in der Tendenz durchaus mit denen von Kirsten decken, gleichwohl natürlich immer alles ein wenig komplizierter ist…

Die ersten beiden Wochen unseres gemeinsamen Aufenthaltes in State College / PA waren hauptsächlich geprägt von Theorie-Input: Hochschullehrer der renommierten Penn State University sprachen über Referendarsausbildung, Home Schooling, den Einsatz neuer Medien und das äußerst disparate Schulsystem im Allgemeinen, das den deutschen Föderalismus noch bei weitem übersteigt, wenn es um die Autonomie der einzelnen Staaten respektive Distrikte im Hinblick auf das Schulgesetz geht. Überhaupt stellt man bei näherer Beschäftigung mit den amerikanischen Herangehensweisen fest, dass wir alle mit denselben Problemen kämpfen. Der Mangel an Geld für Bildung ist nur eines davon. Auch die Integration der schwächeren Schüler sowie umgekehrt die Förderung der leistungsstarken Schüler und Schülerinnen stellen für die amerikanischen Kollegen eine Herausforderung dar.

Abgesehen von der Tatsache, dass wir alle gleichermaßen genossen, nicht in der Lehrer-, sondern zur Abwechslung einmal wieder in der Schülerposition sein zu dürfen und folglich mit vielen Informationen und möglichen Diskussionsthemen zurück an unsere Schulen zurückkehren, war die wertvollste Erfahrung dieser Fortbildung sicherlich, dass sich einem zahlreiche Gelegenheiten boten, sich selbst in seiner Rolle als Lehrer zu reflektieren und immer wieder zu hinterfragen, anderes wiederum bestätigt zu sehen; kurz: sich in Kollegen gespiegelt zu sehen, die mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert werden wie man selbst. Englischlehrer Mr. Shields von der Connor High School in Boone / Kentucky versucht die Schüler für Metaphern zu sensibilisieren. Dafür holt er schon ‘mal die Gitarre raus und singt einen Country-Song, in dem der Tanz als Metapher für eine Liebesbeziehung steht. Tatsächlich singen seine Schüler die Liebesschnulze mit, auch die „Coolen“, die, die sonst auf den Tischen liegen und schlafen. Und schon wären wir wieder bei Kirstens Bemerkung: Schule macht Spaß. Ich konnte tatsächlich wenig Unterricht sehen, der die Inhalte und nicht die mannigfaltigen Medien in den Vordergrund stellt, aber ich hatte mit vielen hochmotivierten und energetischen Kollegen zu tun, die ein freundschaftliches, respektvolles Verhältnis zu Schülern unterhalten und sich für sie einsetzen. Ich konnte erleichtert feststellen, dass es in den USA tatsächlich so etwas wie eine Lobby für Lehrer gibt, sowohl von Seiten der Gesellschaft als auch schulintern: Lehrer werden geehrt für individuellen Einsatz, für verdienstvolle Arbeit, und zwar von Schülern, Schulleitung und Eltern, was durchaus einen positiven Einfluss auf die Atmosphäre des Schulalltags hat.

Do something new, and get something new. Ganz im Sinne des Eingangszitats von Urbansky habe ich von den drei Wochen sehr stark profitiert und empfehle allen Kollegen zumindest einen Blick auf die Homepage der Fulbright Kommission (www.fulbright.de) zu werfen, denn schon jetzt habe ich das Gefühl, dass mich der kurze Ausbruch aus dem Schulalltag einen großen Schritt weiter gebracht hat und mich mit neuer Energie aus den Osterferien entlässt!

Bianca Schwindt, Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim