Di, 06.02.2007

Zeitungen früher, heute, morgen – FAZ-Herausgeber Werner D’Inka besucht Hansenberg

Nach langem Hin und Her wegen geplatzten Terminen, durfte eine Schülergruppe Werner D’Inka, einen der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), am Mittwoch, dem 7. Februar 2007 als Gast an der Internatsschule Schloss Hansenberg begrüßen. Sie hatten ihn während eines Empfangs mit dem Ministerpräsidenten Roland Koch und dem englischen Thronfolger Prinz William auf dem Schafhof in Kronberg im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft angesprochen und zu einem Besuch eingeladen.

Bevor D’Inka mit seinem Vortrag zu Zeitungen früher, heute und morgen begann, wurde den Zuhörern die Biografie des Journalisten näher gebracht. D’Inka, 1954 geboren, studierte Publizistik, Politik und Geschichte in Mainz und an der FU Berlin, bevor er im Ressort „Tele-F. A. Z.“ (Bildschirmtext, Videotext, Fernsehen) arbeitete. Er wurde dann Redakteur beim Chef vom Dienst, bevor er 1991 selbst die Position des Chefs vom Dienst einnahm. Im März 2005 wurde er in das Herausgebergremium der FAZ berufen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist D’Inka ehrenamtlicher Kodirektor des 2002 gegründeten „Freien Russisch-Deutschen Instituts für Publizistik“ an der Universität Rostow am Don.

D’Inka stellte zu Beginn die Frage, wann die erste Zeitung im deutsch-sprachigen Raum erschienen sei. „Das war 1605 in Straßburg“, wusste D’Inka zu erklären, „die älteste erhaltene Zeitung ist von 1607.“ Seitdem trat die Zeitung ihren Siegeszug an und konnte auch durch Radio, Fernsehen oder Internet nicht verdrängt werden. Dahinter stünde das „Riepelsche Gesetz“, das nämlich erkläre, dass ein bewährtes Medium nicht durch ein anderes ersetzt werden könne. Als Beispiel hätten Telefon, Handy, Telefax oder E-Mail nicht den klassischen Brief aus der heutigen Zeit verbannt. Nach wie vor ist auch die Zeitung neben Internet und Fernsehen ein unersetzliches Medium, dass auch weiterhin bestand hätte. Man könne sich eine Zeitung kaufen, sie knicken und rollen, im Zug oder auf der Arbeit lesen und nachdem man alles Wichtige gelesen hat, kann man sie einfach entsorgen, „… machen sie das mal mit ihrem Fernseher“, scherzte D’Inka. Diese Mobilität, die die Zeitung mit sich bringt, bietet kaum ein anderes Medium. Ein Schüler meldete sich zu Wort und kritisierte das riesige Format der FAZ, während zum Beispiel in England die Entwicklung zu beobachten sei, dass das Format der Zeitungen kleiner werde. Natürlich müsse auch die Zeitungsbranche „mit der Zeit gehen“, aber auch das alte Format und die herkömmliche Herstellung hätten einige Vorteile, wie die Sortierung, dass einzelne Bereiche unabhängig voneinander gelesen werden könnten.

Die Anzahl der Zeitungsleser sinkt in letzter Zeit stetig, da die Leute sich nicht mehr die Zeit nehmen, morgens beim Frühstück eine überregionale Zeitung zu lesen oder sich stattdessen eine regionale Zeitung oder eine Zeitschrift kaufen. Auch der zunehmende Preis, der unter Berücksichtigung der Qualität, Produktion und Logistik nicht besonders hoch sei, könnte für manche Leser der Grund sein, ihr Abonnement zu kündigen oder sich nur noch seltener eine Zeitung am Kiosk zu kaufen. „Die Zeitung ist ein besonderes Medium“, da man sie durchstöbern kann und hier und da einen interessanten Artikel liest. Man erhalte viel mehr Informationen als im Fernsehen oder im Radio und außerdem gebe es ja verschiedene Textformen wie Berichte oder weiterführende Kommentare und Hintergrundinformationen.

Nach dem Ende des Vortrags stellten die Schüler ihre Fragen, zum Beispiel zu dem Beruf des Journalisten und wie man am besten in dieses Berufsfeld einsteigen kann. Anschließend gab es noch Kaffee und Kuchen für den Gast, der in kleiner Runde für Fragen der Schülerzeitungsvertreter, Homepage-Redaktion und anderer Interessierter zur Verfügung stand.