Mo, 26.02.2018

Workshop von Prof. Christine Tiefensee zur Philosophie im Leben und in Verantwortung

Es ist der Studientag, Montag, 26.2.2018, 9.-10. Stunde in Raum 2.01:  Frau Prof. Tiefensee beginnt sehr konkret und sehr anschaulich mit einem umweltethischen Dilemma, das millionenfach jeden Tag so betrachtet wird wie von Max: „Max is a very keen driver! He loves his brand-new car! For the environment it makes no difference, he says, whether he drives or not: I have a lot of fun driving! There are more than 40 million drivers every day in Germany, and I am only one of them. The effect of my pleasure drives is negligible. So I have no reason at all to give up driving!”

Welches Argument könnte Max davon überzeugen, seine Sonntagsfahrten doch aufzugeben? Wie würden die Zuhörer in Raum  2.01 ein valides, überzeugendes Argument finden? Mit dem methodischen Ziel des Workshops vor Augen, allen Zuhörern einen vertieften, begeisternden Einblick in die Bedeutung von Philosophie für das Leben, das Studium (z.B. von Wirtschaft, Recht oder Naturwissenschaft), aber auch für Moral/Ethik und Verantwortung für die Gesellschaft zu vermitteln, stieg Prof. Tiefensee dann voll ein in die Argumentationsketten der analytischen Philosophie und Theory of Rational Choice (TRC).

In der Annahme, rationale Akteure haben konsistente Präferenzen über die Ergebnisse ihres Handelns und maximieren ihren Nutzen, spielt Frau Tiefensee mit den Zuhörern die Theorie des sogenannten „Gefangenendilemmas“ durch, d.h. die Theorie der Kooperations- oder Nichtkooperationsoptionen von Menschen in ethischen Dilemmasituationen. Anhand von Überlegungen zur individuellen, rationalen Nutzenmaximierung kommt sie mit den Diskutanten dann konsequent zum Ergebnis, dass Max‘ Sonntagsfahrten durchaus rational seien. So können wir mithilfe der TRC verstehen, wie durch individuell rationales Verhalten Situationen entstehen, die gesellschaftlich suboptimal sind. Im zweiten Schritt geht Tiefensee zur moralischen Bewertung von Max‘ Handlungen über und analysiert mit den Teilnehmern verschiedene moralische Ansätze, um Max‘ Argument gut begründet und logisch gültig zurückzuweisen. Gerade bei dem Vergleich der konsequentialistischen Ethik des Utilitarismus mit prinzipienethischen Argumentationen, wie z.B. bei Immanuel Kant oder Hans Jonas, waren die Zuhörer vom Hansenberg argumentativ sehr stark. In Schritt 3 weitete die Philosophin nun den Blick für den allgemeinen Wert von Philosophie. Philosophie helfe, ein Argument klarer, besser, analytisch nachvollziehbarer aufzubauen, die Welt und den Menschen kritischer, argumentativer und rationaler zu denken. Und deshalb lohne sich Philosophie, sowohl im Studium, als auch im Leben, und besonders in Verantwortung.

Herzlichen Dank an alle Diskutanten, besonders an unseren Gast heute, Prof. Tiefensee. Wir hoffen, sie bald wieder zu sehen!

Tobias Brodkorb, Paul Rauh, Karl Voßkühler

 

Zur Person:

Christine Tiefensee ist Juniorprofessorin für Philosophie an der Frankfurt School of Finance & Management und arbeitet primär im Studiengang ‚Management, Philosophy & Economics‘.  Sie studierte Philosophie und Politikwissenschaft an den Universitäten Mannheim, Mainz und Nottingham und schloss 2006 ihr Magisterstudium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ab. Danach wechselte sie an die University of Cambridge, wo sie zunächst einen M.Phil Abschluss in Philosophie erwarb und 2011 mit der metaethischen Arbeit ‚Expressivism, Minimalism and Moral Doctrines‘ promovierte. Nach einem kurzen Ausflug in die Politikforschung kehrte sie 2012 in die akademische Welt zurück und nahm eine Akademische Ratsstelle in Politischer Theorie an der Universität Bamberg an.

2014 erfolgte dann der Wechsel an die Frankfurt School. Tiefensees Forschungsschwerpunkt liegt auf metaethischen Fragen rund um Normativität, die sie mit aktuellen Debatten in der Sprachphilosophie verbindet. Sie interessiert sich des Weiteren für Ethik, Rationalität, Politische Philosophie und die Philosophie der Sozialwissenschaften. Tiefensee ist aktuell Vizepräsidentin der Gesellschaft für analytische Philosophie (GAP).

Quelle:http://www.frankfurt-school.de/home/research/staff/Christine-Tiefensee.html