Mi, 21.11.2007

Workshop Psychotherapie: Dr. Eglinsky

Schulbeginn und Schulschluss im Dunkeln, ein kaum zu überwindender Klausurenberg, die Weihnachtsferien in weiter Ferne – das Novembertief hat den Hansenberg mal wieder ergriffen. Da war der Besuch von Dr. Eglinsky, Arzt und ausgebildeter Psychotherapeut in Eltville für Kinder und Jugendliche, sehr passend. Gruppentherapie auf dem Hansenberg also?

Auf den ersten Blick wirkte diese Annahme nicht abwegig: Zwölf Schülerinnen und ein Schüler in einem Stuhlkreis mit dem Schulpsychologen Dr. Flender, der den Abend organisiert hatte, und Dr. Eglinsky mit dem „typischen“ Klemmbrett in der Hand.

Wer einen einseitigen Vortrag, durchsetzt mit einer Fülle von Fachbegriffen, erwartet hatte, wurde enttäuscht. Unser Gast eröffnete sofort eine ungezwungene Gesprächsrunde, in der jeder loswerden konnte, was ihm auf der Seele brannte.

Spätestens an dieser Stelle wäre Beobachtern klar geworden, dass es sich keineswegs um eine Gruppentherapie handelte, denn die Fragen der Teilnehmer waren eindeutig nicht darauf ausgelegt, sich selbst besser kennen zu lernen, sondern etwas über Methoden und Wirkungsweise der Psychotherapie zu erfahren.

Dr. Eglinsky konnte dennoch nicht vollständig aus seiner Rolle als Therapeut herausschlüpfen: Seine Antworten und Erzählungen waren von Ironie und, wie er selbst zugab, „Flapsigkeit“ geprägt. Überraschend für uns Schüler, aber ein wichtiger Grundsatz Eglinskys: Damit Psychotherapien erfolgreich abgeschlossen werden könnten, müsse sich der Therapeut in seinem Verhalten von dem alltäglichen Umfeld des Patienten unterscheiden. Dr. Eglinskys witzige Art hätte also als Versuch gedeutet werden können, in Kontrast zum sonst sachlichen Stil von Unterricht und Vorträgen auf dem Hansenberg zu stehen.So führte er Psychologenklischees auf, wie z. B. die Verhaltenstherapie auf der wackelnden Hängebrücke, bewies erstaunliche schauspielerische Fähigkeiten und wirkte nur selten ernst.

Trotzdem kam mindestens eine wichtige Botschaft bei den Gesprächsteilnehmern an: Eine psychische Störung kann nicht von Freunden oder Verwandten, sondern nur durch professionelle Hilfe behoben werden.

Um diese und andere Erkenntnisse reicher, machten wir uns an diesem Abend auf den Weg zurück in unsere WGs mit dem festen Vorsatz, dem Novembertief zu trotzen. Und wenn wir das nicht schaffen sollten, gibt es ja immer noch Herrn Flender oder den netten Psychotherapeuten in Eltville.