So, 12.02.2006

WIWAG – die Wirtschaftswochen-AG: oder BWL für Anfänger

Montagmorgen, acht Uhr auf dem Hansenberg. 66 aufgeregte Elfer haben sich voller Freude auf die erste gemeinsame Fahrt vor dem Schultor versammelt. Die dritte Wirtschaftswoche am Hansenberg vom 13. – 17. Februar 2006 beginnt. Und begleitet von den PoWi-Lehrern Leo Kauter und Paul Rauh, den Sozialpädagoginnen Isa Fietz und Simone Bender geht es los nach Dorfweil im Taunus zu unserer ersten Wirtschaftswoche.

Die Frage, die sich uns allen schon in den vielen Wochen vor der WIWAG-Fahrt stellte, war: Was ist das eigentlich konkret – WIWAG? Diese Frage wurde als wir in Dorfweil ankamen natürlich als erstes geklärt: WIWAG, das heißt ’Wirtschafts-Wochen-Aktien-Gesellschaft’. Nach einer kurzen Begrüßung haben wir uns in Gruppen aufgeteilt. Unsere zwei Spielleiter bei WIWAG, Axel Knoblich und Thomas Berg von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden führten uns zunächst kurz in das computergestützte Systemplanspiel ein. Nach einer sehr knappen Einleitung durch Herrn Knoblich – „Learning by doing!“ motivierte Herr Rauh uns ratlose Neu-Ökonomen – bekamen wir einen Berg an Informationen, Zahlen, Listen und Tabellen.

Wir als die drei Hansenbergklassen 11 a-c haben WIWAG „doppelt“ gespielt. Zwei Gruppen bestehend aus je 21 Schülerinnen und Schülern in je fünf Unternehmen. Die beiden Gruppen A und B mit den „10 fiktiven Unternehmen“ standen ab nun im harten „Wettbewerb des Marktes“. Unser Ziel war eindeutig gesteckt: natürlich den höchstmöglichen Gewinn für „unser“ Unternehmen anzustreben. Dazu wurden die sehr umfangreichen Zahlen, Daten und Informationen aus der Statistik der Volkswirtschaft „eingearbeitet“ in unser strategisches Konzept. Danach mussten wir die Zahlen „unserer Betriebswirtschaft“ in „Entscheide für das nächste Geschäftsjahr“ in ein Computerprogramm einspeisen, das einen „modernen Markt“ simuliert. Das war jedes Mal eine sehr aufreibende, rechenintensive Sache, mit viel Diskussion in den Gruppen, was denn nun der beste Weg sei.

Die 5 Unternehmen der Gruppe A entschieden sich für das Produkt „Armbanduhren“, Gruppe B hat sich – wohl aufgrund der Überzahl von Mädchen – für das Produkt „Schuhe“ entschieden. Jedes der von den fünf Gruppen geführten Unternehmen sollte also verschiedene Schuhmodelle herstellen, um sich in einem breiten Markt zu behaupten. Doch wie soll man „sein“ Unternehmen nennen? Und welcher Name für die neueste Generation der Schuhe ist attraktiv am Markt? Und nach welchem Prinzip soll unser Unternehmen funktionieren? Entlassen wir Personal oder setzen wir einen Akzent auf Umweltfreundlichkeit? Kreativität war also gefragt!

Da wir unsere fiktiven Unternehmen erst im Geschäftsjahr 11 übernommen haben, mussten wir nun versuchen, aus den auf gleicher Ausgangsbasis gestellten Unternehmen „etwas mehr als die Konkurrenz“ (O-Ton Herr Knoblich) zu machen. Geschäftsjahr 12, das merkten wir bald, würde ein hartes Stück Arbeit werden. Doch da WIWAG ja nach dem Prinzip „Learning by doing“ läuft, haben wir einfach alle mal verschieden Werte ausprobiert und sie dann durchgerechnet, ob etwas „Vernünftiges“ herauskommt.

Am Dienstagmorgen erlebten wir einen motivierenden Vortrag „Einführung in die betriebswirtschaftliche Kostenrechnung“ durch den Dresdner-Banker Thomas Allebrandt aus Mainz. Das war vor allem für uns WIWAG-Leute interessant, da wir uns sehr intensiv mit der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnung auseinander setzen mussten.

Die ersten Ergebnisblätter, die wir dann bekamen, waren eine positive Überraschung – keines der Hansenberger Unternehmen hatte Verluste gemacht. Nach der Auswertung der Berichte haben wir uns mit dem Imageindex beschäftigt, den jedes Unternehmen hat und der zeigt, wie beliebt es bei den Kunden ist. Jedes Unternehmen sollte präsentieren, was es unternehmen will, um sein Image zu verbessern.

Dann ging es auch schon flott weiter mit dem Entscheid für das 13. Geschäftsjahr, der Dienstagnachmittag abgegeben werden sollte. Nach der Rechnerei folgte als Abwechslung ein Vortrag unseres Spielleiters Thomas Berg über das Thema „Marketing in modernen Unternehmen“, das sehr gut an verschiedenen Beispielen erläutert wurde. Der restliche Nachmittag wurde genutzt, um das neu Gelernte gleich anzuwenden und ein Werbekonzept für das Unternehmen zu entwerfen.

Nach der Kreativitäts-Phase war am Dienstagabend eine sehr lebhafte Diskussion mit Politikern aus Hessen über das Thema „Ökologie und Ökonomie – Freunde oder Feinde?“ angesagt. Die Diskussion war richtig lebendig und vertiefte für uns den Aspekt „Wo könnte unser Unternehmen sich strategisch im Markt positionieren?“. Besonders wertvoll war dieser Abend aber sicher für die Kl. 11 d, die parallel zu uns das Planspiel „ÖKOWI“ spielte (eine Simulation des ökologischen Umbaus einer Gesellschaft am Beispiel „Ökoland“).

Der Mittwochmorgen war geprägt von Werbung, Werbung und noch mal Werbung, denn jedes Unternehmen sollte sein Werbekonzept den Anderen vorstellen, inklusive des vorgespielten Werbespots. Ein sehr lustiger Vormittag mit vielen, bunten und kreativen, auch ausgefallenen Ideen. Die Ergebnisse für das 12. Geschäftsjahr fielen dann aber nicht so gut wie erwartet aus. Einige Unternehmen machten jetzt Verlust. Klar, dass beim Entscheid für Geschäftsjahr 13 nun umso heftiger gerechnet, nachgedacht und diskutiert wurde. Dazu kam noch, dass die Unternehmen ab Geschäftsjahr 13 nach China expandieren konnten, was einen riesigen Auslandsmarkt bedeutete. Das 13. Geschäftsjahr lief für alle Gruppen um einiges positiver, alle machten Gewinne in Millionenhöhe.

Am letzten kompletten Spieltag, am Donnerstag wurde das Geschäftsjahr 14 gespielt, auch dabei gab es bei den Unternehmen Gewinne, sogar in zweistelliger Millionenhöhe. Danach sollte sich jedes Unternehmen auf die Aktionärshauptversammlung vorbereiten, wobei die anderen Mitspieler der anderen Unternehmen die Aktionäre mimten, vor denen sich jedes Unternehmen für die Entscheidungen der letzten Jahre rechtfertigen musste. Es war wie in einer richtigen Aktionärsversammlung: Die Vorstände mussten sich harter Kritik aussetzen und mit guten Argumenten die beschlossenen Entscheide verteidigen. Der letzte WIWAG-Tag näherte sich mit großen Schritten. Eine Abschlussbesprechung wurde am Freitag durchgeführt, mit viel positivem Feedback. Dann traten wir Hansenberger den Heimweg an.

Eine sehr spannende, hoch interessante und lehrreiche Woche ging zu Ende. Wir haben viel über Unternehmensführung und den schweren Kampf um Image, Marktposition und Gewinn in der sog. freien Marktwirtschaft gelernt. Oder wie Herr Rauh es bei der Information vor der WIWAG-Woche prophezeite: „Es wird viele Aha-Erlebnisse geben!“ Und so kam es auch! Wir können nun weit besser die komplexen Zusammenhänge in einem Unternehmen nachvollziehen, und bekamen einen Einblick in „betriebswirtschaftliches Denken“. Gut, dass diese Schule dies für uns ermöglicht! Danke!