06. - 07.02.2008

„Wir haben davon niemals je genug!“… – Musical auf dem Hansenberg

…denn „die ewig unstillbare Gier“ lässt nicht nur transsilvanischen Blutsaugern keine Ruh’, sie ist auch Triebfeder für solche Fledermäuse, die – man mochte es bislang nicht glauben – auf dem idyllischen Hansenberg zu Hause sind. Dort, wo sie dann auch in zwei gleichermaßen sehens- wie hörenswerten Aufführungen des Kultmusicals „Tanz der Vampire“ von Jim Steinman und Michael Kunze ihr Können unter Beweis stellen.

Dabei lechzen just jene Nachtvögel – ihres Zeichens Mitglieder der ISH-Musikal-AG – beileibe nicht nur nach dem „roten Saft“, denn eigentlich treibt selbst Vampirgraf von Krolock (Fritz Faust) die Suche nach Glück um, will er doch „ein Engel oder ein Teufel sein“, ist jedoch dazu verdammt, „nichts als eine Kreatur, die kriecht und lügt und zerreißen muss, was immer sie liebt“ zu verkörpern. So dann auch Wirtstochter Sarah (Christina Plump), „eine Schönheit mit den Augen der Nacht“, die gewiss für ihre Interpretation den Applaus von Bonnie Tyler bekommen hätte, deren Chartstürmer „Total Eclipse Of The Heart“ sich an das immer wiederkehrende Musical-Thema „Totale Finsternis“ anlehnt. Gemeinsam mit Professorin Ambrosia (Marie Reitz) und deren Assistenten Alfred (Doppelbesetzung – Do: Bastian Anedda, Fr: Jens Albrecht) sowie den Wirtshausleuten die Riege der (Ex-)Sterblichen beeindruckend repräsentiert. Inspiriert vom Musikwerk aber doch auch emanzipiert von der Komposition, gelingt es der kreativen Choreographie, die unverkennbar den Handschrift von Christina Plump und Charlotte Katzer trägt, Darsteller wie Tänzer als Träger der Handlung aufzubauen, die schließlich im alljährlichen Mitternachtsball ihren Höhepunkt findet. Ein Drama um Liebe und Wissensdurst nimmt seinen Lauf…

Ist die Professorin bar jeden Gefühls, allein für die Logik lebend und immer auf der Suche nach der nobelpreiswürdigen Entdeckung der Vampire, was sie im glockenklaren Sopran mehr als nur einmal stimmlich bestechend zum Ausdruck bringt, entbrennt Alfred in süßer Liebe zu Sarah, die jedoch nur Augen für den geheimnisvollen Vampirgrafen hat. Wen wundert’s, verursacht doch dessen fast virtuos zu nennender Gesangselbst beim Publikum schaurig-wohlige Gänsehaut.

Um die Verwirrung perfekt zu machen, gesteht schließlich Herbert (Konrad Heßler), seines Zeichens Sohn des Vampirgrafen, sangesstark: „Auch ich bin verliebt. Nun rat mal in wen! Ja, ich liebe dich.“ Das Opfer seiner Avancen: Alfred mit dem „süßen Popo“. Dramatisch spitzen sich die Umstände zu. Dabei ist es nicht nur schauspielerischer, gesanglicher oder tänzerischer Qualität der Akteure zu verdanken, dass das Publikum mitfiebert; ausgefeilte Bühnentechnik und gekonnt wie geschickt eingesetzte Lichteffekte tun ihr übriges: Rote Lichtbündel verfolgen eindrucksvoll das plastisch werdende Blutrinnsal, das sich seinen Weg von Sarahs Hals hinab auf deren wunderschönes Ballkleid sucht. Hier gebührt einmal mehr Natalia Merkurieva Lob, deren kreativen Ideen und überaus geschickten Händen eine Vielzahl professionell gearbeiteter Kostüme und Maske zu verdanken sind, die ein stimmiges Bild ebenso abrunden wie die gelungene Choreographie. Nicht zu vergessen die perfekte musikalische Umsetzung durch Band und Chor unter der Leitung von Markus Teichler. Dem gebührt umso mehr Anerkennung, da er sich selbst als Alumni nicht nehmen lässt, die Noten zu schreiben und sich auch sonst mannigfaltig zu engagieren.

Schade eigentlich, dass nur zwei Vorstellungen dieses rauschenden Festes der Sinne aufgeführt wurden, doch – wie gut zu wissen: Auch wenn die jetzige Leiterin der AG, Christina Plump, mit dem Abitur den Hansenberg verlassen wird, auf so hervorragende Musical-Aufführungen wie die diesjährige werden wir auch in Zukunft nicht verzichten müssen, wurde doch bei der Premiere das neue Leitungsteam von Fritz Faust (Gesang und Schauspiel) und Sebastian Butterweck (Band) unter der Gesamtführung von Charlotte Katzer (Choreographien) präsentiert. Man darf also gespannt sein auf weitere musikalische Höhepunkte im Kulturleben der Internatsschule!

Wer bis zum nächsten Jahr nicht warten kann: Beim Sommerfest darf man sich auf ein Wiedersehen in Form eines Medleys freuen, sodass es dort wieder heißt: „Jetzt laden die Vampire zum Tanz!“