Do, 18.01.2007

Wie man durch Zufall zum „Dorfmessias“ wird – Theaterstück Elchtest begeistert Hansenberg-Schülergruppe

Nach zehn Jahren Handy-Handel ist der Erzähler Ich (gespielt von Hanns Jörg Krumpholz) im Theaterstück Elchtest zwar reich, aber nicht glücklich. Als er in den Spiegel schaut, erkennt er sich selbst nicht mehr. Deshalb fährt der gestresste Geschäftsmann weg und lässt Familie und Firma zurück; in einer einsamen Hütte will er ein Jahr lang sein Glück suchen. So beginnt das Stück des estnischen Dramatikers Jaan Tätte, dessen deutsche Erstaufführung eine Gruppe Hansenberg-Schüler am 19. Januar im Hessischen Staatstheater Wiesbaden sahen.

Im weiteren Verlauf des Stückes wundern sich die Dorfbewohner wegen des neuen Nachbarn und erkennen nicht, ob er „Verrückter“ oder „Heiliger“ ist. Der Neuling führt ein völlig anderes Leben, begeistert sich für die Schönheit der Natur und zelebriert mit den Dorfbewohnern abstruse Waldmessen, in denen er den „dummen Landbewohnern“ Naturnähe und Konsumverzicht – nach seinem Vorbild – durch Gebete, Predigten und Tänze seiner „Lichtreligion“ näher bringen will. Während er immer verrückter wird, erfährt auch seine „frühere“ Umwelt von dem unkonventionellen Lebensstil und auch die Dorfbewohner wenden sich von ihm ab.

Das Aussteigermärchen Elchtest, inszeniert vom schweizer Regisseur Beat Fäh, ist eine gleichermaßen witzige und poetische Parodie. Elchtest ist ein Spiegel der heutigen Zeit, in der neureiche Geschäftsleute ihre Bodenhaftung verlieren, die Dumpfheit einer vermeintlichen Dorfidylle trügt und die Flucht aus der schnelllebigen Zeit nicht selten zu dubiosen Glaubensbewegungen oder Esoterikgruppen und dem Wunsch nach neuen Werten führt – auf der Suche nach dem Glück.