Di, 13.12.2005

Vortrag von Tobias Göpel über die neue Rolle der Bundeswehr im 21. Jahrhundert

In Zeiten der Globalisierung, in denen die Welt zu einem „Dorf“ zusammenwächst und daraus neue politische Konflikte entstehen, muss sich die Bundeswehr auf eine völlig neue Rolle in der internationalen Sicherheitspolitik einstellen.

Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert – neue Herausforderungen für die Bundeswehr?! So lautete das Thema des erfrischenden Vortrages am Mittwoch, den 14. Dezember, das der Referent Tobias Göpel, Jugendoffizier der Bundeswehr stationiert in Frankfurt/M. den Schülern der Internatsschule Schloss Hansenberg zunächst vorstellte und anschließend mit uns diskutierte.

Tobias Göpel, ein schicker und adretter 29-jähriger Hauptmann der Luftwaffe in smarter blauer Uniform, hat nach seinem Abitur 1995 zunächst ein Studium in Diplompädagogik und Geschichte bei der Bundeswehr in Hamburg abgelegt, und dann in fünf Jahren die Laufbahn zum Offizier durchlaufen. Heute ist er für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr in Südhessen zuständig.

Der Zerfall der Sowjetunion, die Globalisierung und das damit in Verbindung stehende Ende des Kalten Krieges ließen nach Göpel regionale Konflikte, die zuvor stets unterdrückt wurden, beispielsweise auf dem Balkan, neu eskalieren und zeigten der westlichen Welt z. B. durch den entstehenden Terrorismus, wie gefährdet unsere persönliche Sicherheit ist und wie wichtig ist es ist, sie zu sichern.

Und genau hier setzen die neuen Aufgaben der Bundeswehr nach Darstellung des Referenten an: Es gilt nicht mehr primär wie zu Zeiten des Kalten Krieges durch Aufrüstung Macht gegenüber einem definierten Feind zu demonstrieren, sondern die Bundeswehr muss den neuen Gefahren anders entgegentreten. Deshalb ist es die neue verteidigungspolitische Strategie seit 2003, so Hauptmann Göpel, Konflikte im Vorfeld zu vermeiden, entstandene Krisen im Rahmen der UN zu bewältigen, daraufhin in Kooperation mit den NGOs Hilfe beim Aufbau zu leisten. Außerdem sei es aber primäre Aufgabe der Bundeswehr immer noch, eventuelle äußere Gefahren oder Angriffe auf Deutschland und seine Bürger abzuwenden. Dabei gilt die Prämisse: So wenig Gewalt wie möglich, so viel Gewalt wie nötig. Nach Meinung des Soldaten Göpel soll der Einsatz der Bundeswehr erst als letztes Mittel gelten, wenn weiche Faktoren auf politischer Ebene (Diplomatie etc.) gescheitert sind.

Die persönliche Sicherheit kann nach Göpels Auffassung jedoch nur dann garantiert werden, wenn in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür existiert. Die erste Frage bei der Bekämpfung und Prävention von Konflikten muss deshalb lauten: Was kann ich tun? Und erst die zweite: Was kann die Bundeswehr tun? Außerdem muss man sich in Deutschland bewusst werden, dass ein zu erwartendes Jahrhundert der Ressourcenkonflikte politisch vermieden werden muss. Das heißt natürlich, dass mit wichtigen Ressourcen wie Wasser und Öl sparsam umgegangen werden muss, sodass soziale, ökonomische und ökologische Konflikte, die durch Ungleichheit in unserem „globalen Dorf“ entstehen, in Zukunft vermieden werden.

Somit ergibt sich die politische Idee des erweiterten Sicherheitsbegriffs und der inneren Führung, des sogenannten „Staatsbürgers in Uniform“, welcher sich mit der Bundeswehr, deren Aufgaben und der deutschen Demokratie identifizieren kann und muss.

Für uns Hansenberger war das mal wieder ein rundum gelungener Vortrag, der zum ersten durch überzeugende Inhalte und belebende Rhetorik die Zuhörer durchaus zum Nachdenken anregte, und zum zweiten auch aktuelle Themen wie den Irak-Konflikt und die Restrukturierung der EU nicht vernachlässigte. Und schick wirkte der junge, in blauer Luftwaffen-Ausgehuniform groß gewachsene und rhetorisch geschickt agierende Hauptmann Tobias Göpel allemal. Ein gelungener, lehrreicher Abend.