Mi, 31.08.2011

Vortrag von Thomas Mann, Mitglied des Europa-Parlamentes, zum Thema: Demographische Entwicklung und Generationengerechtigkeit in Europa

„„Ich glaube wir haben eine riesengroße Chance, wenn wir nur wollen!““

Diese Worte beschreiben die Intention von Thomas Mann wohl am besten und sind stellvertretend für eine Präsentation der aktuellen EU-Bemühungen in Bezug auf den demographischen Wandel.Der Europaabgeordnete Thomas Mann besuchte am Donnerstagabend den Hansenberg als EU-Berichterstatter des Ausschusses für Beschäftigung und Soziales, um den SchülerInnen einen Einblick in das Thema „Demographischer Wandel und Generationenkonflikt in Europa“ zu geben. Damit trifft er keineswegs eine nebensächliche Problematik unserer heutigen Gesellschaft, sondern prangert einen Konfliktbereich an, der jeden – von jung bis alt – beschäftigen sollte. Es ist das Phänomen, dass unsere Gesellschaft grundsätzlich immer älter wird, was natürlich einerseits daran liegt, dass unsere Lebenserwartung stetig steigt, aber andererseits durch die sinkenden Geburtenraten zum Problempunkt wird. Während die Gesellschaftsstruktur 2001 noch einem Tannenbaum glich, wird sie sich laut zahlreichen Studien bis 2050 zur Urnenform ändern. Dadurch stehen wir als Angehörige einer bestimmten Generation vor zahlreichen Herausforderungen, wenn es um das Zusammenleben von Menschen mit einer großen Altersdifferenz geht.

Genau an diesem Punkt möchte die Europäische Union frühzeitig eingreifen, um die einzelnen Länder auf die kommende Situation vorzubereiten. Dazu legte der zuständige Ausschuss einen Maßnahmenplan dar, den Herr Mann nach einer kurzen Einführung in das Thema präsentierte.Es gehe hierbei in erster Linie darum, die Interaktion zwischen Jung und Alt zu verstärken, sodass beide Generationen sich gegenseitig nicht als störend empfinden, sondern im Gegensatz dazu, sogar voneinander profitieren können.

Oft herrsche die Einstellung, dass die ältere Generation eine Belastung für die Gesellschaft sei, da sie keinen aktiven Beitrag leiste und dies nun durch die wachsende Zahl der Rentner und Pensionäre nicht mehr durch den Generationenvertrag gewährleistet sein könne. Deswegen fühlten sich Ältere diskriminiert und in eine separate Gesellschaft verstoßen. Aber davon müsse man wegkommen. Sie seien in keinem Fall eine Belastung, sondern würden durch ihr Wissen und ihre Erfahrung vielmehr eine Bereicherung darstellen. Sie sollten aktiv in Würde, Gesundheit und Selbstständigkeit altern und sich am sozialen Leben beteiligen – frei nach dem Motto „Integration statt Isolation“.

Ein anderes Problem sei die zwar ältere, aber dennoch arbeitsfähige Bevölkerung in Konfrontation mit Berufseinsteigern. Es dürfe keinen Konkurrenzkampf bezüglich Arbeitsplätzen bestehen. Stattdessen spricht Mann von einem „Generationen-Mix“, bei dem die Jüngeren vom Know-How der Älteren und diese von der Leistungsbereitschaft und Kreativität der Jüngeren profitieren würden. Es liege gleichermaßen an den Unternehmen, hier soziale Verantwortung zu zeigen und Chancengleichheit zu wahren.

Damit diese Vorstellungen auch umgesetzt werden können, schlägt der Plan Maßnahmen bzw. Ziele vor. Wichtig seien funktionierende Rentensysteme, Abbau der Jugendarbeitslosigkeit sowie von geographischen Disparitäten. Die „menschliche Begegnung“ solle außerdem im Vordergrund stehen. Mann präsentierte dazu konkret zwei Projekte. Die EU plädiere beispielsweise für die Einführung eines so genannten „Euro-Passes“, ein Kompetenznachweis, der für die jeweils angemessene Anerkennung von allen beruflichen Abschlüssen in allen Mitgliedsstaaten sorge.

Aber auch für die Älteren sollten Ziele durch den „Europäischen Pakt 50plus“ in den Mitgliedsstaaten verbindlich gesichert werden. Dabei ginge es darum, die Erwerbstätigenquote zu steigern, Frühverrentung zu vermeiden und allgemein für eine längere Beschäftigung zu sorgen. Den Impuls in die richtige Richtung soll dafür das nächste Jahr „2012 – das Jahr des aktiven Alterns“ geben.

Insgesamt trug Herr Thomas Mann sein Thema sehr begeistert vor und man konnte spüren, dass er wirklich an die Bewältigung des demographischen Wandels und Generationenkonflikts glaubt.Wir nehmen mit, dass es vor allem in unserer Hand liegt, für ein harmonisches und ineinandergreifendes Zusammenleben zwischen Jung und Alt zu sorgen, denn die Chancen sind gegeben – wir müssen sie nur anpacken.

Des Weiteren bietet sich die Gelegenheit, Herrn Mann nochmals dafür zu danken, dass er in diesem Jahr einer Schülerin einen Praktikumsplatz in seinem Brüsseler Büro ermöglicht. Im Rahmen unseres diesjährigen Auslandspraktikums werden dort sicherlich interessante Eindrücke und Erfahrungen im politischen und volkswirtschaftlichen Tätigkeitsbereich gesammelt werden können.