So, 25.03.2012

Vortrag von Prof.Dr. Christian Wenzel (National Taiwan University): „Ist der freie Wille eine Illusion?“

Am Montag den 26. März 2012 durften wir einen ganz besonderen Gast in unserem Hause willkommen heißen: Prof. Dr. Dr. Christian Helmut Wenzel, promovierter Mathematiker und Professor für Philosophie an der National Taiwan University, gab dem sehr gespannten Publikum bestehend aus Lehrern, Sozialpädagogen und natürlich vielen Schülern eine kurze jedoch präzise dargestellte Einführung in die Problematik des „freien“ Willens. Können wir frei über unsere Handlungen entscheiden? Oder ist unser gesamtes Dasein doch schon vorherbestimmt und wir bilden uns lediglich ein, über jegliche Entscheidungsgewalt zu verfügen? Gibt es so etwas wie Spontaneität? Eine endgültige Lösung für dieses Grundsatzproblem ist selbst unter den begabtesten Philosophen unserer Zeit nicht erlangt. Herr Wenzel beschäftigte sich schon im Jugendalter mit dieser Problematik. Seine Überlegungen begannen auf einer geradezu trivial erscheinenden Ebene: „Kann ich frei aufstehen und mir ein Glas Milch aus dem Kühlschrank holen?“ Dieses Erlebnis gab dem heutigen Experten für Kants Ästhetik den Anstoß zu Studien verschiedener Theorien. In seinem Vortrag gab er uns noch einige Einblicke in den materialistischen Lösungsansatz des Laplace’schen Determinismus sowie in die religiöse Herangehensweise an die Frage der Willensfreiheit. Der Referent selbst sieht den Determinismus als widerspruchsfreies Modell an, obgleich sich der menschliche Verstand nur widerwillig damit zufrieden geben möchte. Diese gewollt provokante These aktivierte die gewohnt lebhafte Diskussionskultur des Hansenbergs.

Die anknüpfende Diskussionsrunde brachte einige vollkommen verschiedene Perspektiven auf die Fragestellung zu Tage: Lösungsansätze auf Basis der Hirnforschung, quantenphysische Argumente gegen die Laplace’sche Theorie und Beiträge aus kantischer Sicht.

Dank dieser vielseitigen Argumentationsweisen konnten sich selbst Laien auf diesem Gebiet ein umfangreiches Bild der Problematik formen und vielleicht gab die Diskussion dem einen oder anderen einen Anstoß zu weiteren Überlegungen. Alles in allem eignet sich nichts besser um auf alltagsferne Gedanken zu kommen, als einmal zwei Stunden in einer angenehmen Runde über auf den ersten Blick vollkommen banale, nach einigem Nachdenken jedoch tiefgreifende, Problematiken zu philosophieren.

Ein besonderes Dankeschön für einen spannenden und lehrreichen Vortrag und ein jederzeit erneutes Herzlich Willkommen an Herrn Prof. Dr. Dr. Wenzel und Herrn Bernöster für die Organisation des Vortrages.