Mi, 24.08.2011

Vortrag von Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Institutes der deutschen Wirtschaft: Wirtschaftspolitische Paradigmenwechsel in Folge der Krise

Wirtschaftspolitischer Paradigmenwechsel infolge der Krise?

Bereits zum zweiten Mal durfte die Internatsschule Schloss Hansenberg am 25. 08. 2011 Herrn Prof. Dr. Michael Hüther in ihrer Aula begrüßen. Der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft hielt vor zahlreichen Zuschauern aus Schüler- und Lehrerschaft einen Vortrag zum Thema eines möglichen „wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsels infolge der Krise“. Neben seiner Tätigkeit im Sachverständigenrat und bei der Deka-Bank hat Herr Prof. Dr. Hüther bereits mehrere Bücher veröffentlicht und wurde für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Zunächst leitete Prof. Dr. Hüther den Vortrag mit einem zeitlichen Überblick über verschiedene Krisenbegriffe ein. Mit den Kategorien, die sich von Agrarkrisen zu Großer Depression und heutigen Finanzkrisen weiterentwickelt haben, habe sich auch das Bewusstsein und das Verhalten gegenüber wirtschaftlichen Krisen gewandelt, so Prof. Dr. Hüther. Es sei immer wieder die Frage gewesen, ob und wie eine solche Krise zu bekämpfen und ob ein gerechteres System im Anschluss daran überhaupt möglich sei. Prof. Dr. Hüther sprach von einem „Treppenwitz der Geschichte“, nämlich der Legitimation des Marxismus durch die Kritik am Kapitalismus, ohne jedoch vorher dessen Schuld an einer Krise bewiesen zu haben. Im Gegensatz dazu hält Hüther vielmehr eine genaue Krisenanalyse für notwendig. Nur so seien die tatsächlichen Ursachen zu finden, welche nicht im Kapitalismus sondern viel mehr im fehlenden Haftungszwang lägen. Für Risiken müsse stets jemand haften, Ausbeutung sei sonst nicht zu verhindern. Diese Überlegungen stellte Hüther auf internationaler Ebene an, was zum Begriff „Globalisierung“ führte. Dieser wiederum steht in engem Zusammenhang mit dem fortschreitenden Wachstum in allen Wirtschaftsbereichen. Bei diesem Thema böten sich internationale Vergleichsstatistiken an, die in diesem Fall den Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung sowie Zufriedenheit, „Bruttonationalglück“ veranschaulichen sollten. Es zeigte sich ein gemeinsamer Anstieg im Verlauf der Zeit, welcher den großen Einfluss des weltweiten Wachstums auf die Lebensqualität deutlich machte.

Es stellte sich also die Frage nach der richtigen Reaktion auf wirtschaftliche Krisen und deren Ursachen. Prof. Dr. Hüther verteidigte hier die häufig angeklagten Finanzmärkte, welche zwar für „Wind, nicht aber für Feuer“ verantwortlich seien. Um eines der tatsächlichen Probleme zu zeigen, zeichnete Hüther das recht anschauliche Bild einer Brandversicherung auf das Haus des eigenen Nachbarn. Diese lasse auf mehr Informationen über das Brandrisiko seitens des Versichernden schließen. Solche Informationsvakuen gebe es auch auf Finanzmärkten, was das sogenannte Moral Hazard auslöse. Problematisch sei außerdem die Schwerfälligkeit von Märkten aller Art. Wie im Fall von Griechenland sei lange keine Reaktion zu erwarten, dann aber komme der Schock mit voller Wucht. Damit in Zusammenhang stehe auch die typische Orientierungslosigkeit der Märkte.

Die expansive deutsche Politik während der Krise befürwortete Hüther ebenso wie eine Unterstützung Griechenlands. In Spanien sei diese aber nicht nötig, da es sich um ein Liquiditäts- und nicht, wie im Falle Griechenlands, um ein Solvenzproblem handle. Als Lehre aus der Krise fordert Hüther, zukünftige Märkte mit „klugen Regeln“ einzuschränken.

Insgesamt war es ein sehr interessanter und lehrreicher Abend, für den wir uns ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr. Hüther sowie Herrn Bernöster, der den Vortrag initiiert hat, bedanken wollen.