Mi, 02.04.2014

Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Ruland, Technische Universität München, zum Thema “Aktuelle Entwicklungen in der Krebsforschung”

Neue Erkenntnisse in der Krebsforschung- Ein Vortrag von Prof. Jürgen Ruland

Was ist Krebs eigentlich, wie entsteht Krebs, und kann man Krebs behandeln? Wie weit ist die Forschung fortgeschritten, noch aktiv? Diese Fragen wurden unter anderem am 03.04.2014 bei einem Vortrag von Prof. Jürgen Ruland zum Thema „Neue Erkenntnisse in der Krebsforschung“ beantwortet.

Er selbst studierte Humanmedizin, promovierte anschließend und war in vielen verschiedenen Forschungsinstituten tätig. Aktuell arbeitet er an der Technischen Universität München am Institut für klinische Chemie und Pathobiochemie, wo er beispielsweise Signalprozesse des Immunsystems untersucht, vor allem bezüglich Veränderungen bei Leukämiezellen. Zudem wurde er schon mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Wissenschaftspreis der Europäischen Union.

Zunächst wurden uns die Ursachen und die Entstehung des Krebses nähergebracht, welcher die zweithäufigste Todesursache der westlichen Welt darstellt. Krebs, so Ruland, sei eine bösartige Tumorerkrankung, welche genetisch bedingt, jedoch durch äußere Einflüsse verursacht werden kann, jedoch nur selten vererbt wird. Neben verschiedenen Arten der Mutation wurden uns auch die am häufigsten betroffenen Organe vorgestellt, doch obwohl bei Frauen Brust- und Lungenkrebs, bei Männern Prostata- und Lungenkrebs am häufigsten auftreten, können Tumore in jeden Organ auftreten.

Der „Mehrstufige Prozess“ der Entstehung des Krebses, würde, so Ruland, durch das Versagen von Reparatur- und Regulationsmechanismen der Zellen bestimmt, bzw. von einer zufälligen Mutation ausgelöst. Durch die genetische Veränderung der Zelle durch Mutationen, werden meist sämtliche Kontrollmechanismen ausgeschaltet und die Zellteilung erfolgt unkontrolliert, was zur Tumorbildung führt.

Um uns den bisherigen Fortschritt in der Krebsforschung zu zeigen, erklärte er uns einige Diagnoseverfahren von Krebs, sowie Behandlungsmöglichkeiten. 1980 seien noch 2/3 der an Krebs erkrankten Menschen daran gestorben, wobei heute noch ca. die Hälfte an Krebs bzw. dessen Folgen sterbe. Ein Fortschritt, der Prof. Ruland optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Eine Methode zur Diagnose sei eine Chromosomenanalyse, wodurch viele genetische Mutationen erkennbar wären und die Chromosomen durch Sonden markiert sichtbar würden, sodass eine Analyse erfolgen kann.

Ebenso könne mithilfe von Genexpressionsstudien das Krebsgewebe untersucht werden, wodurch eine bessere Einschätzung von Behandlungsmöglichkeiten gewährleistet wird. Früher wurde diese Analyse unter dem Mikroskop vorgenommen, doch mithilfe dieser neuen Studien konnten Krebszellen in Subgruppen unterteilt werden, die anhand von verschiedenen Eigenschaften kategorisiert werden.

Zur Behandlung von Krebs gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. neben Medikamenten, die Operation, die Strahlen- und die Chemotherapie, welche abhängig von der Lokalisierung des Tumors oder dem Verbreiten von Krebszellen im Körper sind. Hat der Krebs beispielsweise schon gestreut, sich also über Blutbahnen schon im Körper verteilt und Metastasen gebildet, sind lokale Behandlungen oft nicht mehr sinnvoll bzw. ausreichend.

Neben der mittlerweile stark verbesserten Möglichkeit zum Sequenzieren von DNA, stellte Prof. Ruland die Entwicklung von Medikamenten vor. Dafür würden mutierte Tumorzellen in embryonale Zellen von bspw. Mäusen eingepflanzt. Dies sei notwendig, da Krebs stark von Umwelteinflüssen, wie einem funktionierenden Immunsystem etc. abhängig sei, weshalb in vivo-Versuche notwendig wären. Bis sich jedoch aus transgenen Mäusen tatsächliche Wirkstoffe und schlussendlich auf Menschen anwendbare Medikamente entwickeln ließen, sei ein langwieriger Prozess, der auch Testphasen an Probanden mitbeinhalte, bis es schließlich zu einer Zulassung käme. Auf 10.000 gescreente synthetisierte Substanzen, komme statistisch gesehen ein zugelassenes Medikament.

Nachdem er viele interessante Basisinformationen über Krebs und Krebsforschung geliefert und auch schon während des Vortrages Fragen beantwortet hatte, wurden wir alle zu weiteren Fragen eingeladen, die alle geduldig und ausführlich beantwortet wurden.

Er selbst sehe, so sein Fazit, dass schon jetzt dramatische Erfolge in der Krebstherapie zu verzeichnen seien.

Nun möchten wir uns ganz herzlich bei Prof. Ruland für seinen Vortrag bedanken und würden uns auch über weitere Besuche freuen.