Mi, 21.03.2012

Vortrag von Prof. Dr. Hahlbrock (Max-Planck-Institut Köln): „Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit der Erde“

Welternährung zwischen Hunger und Überfluss

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie die Erde in 30 Jahren aussehen könnte?

Herr Professor Wenzel tat dies und referierte am Donnerstagabend, den 22. 03. 12 über das spannende Thema der Tragfähigkeit und der Nachhaltigkeit der Erde. Professor Wenzel war ab 1983 bis zu seiner Pensionierung Direktor der Abteilung für Biochemie am Max-Planck-Institut in Köln und engagiert sich heute für das Umweltbewusstsein unserer Generation.

Herr Wenzel erläuterte zuerst die komplexen Zusammenhänge zwischen Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, der Verteilung des Reichtums auf der Welt und dem Ökosystem. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir heute an einem Punkt angekommen sind, an dem wir durch Landwirtschaftliche Nutzung zwar schon einen großen Teil unseres Ökosystems verändert oder zerstört haben, die Erde in diesem Zustand jedoch weiter bestehen kann. Jedoch vermehrt sich die Menschheit um ungefähr 80 Millionen pro Jahr, und dieses Wachstum findet nicht in den Industrienationen statt, sondern in den Schwellenländern. Dieses rapide Wachstum beansprucht nicht nur einen steigenden Bedarf an Lebensmitteln, sondern spaltet auch weiter die bekannte Schere zwischen Arm und Reich. Aufgrund dieser Armut und dem sinkenden Anspruch, den die Bevölkerung der Industrienationen an ihre Nahrung hat, sind die Bedingungen für die Lebensmittelherstellung beschränken auf „viel“ und „billig“, was nur in Form von Monokulturell gezüchteten Pflanzen und in Massentierhaltungen zu bewerkstelligen ist. Diese Monokulturen zerstören nicht nur die Artenvielfalt, sondern sind auch leicht anfällig für Krankheiten und müssen somit chemisch behandelt werden. Durch die Nahrungsmittelketten werden diese Chemikalien und Teile von Medikamenten auch von den Menschen aufgenommen und führen zum Beispiel zu ungewollter Antibiotikaresistenz. Ein weiteres Problem ist die Gülle, die bei der Haltung von einer so großen Masse von Tieren entsteht und entsorgt werden muss. Die Gülle hat einen extrem sauren PH-Wert und es gibt nur sehr wenige Pflanzen, die unter solchen Bedingungen leben können, wie zum Beispiel der Löwenzahn. Es sollte also keine Freude aufkommen, wenn wir das nächste Mal an einem mit Löwenzahn bedeckten Feld vorbeigehen, sondern vielmehr der Gedanke daran, dass andere Pflanzen in einem solchen Milieu nicht mehr wachsen und somit vielleicht bald nicht mehr existieren können.

Das Ziel Professor Wenzels war es jedoch nicht, uns mit diesen Fakten zu schockieren, sondern viel mehr zu sensibilisieren für unser Handeln im Alltag.Also stellen Sie sich hin und wieder die Frage: Was esse ich da eigentlich? Wo kommt das T-Shirt, das ich trage, eigentlich her und in welchen Verhältnissen leben die Menschen, die es hergestellt haben? Und fangen Sie an mit Freunden, Verwandten und Ihrer Familie darüber zu reden. Denn um etwas zu verändern, muss man sich dessen erst bewusst werden.