Di, 23.05.2006

Vortrag von Dr. Schweickart, CEO der ALTANA-AG, im Rahmen des Workshop Managementpraxis an der ISH

In der Reihe der IHK-Initiative „Workshop Managementpraxis“ besuchte der Vorstandsvorsitzende der ALTANA AG, Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart, am Mittwoch, dem 24. Mai 2006 die Internatsschule Schloss Hansenberg, um über das Unternehmen zu referieren und sich den Fragen der Schüler zu stellen.

Nach einer kurzen Einführung durch Schulleiter Herrn Herbst und der stellvertretenden Schulleiterin Frau Maier erhielt Dr. Schweickart das Wort, um den zahlreich erschienenen Schülern und Gästen aus verschiedenen Schulen des Rheingaus und aus Wiesbadener Oberstufen die Führungsaufgaben in einem international renommierten Pharma- und Chemiekonzern zu erläutern.

Der aus dem nahe gelegenen Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal“ stammende Schweickart begann seinen Vortrag mit seiner Verbindung zu dieser Heimat, die ihn mit den Menschen am Rhein verwurzelt. Auch die ALTANA AG ist „kein gewöhnliches Unternehmen“, so Schweickart, sondern ein gutes Beispiel für ein börsennotiertes Unternehmen in Familienbesitz, das sich auf den Sektoren der Pharmazie und der Chemie weltweit etabliert hat und mit seiner Heimat und dem Standort Bad Homburg verwurzelt ist.

Schweickart war Offizier bei der Bundeswehr, bevor er Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und München studierte und mit Staatsexamen abschloss. Obwohl er immer Historiker werden wollte, war er durch sein Elternhaus geprägt, und ging in die Politik, wo er drei Jahre als Assistent im Deutschen Bundestag, u. a. von Kurt Biedenkopf, arbeitete. Nach dieser – im Rückblick – „bewegenden Zeit“ begann er seine Karriere in der Wirtschaft. Er stieg in das Familienunternehmen der Familie Quandt ein, die heute in der vierten Generation mit nur noch drei Nachfahren die Mehrheit an ALTANA hält und persönlich in den Aufsichtsräten vertreten ist, nicht jedoch im Vorstand. Schweickart begann als Leiter des Aufsichtsratsbüros und persönlicher Mitarbeiter von Herbert Quandt, der 1959 BMW vor einer Übernahme von Daimler-Benz rettete, um die „Strahlkraft“ der Marke BMW zu bewahren. Seit 19 Jahren ist Dr. Schweickart im Vorstand vertreten und seit 16 Jahren der Vorstandsvorsitzende. Neben dieser Tätigkeit ist er auch zum Beispiel Vorsitzender der Herbert-Quandt-Stiftung.

Schweickart spricht aus Erfahrung, wenn er den Schülern erklärt, das ein „strategisches Denken“ das A und O im Management bilden. Statt reine Fixierung auf Tagesgeschäfte und Quartalsberichte sichern nach Schweickart langfristige Planung und Innovation, Internationalität sowie Qualität den Fortbestand des Unternehmens. Nur durch einen eigenen Stil, eine „Unternehmenskultur“ wird ein Unternehmen einzigartig und für den Kunden unverwechselbar.

ALTANA hat seinen Sitz in Deutschland, einem ressourcenarmen Land, und fördert deshalb laut Schweickart andere „Ressourcen“, wie Forschung und Bildung. Seit der Produktionsverlagerung vieler Unternehmen nach Osteuropa oder Asien wandelt sich der Wettbewerb. ALTANA muss dennoch den Kurs der Innovation beibehalten und ein Abdriften in die Imitation verhindern. „Die Apotheke der Welt war gestern in Deutschland und Westeuropa, heute ist sie in den USA und morgen wird sie in China sein.“ Nur durch Imitation konnten sich die asiatischen Länder Innovation leisten und Schweickart wagt die Prognose, dass viele Medikamente gegen zurzeit noch unheilbare Krankheiten aus China und Co. kommen werden, wobei auch ethische und patentrechtliche Grenzen überschritten werden müssen.

Als weiteren Faktor des langfristigen Erfolges nennt der Vorstandsvorsitzende die Internationalität, da nicht nur in seinem Unternehmen der Nachwuchs für Forschung und Management international rekrutiert wird, wobei Flexibilität, Sprachen und hohe Qualifikation ein immer größer werdender Stellenwert beigemessen wird. Er empfiehlt den Schülern deshalb, viele Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Hierbei verweist er auf die unterschiedlichen Managementstrukturen und den „Trend zur Verenglischung“.

Seine Aufgabe, so Schweickart, sei der Spagat zwischen der langfristig denkenden Unternehmerfamilie und dem deutschen „Management-System“ und der Kurzfristigkeit des Kapitalmarktes. Es ist nicht immer einfach, den richtigen Weg zwischen dem „Angestellten der Aktionäre“ und dem „Diener des Unternehmens“ als Vorstandsvorsitzender zu finden, so der nachdenklich wirkende Vorstandsvorsitzende am Ende seines Vortrages.

Dann stellte er sich den Fragen der wissbegierigen Schüler und wich auch dem Thema der Trennung von Pharma- und Chemie-Bereich nicht aus. Symbolisch beschrieb er die „gemeinsame Entwicklung zu einem unbeweglichen Tanker oder die selbständige Weiterentwicklung zu wendigen Schnellbooten“. Nur durch Dezentralisierung und eine Aufteilung in zwei eigenständige Konzerne, könne man das „Risiko-Geschäft mit dem Pharma-Bereich“ minimieren, da jedes Medikament eine teure und zeitintensive Entwicklungsphase bestehen muss.

Zum Schluss gab es noch drei Tipps für die eigene Karriere:

  1. 1. Karriere kann man nicht planen, aber durch Ehrgeiz und Zielstrebigkeit viel erreichen!
  2. 2. Man soll sich nicht nur auf einem Spezialgebiet gut auskennen!
  3. 3. Ein hohes Maß an Flexibilität und Geduld ist wichtig!

Alles in allem resümiert Schweickart „Wenn Sie etwas wollen, erreichen Sie es auch.“.