12. - 16.02.2006

Von Mikrochips und Drive-in-Schaltern: das wundersame Projekt Jugend denkt Zukunft! oder Was hat die Dresdner Bank mit einem Juwelier zu tun?

„Das war cool!“ Die Azubis der Dresdner Bank Frankfurt zeigten sich begeistert. Warum? Zum Beispiel von dieser „simplen“ Idee der Gruppe Simplicity der Internatsschule Schloss Hansenberg: Die Einführung eines einfachen Mikrochips mit Namen „Simplicity“ als alleiniges Zahlungsmittel in allen Lebensbereichen. Also auch zum Beispiel zur einfachsten, direkten Begleichung der (kleinen) Rechnung „der teuren Freundin“ beim Juwelier!

Dieses hohe Ziel eines vereinfachten Zahlungsverkehrs hat sich das fiktive Tochterunternehmen „Dresdner Simplicity Services“ der Spielgruppe „Simplicity“ gesetzt. Durch Spracherkennung und Fingerabdruck seien Betrug und Diebstahl ausgeschlossen, alle Zahlungsmodalitäten seien in nur einer Form vereinfacht, und außerdem entfalle der lästige Bargeldverkehr. Den Chip, so die Gruppe des Projekts „Jugend denkt Zukunft“ um Malvin Gattinger, Moritz Matthey und Stephanie Schick könne man in Uhren, Schmuck, Handys oder aber den Körper des Kunden selbst einbauen. Das sei unkompliziert und „total einfach“!

Wie aber kommt es zu solch „kreativen Ideen für neue, einfachste Zahlungsmittel“? Eine Woche lang brauchte die 12 d der Internatsschule Schloss Hansenberg nicht zum üblichen, gewohnten Unterricht. Aber so „chillig“ wie die 16 Schülerinnen und Schüler sich diese Auszeit vom Hansenberg zunächst vorgestellt hatten, wurde sie bei weitem nicht.

In der christlichen Familientagungsstätte Dorfweil im Taunus nahmen die Jugendlichen am Innovationsspiel „Jugend denkt Zukunft“ teil. Entwickelt vom IFOK-Institut (Institut für Organisationskommunikation) in Bensheim und durchgeführt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Partnern aus der Wirtschaftswelt, bietet „Jugend denkt Zukunft“ SchülerInnen der 9.–12. Klassen die Gelegenheit, Unternehmensluft zu schnuppern und kreative Produktideen für das Jahr 2020 zu entwickeln. Auch die Partnerunternehmen, in diesem Falle die Dresdner Bank Frankfurt/M., profitieren von dieser Zusammenarbeit, denn sie erfahren die Wünsche und Visionen ihrer Kunden von morgen aus erster Hand.

Die Aufgabe der 15–18 Jährigen in dieser von Agnes Dittmar vom IFOK-Institut erstklassig moderierten und von Paul Rauh, Lehrer für Politik und Wirtschaft am Hansenberg hoch motiviert begleiteten Woche: Sie sollten sich visionäre Gedanken über „Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen im Jahr 2020“ machen!

Hocherfreut über die Möglichkeit, eine Woche lang das naturwissenschaftlich orientierte Curriculum (Leistungskurse Mathematik, Politik & Wirtschaft sowie eine Naturwissenschaft) einmal zu ignorieren und sich „der Kreativität und Phantasie“ zu widmen, stürzte sich die 12 d in diese neue Herausforderung.

In der ersten Phase des Projektes standen vor allem Methoden zur Ideenfindung und zur effektiven Präsentationstechnik auf dem Plan: Brainstorming, Reihum-Geschichten, Rollenspiele, Brown Papers etc. hielten die Jugendlichen von 8:30 bis 17:30 auf Trab. Obwohl HansenbergerInnen an solche Arbeitszeiten gewöhnt sind, stand die Erschöpfung am Ende des Tages allen ins Gesicht geschrieben. Kreativität kann so sehr viel anstrengender sein als eine wissenschaftliche Diskussion!

Am Mittwoch holte ein Ausflug nach Frankfurt die SchülerInnen heraus aus der Abgeschiedenheit des kleinen Taunusörtchens. Nach einem Besuch im Geldmuseum durften sie sich über eine Einladung zum Mittagessen in der DreBa-Kantine freuen, die nach allgemeiner Auffassung die Schulmensa um Längen schlägt. Anschließend präsentierten die Jungunternehmer vor einem erlesenen Publikum aus Abteilungsleitern der Dresdner Bank ihre vorläufigen Konzepte für das Jahr 2020. Besonders der darauf folgende Austausch mit den Experten, der Raum für Kritik, Verbesserungsvorschläge und die Vermittlung von Fachwissen bot, stieß bei allen Beteiligten auf sehr großes Interesse.

Tags darauf ging es in mit Fr. Dittmar in die Vollen. Im Rahmen eines Planspiels gründeten die Zwölftklässler drei fiktive Tochterunternehmen der Dresdner Bank, die von einem Team aus Trendforschern beraten, von einer NGO (non government organisation) und dem Presseteam differenziert unter die Lupe genommen und kritisiert wurden. Spätestens jetzt hatte jede(r) seine Rolle gefunden, in der er/sie voll und ganz aufging. So kam es auch, dass die eine oder andere Gruppe erst abends um zehn Uhr mit der geleisteten Arbeit zufrieden war.

Dass die Überstunden sich jedoch gelohnt hatten, stellte sich am Freitag, dem sehr aufregenden „Präsentationstag“ heraus. Wieder in der Dresdner Bank in Frankfurt präsentierten 16 Jungunternehmer sich und ihre Konzepte einem breiten Publikum. Die Einführung des Mikrochips „Simplicity“ als alleiniges Zahlungsmittel hat sich z. B. „Dresdner Simplicity Services“ zum Ziel gesetzt. Durch Spracherkennung und Fingerabdruck seien – wie schon oben erwähnt – Betrug und Diebstahl ausgeschlossen. Der Chip, so die „Unternehmensgründer“ Malvin Gattinger, Moritz Matthey und Stephanie Schick könne überall am und im Körper des Menschen getragen oder „sicher eingebaut“ werden.

Die „cone bank“ erklärte ihrem fiktiven „Mutterunternehmen DreBa“ einen neuen Kundenkreis eröffnen zu wollen: die wichtige, scheinbar noch unerschlossene Zielgruppe der Jugendlichen. Daher planen Nikolas Friedrich und Philipp Mohr die Einrichtung „hipper Filialen“ und eine einfach zu durchschauende Produktpalette, um über kurz oder lang einen „Kultstatus“ zu erreichen und die junge Kundschaft somit schon früh an die Dresdner Bank heranzuführen.

Das Ziel der „Individual-Bank“ ist dagegen, wie der Name schon sagt, eine optimale Anpassung an moderne Kundenwünsche, vor allem der Zielgruppe von gut ausgebildeten, vermögenden und jungen Frauen mit Familie. Deshalb setzen Alena Kuhn, Olga Nuss und Anna Schrank einerseits auf Filialen mit ausgedehntem persönlichem Service (z. B. für die Kinderbetreuung) und andererseits auf die flächendeckende Aufstellung von kundenfreundlichen Drive-in-Bankautomaten für geplagte Familienväter.

Die Ideen der 16 Jugendlichen stießen bei den Zuhörern der Dresdner, der Altana und Linde, aber auch der anwesenden Presse auf Bewunderung und Amüsement zugleich. Und am Ende waren sich alle einig, dass die abgelaufene Woche zwar stressig, aber auch sehr lehrreich und unterhaltsam gewesen war. Das Feedback ergab nur Lob an die wunderbare Organisation des IFOK-Instituts und die engagierte Moderation von Agnes Dittmar sowie die tolle Unterstützung der Dresdner Bank, hier vor allem von Heike Heuberger. Die Schule sollte solche Aktivitäten viel öfter „erlauben“, so die einhellige Meinung der Zwölftklässler. Das sei eben doch recht „chillig“ und „visionär“ zugleich!