Mi, 17.10.2018

Theaterkritiker und Schriftsteller Simon Strauß zu Gast am Hansenberg

„Theater vermittelt neben der unterhaltenden Funktion immer auch eine tiefere Wahrheit.“, so beschrieb Simon Strauß, der seit 2016 als Journalist im Feuilleton der FAZ für den Teil „Theater“ verantwortlich ist und zudem letztes Jahr sein erstes literarisches Werk „Sieben Nächte“ veröffentlicht hat, die Funktion eines Theaterstücks.

Der Theaterkritiker war am Mittwoch, den 17.10, zu Besuch am Hansenberg und sprach mit den DS-Kursen der Q3 und E1 über Theater und seine Arbeit als Theaterkritiker. Im Nachhinein schaute er sich die Inszenierung von Teilen seines Buches „Sieben Nächte“ an, welche am 16.&17.11. jeweils um 19.30 Uhr in der Aula öffentlich aufgeführt wird.

Der 1988 in Berlin geborene Journalist erzählte über die Anfänge seines Interesses für Theater, mit dem er bei einem Auslandsaufenthalt in Neuseeland zum ersten Mal richtig in Kontakt gekommen sei. „Dort war das Theater die Möglichkeit, mich zu erholen und Abstand von den rationalen Anforderungen in der Schule zu erhalten. Theater ist viel sinnlicher.“, beschreibt der junge Theaterkritiker seine Faszination für das Theaterspielen.
Nach dem Abitur strebte er zunächst eine Theaterkarriere als Regisseur an, entschied sich jedoch nach kurzer Zeit, Altertumswissenschaften zu studieren und legte später seinen Doktor in dieser Fachrichtung ab.
Doch es zog ihn wieder zum Theater zurück und Simon Strauß wurde Journalist für Theater bei der FAZ.

Besonders interessant für die Schüler waren seine Anmerkungen zur Kunstform Theater selbst und deren heutiger Position in der Gesellschaft. Der Autor sieht das Ziel eines jeden Theaterstücks darin, „den Zeitgeist durch den Versuch der Einordnung von Zeitgeschehen widerzuspiegeln.“ Dabei stelle sich für den Regisseur die Frage, wie man ein altes Stück auf die heutige Zeit beziehe und aktuelle politische und gesellschaftliche Themen verarbeite. Wie nirgendwo sonst könnte man im Theater als ein Ort, an dem Unterschiedlichkeit in Szene gesetzt werde, besonders gut in einem politischen Akt die Solidarität gegenüber Andersartigkeit üben.
Besonders die Nähe zum Zuschauer bewirke, dass die Identifikation mit einem realen Menschen neue Fragen aufwirft.

Jede seiner Theaterkritiken antworte in einem gewissen Maße also auch darauf, ob es das Theater noch brauche und was es von neueren Kunstformen wie Netflix-Serien unterscheide.

Als eine „literarische Fiktionalisierung“ mit einem gewissen „schöpferischen Moment“ charakterisiert er sein Arbeiten. Die Bewertung der Inszenierung verlange weniger nach der Quantifizierung von äußeren Merkmalen, als nach einem literarischen Konstrukt, das mit einem kritischen Blick auf die Textgrundlage des inszenierten Werkes die einzelnen Aspekte und Eigenarten des Spiels in Bezug zum Gesamteindruck setzt.

Im Anschluss kamen die Schülerinnen und Schüler mit Simon Strauß unter anderem auch über sein Buch ins Gespräch.

Das Gespräch mit dem Theaterkritiker und Autor war sehr interessant und hat einige aktuelle Fragen und Probleme, die sowohl Theater als auch Zeitung betreffen, in einen größeren Kontext gesetzt. Simon Strauß erläuterte seine Ansichten sehr klar und schlüssig, ging aber auch äußerst differenziert auf die Schülerfragen ein. Wir bedanken uns für den großartigen Abend und die vielfältigen Anregungen.

Vielen Dank für die Organisation an Herrn Dr. Müller!

Nick Hartmann, Q3