Di, 03.06.2014

Theaterfahrt: Vincent will Meer mit anschließendem Publikumsgespräch

Theaterfahrten gehören für viele Hansenberger mittlerweile zum unverzichtbaren Programm. Nach Wiesbaden und Mainz ins Staatstheater oder ins Schauspiel Frankfurt fahren mehrmals im Monat 8 bis 40 Schüler zusammen mit Herrn Dr. Müller als Lehrer für Darstellendes Spiel und Leiter der Theater-AGs. Von Schauspielern, die mit Farbe um sich schmeißen (Frühlings Erwachen in Wiesbaden), bis zu den Textkaskaden, die Pollesch in einem Desire genannten Straßenbahn-Nachbau vortragen lässt (Je t´adorno) ist bei den Stücken, die wir uns anschauen, alles dabei.

So fuhren wir am 4.6. nach Wiesbaden, um in der Wartburg, der Nebenspielstätte des Staatstheaters, "Vincent will Meer" anzuschauen. Wir waren sehr gespannt darauf, was Wiesbaden aus dem "Teenie-kreisch-Film" von und mit Florian David Fitz gemacht hat. Von dem Ergebnis waren wir begeistert!

Benjamin Kiesewetter spielte den Tourette-erkrankten Vincent mit allen irritierenden Ticks und verbalen Entgleisungen unglaublich überzeugend. Von seinem Vater (Hans Jörg Krumpholz) wird er in eine Psychiatrie eingewiesen, in der er den Zwangsneurotiker Alex (Rajko Geith) und die magersüchtige Marie (Sybille Weiser) kennenlernt. Gemeinsam brechen die drei aus der Klinik aus und fahren – gefolgt von dem Vater und der behandelnden Ärztin (Franziska Beyer) – nach Italien ans Meer. Ihre jeweiligen Eigenarten machen die Fahrt zu einer berührenden Abenteuertour, alle Figuren bekommen ihr "Recht" und gewinnen Sympathien.

Die Qualität der Inszenierung lag in dem gegenüber dem Film sehr eigenen Zugriff. Szenen wurden gerafft, die Schauplätze auf ein sehr vielseitig bespieltes zweistöckiges Baugerüst verteilt. Der Abend trug eine sehr persönliche Note, verband das ernste Thema mit viel Witz.

Für uns kam das Beste des Abends zum Schluss: Ein Hansenberg-Alumnus, der als Regieassistent im Staatstheater arbeitet (Carlos Döring), hat für uns ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Dirk Schirdewahn und dem kompletten Schauspielerensemble organisiert. Ganz ungezwungen (und mit einem Bier in der Hand, das wir ihnen nach der Anstrengung des sehr dichten und fordernden Spiels auch wohl alle gönnten) beantworteten die Akteure unsere Fragen zur Produktion und der Entstehung des Abends – Stückauswahl, Besetzung, Textversionen, Improvisation, Probenalltag bis hin zur Generalprobe –, aber auch zu Abläufen im Theater allgemein. Wie arbeitet man sich als Schauspieler in seine Rolle ein? Gibt es bei den Proben auch mal Streit? Wie lange dauert so eine Probenphase? Wie sieht der Alltag eines Schauspielers aus?

Deutlich wurde, wie viel Identifikation mit dem Beruf und Auseinandersetzung mit einem Thema in dem Abend steckt, welch unterschiedliche Temperamente und Qualitäten da zusammenwirken. Außerdem war natürlich der Wechsel von der Rollenpersona zu den freundlichen Menschen verblüffend, die locker, witzig und manchmal auch provozierend mit den Schülern plauderten. Ein herzlicher Dank an Dirk Schirdewahn und an die Schauspieler, die sich diese Zeit für uns genommen haben.