27. - 30.08.2008

Theateraufführung Bunbury – Ernst sein ist alles

Man nehme: Ein ergiebiges Drama, ein begeisterungsfähiges Publikum und engagierte Schauspieler; so in etwa könnte das Erfolgsrezept der diesjährigen Theatergruppe, der „Bunburyaner“, lauten.Schon die Lektüre des Stückes von Oscar Wilde ist ein Genuss; Dialoge wie Rasierklingen in Verbindung mit grotesk parodierten Charakteren aus dem viktorianischen Großbritannien sorgen für sich schon für kurzweilige Unterhaltung. Die Handlung dreht sich dabei im Wesentlichen um Algernon und John, zwei in ihrem Hedonismus vereinte Gentlemen, die den würdige Schein nicht um des schönen Seins Willen missen wollen. In der Folge legen sie sich zwei Pseudonyme zu, jeweils der kranke Freund Bunbury und der verzogene Bruder Ernst. Die falsche Identität benötigt Algernon um in der Lage sein zu können, hin und wieder aus der Stadt heraus zu kommen und sich auf dem Lande seinen mehr oder minder romantischen Abenteuern widmen zu können, während John auf diese Art und Weise trotz seines Landsitzes das ausschweifende Stadtleben Londons einer näheren Untersuchung unterziehen kann. Problematisch wird dieses falsche Spiel erst, als mit der Liebe ein unberechenbarer Faktor hinzukommt – John verliebt sich in Algernons Cousine Gwendolen, gleichzeitig reist sein Freund unter dem Namen Ernst – Johns Bruder – auf den Landsitz, wo Johns Mündel Cecily lebt, was dazu führt, dass die beiden sich auf den ersten Blick ineinander verlieben. Das junge Liebesglück stört jedoch Gwendolens Mutter Augusta, die sich nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass John als Säugling verlassen auf dem Bahnhof in einer Handtasche aufgefunden wurde, einer Verbindung ihrer Tochter mit ihm widersetzt. Gegen die Heirat Algernons und Cecily hat sie nichts einzuwenden, da letztere über ein nicht zu vernachlässigendes Vermögen verfügt. Diese Heirat wird jedoch von Cecilys Vormund John solange blockiert, als er Gwendolen nicht heiraten darf. Das Patt löst sich erst auf, als Cecilys Gouvernante auf den Plan tritt und zugibt, Algernons Bruder drei Jahrzehnte Miss Prism zuvor in einer Handtasche am Bahnhof verloren zu haben. Somit ist John tatsächlich Algernons älterer Bruder und heißt in Wirklichkeit Ernst John, benannt nach seinem Vater. Nach der Auflösung all dieser Wirrungen endet die Handlung für alle Beteiligten mit einem glücklichen Ausgang: Neben Gwendolen & John und Cecily & Algernon liegen sich auch Miss Prism & der örtliche Pfarrer Kanonikus Chasuble in den Armen. Lediglich Algernons Tante Augusta blickt schließlich hilflos umher, während die jeweiligen Butler die Mehrheit der Szenen mit dem Maß an Sarkasmus und Ironie untermalen, welches diese meisterhafte Komödie nicht nur abrundet, sondern auch einzigartig macht.

Wenn die Textvorlage schon an sich beeindruckend ist, dann bildet die Besetzung der Rollen noch das i-Tüpfelchen der gesamten Inszenierung. In schon gewohnt hervorragender Weise wurden Max Mersiowsky (John Worthing), Felix Schweren (Algernon Moncrieff), Artjom Frick (Merriman & Lane), Moritz Ries (Kanonikus Chasuble), Markus Banek (Augusta Bracknell), Fabian Pusch (Gwendolen Fairfax), Amin Kachabia (Cecily Cardew) & Christian Wesemann (Miss Prism) von Herrn Dr. Müller an das hohe Niveau der Theaterkunst am Hansenberg herangeführt, welches immer in Gefahr ist als obligatorisch abgetan zu werden. Nicht zuletzt durch eine rein männliche Schauspielertruppe wurde der grotesk-skurrile Charakter gerade der weiblichen Charaktere hervorgehoben und die Selbstironie aller Schauspieler trug ihr Übriges dazu bei, dass die gesamte Inszenierung einer Karikatur auf die viktorianische Gesellschaft glich.

Unterstützung während ihrer unzähligen Proben erhielten die Akteure auf der Bühne u. a. durch Natalia Merkurieva, Viola Graeser, Elena Prüch, Carolin Galler, Simon Geißen, Hannes Lindenberg, Christian Kuntz & Lukas Tielsch in unterschiedlichsten Aufgaben. Ausgezahlt haben sich Arbeit und Anstrengung sicherlich, am besten messbar am minutenlangen Applaus nach der Premiere am vergangenen Donnerstag, durch ein Publikum, das wieder einmal durch viele Eltern und Gäste aus Geisenheim bereichert wurde.