31.01. - 04.02.2010

Tagungswoche der Jahrgangsstufe 11 in Dorfweil/Taunus mit wirtschaftspolitischen und ökologischen Planspielen unter der Leitung von Herrn Rauh

Am Montag, dem 1. Februar, war es endlich soweit. Unser kompletter Jahrgang mit 64 Schülern und Schülerinnen saß in einem Bus mit dem Fahrtziel „Familienurlaubsstätte Dorfweil“, um dort an den Planspielen ÖKOWI und WIWAG teilzunehmen. Die Spannung auf das Kommende war deutlich zu spüren, was sich umso mehr verstärkte, je näher wir unserem Ziel kamen. Als wir nach gut zwei Stunden Fahrt den Fuß des Berges, auf dem unsere Herberge lag, erreichten, lagen um uns herum etwa 25 Zentimeter Schnee. Die Tatsache, dass der Bus, unser liebgewonnenes Transportmittel, den Berg nicht für uns erklimmen konnte, verhieß uns eine kleine Wanderung von gut und gerne zwanzig Minuten, während unser Gepäck von einem kleinen Schlepper mit Anhänger nach oben Richtung Herberge transportiert wurde. In der Herberge angekommen, erwartete uns erst einmal eine motivierende Ansprache von Seiten Herrn Rauhs, der uns viel Spaß für die kommende Woche wünschte und uns in die verschiedenen Planspiele ÖKOWI und WIWAG einteilte. Auf die Einteilung folgte auch so gleich die erste Planspielrunde beider Simulationen. Nach verwirrendem Zahlenraten und kurzer Erholungspause referierte für den ganzen Jahrgang Uwe Hellmann, der im Marketing der Commerzbank AG tätig ist und uns eine „Einführung in Marketing, Werbung, Markenführung und Kommunikation“ gab. Danach bezogen wir unsere Zimmer und fielen mehr oder weniger müde in unsere Betten.

Dienstagmorgen erwartete uns nach dem Frühstück schon ein weiterer Referent der Commerzbank AG, Herr Allebrand, der uns in „Die betriebswirtschaftliche Kostenrechnung“ einführte. Danach formierten sich die Schüler wieder in ihre Planspielgruppen. Als erstes wurden dort die Folgen der am letzen Tag getroffenen Entscheidungen präsentiert. Mit diesen neuen Daten wurde nun die zweite Planspielrunde vorbereitet und wichtige Entscheidungen getroffen. Nach dem gemeinsamen Abendbrot trafen sich rund drei Viertel der Schülerschaft noch zum gemeinsamen Baden im hauseigenen Schwimmbecken, um danach entspannt in ihre Zimmer einzukehren und den nächsten Tag zu erwarten.

Am Mittwochmorgen wurden die Ergebnisse der dritten Planspielrunde präsentiert. Jeder durchblickte jetzt gänzlich das System, so dass alle gut über neue Entscheidungen für die nächste Planspielrunde diskutieren konnten. Nachdem die Entscheidungen aufgeschrieben worden und alle Bedenken an den gewählten Strategien innerhalb einzelner Unternehmen beim WIWAG Planspiel und dem Parlament beim ÖKOWI Planspiel beseitigt worden waren, wurden die Entscheide abgegeben, so dass am Donnerstag so gleich die vierte Spielrunde beginnen konnte. Nach Beendigung dieser trafen sich alle ÖKOWIE- Teilnehmer zu einer abschließenden Parlamentssitzung, während die WIWAG- Teilnehmer ihre Ergebnisse vor kritischen Zuhörern präsentieren und rechtfertigen mussten.

Freitag, den 5.1, wurden dann schweren Herzens die Zimmer geräumt, damit noch ein Treffen der Schülerinnen und Schüler mit den Vertretern der Landeszentrale für politische Bildung möglich war, bei dem diese konstruktive Kritik an den beiden Planspielvarianten üben konnten. Um elf Uhr stieg dann der gesamte Jahrgang wieder in den Bus, der Richtung Hansenberg fuhr. Auf den nun nicht mehr gefährlich glatten Straßen kam der Bus gut voran, sodass wir schon nach einer Stunde Fahrt die Zwillingstürme unseres Schlösschens auf dem uns gut bekannten Hansenberg erblickten.

WIWAG (WIrtschaftsWochenAktienGesellsaft)

WIWAG ist ein Wirtschaftsplanspiel, in dem die Teilnehmer die Rollen eines Firmenvorstands übernehmen müssen. So muss der Teilnehmer sowohl sämtliche Finanzen des Konzerns, der im zehnten Geschäftsjahr übernommen wird, für vier Jahre verwalten wie auch über Angelegenheiten wie soziale Abgaben, Marketing und umweltfreundliches Verhalten in der Produktion entscheiden, wobei ein Geschäftsjahr einem Planspieltag entspricht.

Nach erster Einarbeitung in die verschieden Grundlagen des computergestützten Systems muss der Teilnehmer mit seiner Gruppe eine Strategie entwickeln, mit der er die vier Jahre erfolgreich bewältigen möchte. Danach werden die ersten Entscheidungen mit Rücksichtnahme auf die Strategie gefällt, dabei kann man zum Beispiel Produktionszahl, Bruttolöhne der Angestellten oder den Betrag, der in Marketing investiert werden soll, festlegen. In der nächsten Planspielrunde werden die Ergebnisse des Geschäftsjahres mitgeteilt und mit diesen neuen Daten wird weitergearbeitet. Dieser Vorgang wiederholt sich dreimal, wobei ab dem zwölften Geschäftsjahr auch der Auslandsmarkt mit einberechnet wird und somit der Unternehmensvorstand zum Beispiel mehr Maschinen anschaffen, mehr Mitarbeiter einstellen und die Produktionszahl erhöhen kann. Wenn man den Aktionären jedes Jahr eine zufriedenstellende Dividende auszahlt, sollten sich diese bei der auf das 14. Geschäftsjahr folgenden Aktionärshauptversammlung nicht allzu sehr über falsche Entscheidungen wundern und somit weniger unangenehme Fragen zu Entscheidungen innerhalb des Konzerns stellen. Nach dem Ende der Aktionärshauptversammlung ist das Planspiel beendet und der Teilnehmer hat einen interessanten Einblick in betriebswirtschaftliche Verhältnisse bekommen.

Ökoland muss saniert werden

Das zweite Planspiel, das während der Woche in Dorfweil gespielt wurde, heißt Ökowi (Ökologie und Wirtschaft). Hierbei ging es darum, die Zusammenhänge in dem kleinen erdachten Staat Ökoland nachzuvollziehen und innerhalb von vier Entscheidungsjahren, die jeweils an einem Tag gespielt wurden, entsprechend den Zielen des Staates, Ökoland zu einem modernen, umweltfreundlichen, wirtschaftlich stabilen und lebenswerten Land umzumodeln. Hierfür übernahmen 24 Schüler – wir, die 11b, und zusätzlich noch 9 weitere Mitschüler aus den anderen Klassen – die Rollen von Unternehmen, Haushalten und der Regierung, den wichtigsten Entscheidungsträgern in einem Staat, abgesehen von z. B. Bundesbank und Verfassungsgericht, deren Rolle die Spielleiter von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung übernahmen.

Also machten wir uns, nachdem jeder einer Gruppe zugeteilt worden war, daran, Ökoland zu sanieren. Hierbei waren die Unternehmen natürlich darauf bedacht, möglichst großen Gewinn zu machen, die Haushalte wollten einen möglichst hohen Lebensstandard erreichen, die Regierung war darauf bedacht an den Zielen festzuhalten und alles ein wenig zu lenken um Ökoland auch zu einem ökologisch und ökonomisch gesunden Staat zu machen, wobei diese Standards in der Ausgangslage leider allzu schlecht waren.

Schon am ersten Tag fanden dann zwei Sitzungen statt, die der Kommission Zukunft, die jeweils einen Vertreter jeder Spielgruppe sowie den Präsidenten aus der Regierung und die erste Parlamentssitzung umfasste. Nachdem alle Spielgruppen einen Überblick über ihre Lage hatten, war es dann Aufgabe der Kommission Zukunft, einen Weg zu finden, wie man für alle günstige Entscheidungen treffen kann. Das Motto: „Gemeinsam in die Zukunft“. Nach einer weiteren kurzen Arbeitsphase ging es dann in die große Parlamentssitzung, an der alle Teilnehmer beteiligt sind und jede Spielgruppe ihre Anträge, z. B. für die Subvention von umweltschonenden Heizungen vom Staat, einbringen kann, über die dann abgestimmt wird. Dies war jeden Tag auf‘s Neue eine sehr kommunikative Angelegenheit, genau wie das ganze Spiel an sich. Am nächsten Morgen, nachdem wir abends die Entscheidungsbögen abgegeben haben, auf denen wir unsere Zahlen eintragen konnten, gab es dann jeden Tag eine kurze Lagebesprechung seitens der Kursleiter, die uns die Ergebnisse mitteilten, die das Programm ausgerechnet hatte. Auch immer eine sehr spannende Angelegenheit, da jeder natürlich hoffte möglichst gut abgeschnitten zu haben.

Was das Spiel besonders interessant gemacht hat, waren vor allem die vielen Entscheidungsmöglichkeiten, die auch Spielraum für neue Ideen, wie z. B. die Einführung von Solarenergien oder die Gründung einer Ich-AG durch die Haushalte zulassen. Dadurch ist das Spiel sehr offen und realitätsnah gestaltet. Durch diese Realitätsnähe und die großartige Ausarbeitung des Spiels kann man sich sehr gut in seine Rolle hineinversetzen und erlebt das Spiel hautnah. Man erfährt einen wirklich einmaligen Einblick in die Struktur eines Staates und nach den vier Seminartagen hat man viele Zusammenhänge deutlich erkennen können. Alles in allem war das Seminar nicht zuletzt wegen der interessanten Gestaltung durch die Kursleiter ein tolles Erlebnis für die ganze Gruppe und auf jeden Fall sehr lehrreich.