Mo, 24.04.2017

"Surfing Africa" mit Carlo Drechsel

Besuch von Weltenbummler und Surfer Carlo Drechsel auf dem Hansenberg

„Erinnert Ihr euch an die Zeit mit 12 Jahren, als man durch die Gegend gelaufen ist, und die Tage endlos waren? Als man die Tage bis Weihnachten, oder, in meinem Fall, bis zum nächsten Surfurlaub, zählte, anstatt bei jedem Weihnachten entsetzt festzustellen, dass ein weiteres Jahr vorübergegangen ist.“

Diese etwas melancholische aber sicherlich treffende Bemerkung machte Carlo Drechsel zu Beginn seines Besuchs, als er zu erklären versuchte, wie er auf die Idee kam, 18 Monate lang durch Afrika zu reisen.„Ich wollte entschleunigen, wie man heute sagt. Einfach mal raus und surfen, das machen worauf ich Lust hatte. Und ich wollte Afrika kennenlernen, die deutschen Reiseführer sind doch etwas dürftig.“

Auf eine angenehm junggebliebene Art und Weise erzählte uns der leidenschaftliche Surfer von seiner Reise entlang der Westküste Afrikas, von Norden nach Süden, von Marokko nach Südafrika, quer durch Kriegsgebiete, unwegsame Wüsten und tropische Regenwälder. Von Revolutionsführern, Flüchtlingen, Geschäftsmännern, mehr oder weniger netten Polizisten, mehr oder weniger nüchternen Botschaftsmitarbeitern und mehr oder weniger befahrbaren Straßen. Er berichtete, wie er in der größten Flusswelle der Welt im Sambesi beinahe, wie er sagte, „abgenippelt“ wäre, wie er an einem Abend in Lagos Zeuge eines Champagner-Wettkauf-Duells zwischen nigerianischen Musik- und Filmstars wurde und wie er ganz alleine 50 km Anarchie im „Heart of Darkness“ mitten in Afrika mit seinem durchgerosteten Jeep durchquerte.

Die Impressionen und Anekdoten, die er mit uns teilte, ließen die Zuhörer stundenlang an seinen Lippen hängen. Das Wichtigste war für ihn, den Kontinent Afrika ohne Vorurteile und ungefiltert wiederzugeben, er nahm kein Blatt vor den Mund um uns zu zeigen, wie wenig wir in Europa von diesem riesigen Kontinent wissen. Die häufigste Frage nach der Reise sei gewesen, ob er ausgeraubt worden oder von der Polizei ausgenommen wurde. Die 20 Euro, die er in den 18 Monaten insgesamt der Polizei abzutreten hatte, habe er am ersten Tag in Deutschland durch einen Strafzettel auch ausgegeben. Ausgeraubt oder bedroht wurde er nie.