Di, 07.02.2017

Staatssekretär Ingmar Jung zu Gast am Hansenberg

Ingmar Jung, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, zu Gast am Hansenberg

Wie sieht die deutsche Unilandschaft für Hochbegabte und besonders leistungsfähige Studenten aus? Wie kann man sich als Hansenberger seine eigene Zukunft vorstellen?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Abendtalk am Donnerstag, dem 9.2. mit Ingmar Jung, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Er begann den Abend mit einem (betont!) kurzen Anfangsvortrag über seine eigene Zeit im Ministerium und die aktuelle Hochschulsituation: Es gibt 13 staatliche Unis in Hessen (5 FHs, 5 Universitäten, 2 Kunstunis, Sondermodell Geisenheim)

Anschließend begann die Diskussionsrunde mit den Hansenbergern, die ein breites Spektrum an Fragen zu Wissenschaft und Studium stellten. So wurde zu Beginn das Thema „Hochbegabtenförderung an Hochschulen“ diskutiert. An Fachhochschulen findet eine solche Förderung nicht statt, an staatlichen Universitäten nur geringfügig. Das warf die Frage auf, inwiefern die Leistungsträger unserer Gesellschaft im Hochschulsystem gefördert werden.

Gleichzeitig konnte die Runde einstimmig zustimmen, dass „Elite“ als Begriff in unserer Gesellschaft als problematisch betrachtet wird – obwohl der Begriff doch eigentlich synonym zur „Exzellenz“ ist, der aber bei weitem nicht so negativ behaftet ist. Eine Hochbegabtenförderung zu etablieren, ist stets mit Kritik verbunden, der sich auch der Hansenberg stellen musste und immer noch muss. Elite wird oft in Verbindung mit finanzieller Elite gesehen, was zum einen falsch ist, zum anderen jedoch ein negatives Bild auf hohe Leistung und Intelligenz wirft.

Im Bereich der Wissenschaft fragten viele Schüler den Staatssekretär nach den Anreizen für extrem begabte Studenten, in Hessen zu bleiben. Oftmals ist ein Studium im Ausland attraktiver und in anderen Bundesländern gibt es teilweise bessere Förderprogramme für Begabte.

Herr Jung sprach auch das Thema der Fast-Track-Promotionen an. Diese bieten besonders leistungsstarken Studenten die Möglichkeiten, direkt nach dem Bachelor eine Promotion zu machen und damit schneller in die wissenschaftliche Arbeit einzusteigen. Allerdings fehlen einem Studenten, der keinen Master gemacht hat, oftmals Erfahrungen in vertiefender Einarbeitung. Zudem ist eine Bachelorthesis kaum mit einer Dissertation vergleichbar, während eine Masterarbeit das wissenschaftliche Arbeiten bereits trainiert.

Heutzutage nutzen auch viele Abiturienten ein neues Modell: das duale Studium, bei dem sowohl eine betriebliche Praxisphase sowie eine universitäre Studienphase kombiniert werden. Dies ermöglicht besonders begabten Studenten die direkte Verknüpfung des theoretischen Stoffes mit der praktischen Anwendung. Die entstehende Doppelbelastung ist für sehr leistungsstarke Studenten wohl eher angenehm als anstrengend.

Staatssekretär Jung stellte fest, dass das Universitätssystem durch die Bologna-Reform immer mehr verschult wurde. Zwar macht diese Entwicklung es der breiten Masse einfacher, das Universitätssystem zu durchleben. Allerdings wird den Studenten dadurch auch weniger Freiheit gegeben, was für besonders starke Studenten die falsche Entwicklung darstellt.

Die inhaltlich sehr angeregten Diskussionen freuten sowohl den Staatssekretär als auch die Hansenberger, die viel Neues über das Hochschulsystem und die Wissenschaftswelt in Hessen sowie über die Arbeit eines Staatssekretärs gewinnen konnten.