Mi, 06.09.2006

SchülerInnen der Leistungskurse Politik/Wirtschaft fahren zu einem Vortrag von Prof. Dr. Arnulf Baring

„Es lebe die Republik – Es lebe Deutschland“, ein Appell, welcher auf den ersten Blick eindeutig in eine politische Richtung weist, jedoch mit Sicherheit eines zweiten Blickes bedarf. Denn genannte Phrase betitelt einen Vortrag von dem bekannten Rechtswissenschaftler und Kritiker Prof. Arnulf Baring, dem beizuwohnen am 07. 09. 2006 im hessischen Landtag einer kleinen Gruppe politikinteressierter Hansenberger vergönnt war. Fungierend als Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe „Was uns leitet – Eckpfeiler einer bürgerlichen Gesellschaft“ unter Ägide der CDU, waren Thema und Ansicht bereits im Vorfeld klar gesteckt: Patriotismus! („Unser Staat braucht Patrioten!“) bzw. die Probleme mit dem Patriotismus nach Missbrauch desselben im 2. Weltkrieg.

So legt der rüstige Redner, der Deutschland für „das wichtigste Land Europas“ (cf. Transit, Geographie) hält, die Probleme der Bundesrepublik dar -ohne Manuskript(!): Die Führungsfähigkeit habe seit 1945 stetig abgenommen, was gleichsam eine Erschöpfung und Müdigkeit in der Politik bedeute. Zwar existiere im Volk, vor allem unter den Jugendlichen, eine tolerante offene Mentalität, nur vermöge die Politik diese nicht aufzugreifen. Eben Erwähntes geht mit Abkapselungstendenzen bei den Einwanderern einher, denn laut dem wortgewaltigen Referenten erschwert die Koexistenz von Lebensgruppen aufgrund u. a. mangelnder Sprachkenntnisse sehr stark das Zusammenleben.

Was also tun? Neben Bildung als „unser[en] Bodenschutz“ suggeriert Prof. Baring, man brauche jemanden, der Deutschland mit der notwendigen Emotionalität anspricht, der handelt, obschon ihm offensichtlich ist, dass man nur „etwas hinüberbringen kann, wenn man es auch so empfindet“, was er am Beispiel der patriotistisch-weltoffenen Euphorie während der Fußball-WM 2006 verdeutlicht. Wer nun extreme Entwicklungen des Patriotismus befürchtet, dem erwidert der Vortragende gänzlich überzeugt, wir würden nicht wieder in nationalistischer Übersteigerung landen; nein, vielmehr äußert er sein Bedauern darüber, dass wir beispielsweise unfähig seien, die eigenen Toten und verlorenen Gebiete zu betrauern („Trauer verbindet.“). Kurz, wir Deutschen seien nicht frei für uns selbst, unser „innerer Selbstvergewisserungsprozess“ sei noch nicht beendet, was nach sich zieht, dass man sich stets um die innere Wahrheit bemühen solle – Wahrheit nämlich „macht frei“.

Ob wir nun vollends befreit sind, mag zu bezweifeln sein; anzumerken bleibt lediglich, dass Barings Thesen Vieles stringent auf den Punkt gebracht haben, er sich mancherorts jedoch mit drastischer Verallgemeinerung auf politisch-moralisches Glatteis begeben hat. Anzubringen sei hier stellvertretend für einige Aspekte der Titel „Es lebe die Republik – Es lebe Deutschland“, welcher, das französische „Vive la France – Vive la Republique“ umstellend, nicht sofort seine eigentliche (dem Französischen nicht entsprechende) Aussage verrät. Dennoch: Für diesen bereichernden Diskurs möchten wir herzlich danken, Herr Prof. Baring, und hoffen, Sie (auf Einladung einiger Schüler im Anschluss der Erläuterungen) bald bei uns auf dem Hansenberg begrüßen zu dürfen!