Fr, 03.03.2006

SchülerInnen der ISH besuchen eine Opernaufführung in Frankfurt: „Elektra“ von Richard Strauss

„Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen auf dein Grab!“ – dramatisch, gewaltig und modern zugleich!

Als die kulturhungrigen Schüler am 4. März gegen 18 Uhr vom Hansenberg aus, unter Begleitung von Dr. Gerhard Müller, seines Zeichens Lateinlehrer der Schule und Leiter der Theater-AG, in Richtung Frankfurter Oper in See stachen, wusste der Großteil weder mit dem antiken Stoff der Elektra noch mit der gleichnamigen Oper von Richard Strauß etwas anzufangen. Die Fahrtzeit nutzte Herr Müller daher, um uns über die Hintergründe des Stücks aufzuklären; er machte uns außerdem auch auf die bevorstehende, recht moderne Inszenierung aufmerksam, von der er gespannt sei, wie sie uns wohl gefiele. Mit einem Grinsen auf den Lippen musste ich am Ende des Abends feststellen, warum der „Praeceptor“ in diesem Moment ein wenig schmunzelte.

Gut eine Stunde nach Aufbruch trafen wir am „Opernhaus am Willy-Brandt-Platz“ in Frankfurt ein, so dass wir nach einer kurzen Wartezeit unsere Plätze einnehmen konnten. Pünktlich um 19:30 Uhr öffnete sich der Vorhang und gab die Bühne frei für die Blicke nicht nur der Hansenbergschar.

Nach seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg wurde König Agamemnon heimtückisch von seiner Frau Klytämnestra und ihrem Liebhaber Ägisth ermordet. Elektra, seiner Tochter, gelang es, ihren Bruder Orest in Sicherheit zu bringen. Seit dem Mord an ihrem Vater leben Elektra und ihre Schwester Chrysothemis unter erbarmungswürdigen Umständen am Hof der Mutter.

Elektra ist besessen von der Idee, ihren Vater zu rächen. Jeden Tag zu seiner Todesstunde gedenkt sie ihm und steigert sich in Rachevisionen: Mit dem gleichen Beil, durch das Agamemnon das Leben genommen wurde, sollen auch Klytämnestra und Ägisth sterben. Doch nicht nur die Protagonistin trachtet nach dem Leben der Meuchelmörderin; der Hass beruht auf Gegenseitigkeit. Chrysothemis warnt ihre Schwester vor der drohenden Gefahr und bittet sie von ihrem Hass und dem Warten auf Orest abzulassen. Doch Elektra lässt sich nicht überzeugen.

Kurz vor der Konfrontation mit ihrer Mutter, entschließt sich Elektra mit ihr zu sprechen. Als die Rachsüchtige erneut in eine ihrer Visionen stürzt, ist Klytämnestra entsetzt, fängt sich jedoch sehr schnell, als ihr die Nachricht vom fingierten Tod Orests zugeflüstert wird. Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer; Chrysothemis überbringt Elektra die Nachricht, die zunächst nicht zu fassen vermag, dass ihr Bruder tot sein soll. Nachdem Elektra ihre Schwester um Beihilfe zum Mord an Klytämnestra und Ägisth anfleht, sie aber dennoch nicht von der Notwendigkeit überzeugen kann, entscheidet sie das heikle Unterfangen allein zu begehen.

Ein fremder Mann in Begleitung seines Pflegers erscheint und berichtet Elektra vom Tod Orests. An ihrer Klage über dessen Tod erkennt er seine Schwester Elektra. Als er sich ihr zu erkennen gibt, ist die Wiedersehensfreude groß. Sie wird unterbrochen vom Pfleger der auf eine rasche Ausführung der Tat pocht. Nachdem Klytämnestra von Orest und dessen Diener getötet wurde, fällt schließlich auch Ägisth der Rache zum Opfer.Chrysothemis freut sich sehr über Orests Tat, berichtet Elektra davon und ruft zu einer Freudenfeier auf, doch Elektra, verfallen in ihrem Rausch des Racheglücks, bricht zusammen. Die Oper endet mit den Hilferufen Chrysothemis’ an Orest.

Die durchaus gelungene Inszenierung brachte diese alten Elemente in Verbindung mit hochaktuellen Themen. So wurde beispielsweise offene Kritik am Amerikanischen Gefängnis Guantanamo geübt, indem eine lange Schlange von knienden Statisten, mit verbundenen Augen, die Bühne einrahmte, als die Handlung ihre entscheidende Wende durch Orest nahm.

Auch die interessanten Lichteffekte beeindruckten. Hier wurde das Publikum von einer Vielzahl von hintereinander gereihten Neonröhren an zentralen Stellen so stark geblendet, dass das Zuschauen doch beträchtlich erschwert wurde.

Alles in allem fiel die Resonanz sehr positiv aus, was mich doch zum Grübeln brachte. Im Vergleich zur Inszenierung der Aufführung „Nathan der Weise“, die die Schüler im vorherigen Jahr wegen der starken Verfremdung scharf in die Kritik gezogen hatten, hatte ich nämlich bereits mit dem schlimmsten gerechnet.