07. - 08.11.2006

Schülergruppe aus Jahrgang 13 macht einen Informationsbesuch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich

Nach sechs Stunden Zugfahrt kamen wir am Hauptbahnhof von Zürich an. Abgesehen von den abschreckend hohen Preisen war Zürich auf den ersten Blick beeindruckend: eine ruhige (okay, es war 1 Uhr morgens) Stadt mit einem Fluss namens Limmat. Dieses schöne Ambiente erinnerte einen keineswegs an eine hektische Großstadt. Am nächsten Tag – wir haben die Nacht in einem der vielen Hotels Zürichs verbracht – starteten wir zu unserem eigentlichen Ziel: Die ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule), genauer gesagt, dem Campus Hönggerberg. Dieser befindet sich zwar 20 Minuten vom Stadtzentrum und somit vom Hauptcampus entfernt, ist jedoch bestens durch den Nahverkehr und einen eigenen Shuttle-Bus angebunden. Dort wurden wir im Departement Materialwissenschaften von Herrn Professor P. Uggowitzer empfangen. In seinem Vortrag erklärte er uns erstmal, was es mit den Materialwissenschaften auf sich hat: Wie der Name andeutet, geht es um das Entwickeln und Prüfen von Werkstoffen, also Keramiken, Polymeren (Kunststoffe) und Metallen. Um bestimmte Eigenschaften zu erzielen, ist die genaue Kenntnis über den chemisch-physikalischen Aufbau des Materials erforderlich. Der Anwendungsbereich ist groß: von Sportgeräten, wie leichten Fahrradgestellen und bruchsicheren Snowboards, bis hin zur Medizin. Hier werden z. B. Stents (medizinische Implantate) zur Therapie von Gefäßverengungen verwendet, indem sie die Gefäßwände von innen stützen. Von dem verblüffend geringen Gewicht der Leichtmetalle und des Aluminiumschaums konnten wir uns anhand einiger mitgebrachter Exemplare selbst überzeugen. Danach durften wir den Departementvorsteher Prof. A. D. Schlüter in seinem Büro mit Fragen löchern. So erfuhren wir, dass in diesem Fachgebiet überwiegend in Englisch unterrichtet wird. Dies hängt mit der Internationalität der Universität zusammen: Nach Aussage von Herrn Prof. Schlüter seien die Erstsemester zwar hauptsächlich mit Schweizer Studierenden besetzt, die Professoren und fortgeschrittenen Studenten kämen jedoch teilweise von weit her. Gegen Mittag berichtete uns der Doktorand S. Olliges über das Studium und die sehr positiven Berufsaussichten.

Auch am Nachmittag an der ETH Zürich hatten wir ein spannendes Programm. Nachdem wir am Vormittag einen Einblick in die Materialwissenschaften erhielten, machten wir nun eine Führung durch das Chemiedepartement. Trotz ihrer langen Tradition als eine der ältesten Hochschulen für Naturwissenschaften in der Schweiz befindet sich auch der Bereich Chemie im 2002 fertig gestellten Neubau auf dem Campus Hönggerberg. Das Departement Chemie ist von der Anzahl der Studierenden eher zu den kleineren Departements zu zählen. Dennoch gehört seine Ausstattung zu den besten Europas, von der wir bei unserem Rundgang einen kleinen Eindruck erhielten. Neben einer umfangreichen und modernen Bibliothek, fielen vor allem die modernen Labors ins Auge, in der die einzelnen Forschungsgruppen arbeiten. Da sowohl klassische organische und anorganische Chemie als auch die angewandten Biowissenschaften hier gelehrt werden, lernen Chemiker, Pharmazeuten und Bioingenieure Tür an Tür. Nicht nur in der Forschung besitzt die ETH Tradition und ein weltweites Renommee, auch in die Lehre nimmt die Eidgenössische Technische Hochschule in vielen Rankings Spitzenränge ein, was nicht nur an den Nobelpreisträgern – 22 sind es insgesamt gewesen, die hier studierten oder lehrten – sondern auch an dem umfangreichen Programm liegt, das geboten wird. Neben den Bachelor- und Masterstudiengängen, die seit dem Bologna-Abkommen eingeführt wurden, erfreut sich vor allem das Doktorandenprogramm großer Beliebtheit.

Insgesamt erhielten wir einen umfangreichen Einblick in das Chemie-Departement und der ein oder andere dachte sich bei der Abfahrt, dass es vielleicht gar nicht mehr so lange dauern wird, bis er wiederkommt – nicht als Besucher, sondern als Student.Neben den Naturwissenschaften ist die ETH Zürich für die Architektur bekannt. Diese habe ich, Silke Bergeler, mir am Nachmittag einmal genauer angesehen. Da dies nicht Teil unseres Programms war, habe ich den Studiensekretär des Architekturdepartements Herrn Krieg aufgesucht. Er empfahl mir die Vorlesungen der Erstsemester-Studenten zu besuchen. Deshalb saß ich wenige Minuten später in einem voll besetzten (einschließlich des Bodens) Raum und hörte einen Vortrag über Konstruktion. Auch wenn mir anhand einiger stöhnender Kommentare klar wurde, dass dieser Bereich des Architekturstudiums nicht der leichtesten einer ist, war ich von der Lernatmosphäre begeistert: viele interessiert wirkende Studenten, saubere Räume und der Professor schien mir auf den ersten Eindruck sehr freundlich. Darauf folgte eine Vorlesung über Kunstgeschichte. Meine Befürchtung eines eher langweiligen Vortrags (ich wollte lediglich wenige Minuten hineinschnuppern und dann wieder gehen) bestätigte sich keinesfalls. Eine Stunde lang erfuhr ich Interessantes über die Unterschiede zwischen römischen und griechischen Theatern. Aber zu einem Architekturstudium gehören natürlich nicht nur theoretische Vorträge, nein, Zeichnen und Modellbauen sind ebenfalls wichtig. Da diese Veranstaltungen an der ETH Zürich leider nur zu Beginn der Woche stattfinden, konnte ich lediglich in die unbelebten Räume hineinblicken. Trotzdem gefiel mir, was ich sah: große Arbeitsflächen zum Bauen der Modelle.

Insgesamt habe ich zweierlei mitgenommen: Internetinformationen über Studiengänge sind schön und gut, aber vor Ort zu sein und die Leute direkt zu fragen hilft einem wesentlich mehr und zweitens sollte man das studieren, wo seine Leidenschaften liegen.

Internetseiten zur weiteren Information:

Hauptseite: www.ethz.ch
www. materials4u.ethz.ch
www.mat.ethz.ch