Mo, 09.10.2006

Schüler des Jahrgangs 11 helfen bei der Weinlese

Dienstag, 10. Oktober: Das Auge des aufmerksamen Passanten erblickt erstaunliche Vorgänge auf dem Hansenberg: Eine Prozession Gummistiefel tragender, Handschuh bewaffneter Jugendlicher bewegt sich wie ein Treck – wohlwollend von herrlichsten Sonnenstrahlen beschienen – durch die Weinberge.

Doch was führen die Bewohner des Internats im Schilde? Sind sie in geheimer Mission?

Nein! Sie sind auf dem Weg zur alljährlichen Weinlese, die sich nun fast schon als Bewährungsprobe für die Neuen bezeichnen lässt. Zumindest erwecken die Zwölfer und Dreizehner eben diesen Eindruck, in dem sie neugierig und alles andere als desinteressiert auf den Schlossterrasse-Stühlen relaxen und – um der Optik das verbale „Sahnehäubchen“ aufzusetzen – den ungewöhnlich anmutenden „Zug“-Teilnehmern einen „passenden“ aufmunternden Spruch mit auf den Weg geben. Was hilft da die Erkenntnis, dass die jetzigen Sonnenanbeter eben diese „mission (im)possible“ auch schon erlebten…?

Dass sie wissen, auch wenn der Schweiß tropft, vielleicht gar mal – weil ein Schnitt daneben geht – das Blut fließt (auch das ist Tradition!): Der Spaßfaktor kommt bei den Arbeitseifrigen keinesfalls zu kurz! Gelacht wird sowohl beim schnellen Posieren für ein witziges Foto oder einfach nur bei einem schlagfertigen Dialog zwischen den beiden „Hilfsweinlesergattungen“.

Der Erklärung halber sei hier erwähnt, was ein „erfahrener“ Hansenberg-Weinleser natürlich längst weiß: Man macht sich in Gruppen à sechs – bewaffnet mit spitzen Scheren und Eimern – ans Werk, welches darin besteht, die Reben von den Weinstöcken zu lösen, in bereits erwähnten mitgeführten Behältnissen zu sammeln, um sie anschließend in die Kiepe jenes Büttenträgers zu schütten, der sich zuvor einer solchen Gruppe anschloss. Letztgenannter ist übrigens seinerseits dafür zuständig, die in Empfang genommenen Trauben in große Sammelbehälter zu kippen. Wer nach ihm Ausschau hält, erkennt den Büttenträger – das sei hier noch angefügt – beileibe nicht nur an seiner schweren Trage-Last: Sein Markenzeichen ist nicht selten ein verklebter Nacken, der – ja, man darf es ruhig zugeben – zur Schadenfreude des arbeitsgebeutelten Lesers hin und wieder beim Umschütten unumgänglich ist.

So unumgänglich wie das herzhafte Lachen, das solche kleinen Missgeschicke quittiert, so zwangsläufig wie die die ausgelassene Stimmung und die Tatsache, dass spätestens beim anschließenden Kuchenessen auch beim Letzten die ungewohnte Knochenarbeit in Vergessenheit gerät und man sich ganz gespannt fragt, wann man den ersten Tropfen dieses – da sind sich alle einig – erlesensten Hansenbergweines kosten darf…