Di, 30.01.2007

Schätze der Liao – Eine Exkursion ins Museum für ostasiatische Kunst nach Köln

Ein mannsgroßer, hölzerner Sarkophag, einer Pagode gleich, goldene Totenmasken, bronzenes Reitergeschirr und Wandteppiche aus Gaze – um nur einige der Eindrücke zu nennen, die der Chinesischkurs des 13. Jahrgangs in der Ausstellung über die Liao-Dynastie am 31. Januar im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln machen konnte. Als erste Ausstellung ihrer Art in Europa gewährte sie uns anhand von 200 Exponaten interessante Einblicke, vor allem in die kultischen Bestattungsriten und den Lebensalltag der Bewohner des gewaltigen Reiches der Liao. Unter deren von 907 bis 1125 n. Chr. bestehenden Herrschaft lebten neben dem mongolischen Nomadenvolk der Kitan, den Gründern der Liao-Dynastie, insbesondere Han-Chinesen sowie Turkvölker. Vor diesem Hintergrund sollten sich diejenigen kulturellen Eigenheiten als besonders spannend herausstellen, die aus der Synthese von Traditionen der Kitan im Norden und denen der sesshaften, durch die mongolischen Fremdherrscher unterworfenen Chinesen im Süden erwachsen waren.

Unsere Chinesischlehrerin Frau Prüch, die an diesem Tag ihre Rolle gegen die der Museumsführerin eintauschte, ließ uns zunächst eigenständig durch die Ausstellung flanieren, um später zusammen auf interessante Einzelexponate vertiefend einzugehen. Ganz besonders spannend erschien gleich zu Beginn der Sammlung das rekonstruierte Grab der Kitan-Prinzessin Chen und ihres Gemahls Xiao Shaoju, dem, als einem der aufregendsten archäologischen Funde Zentralasiens bisher, auch in der Ausstellung eine Schlüsselrolle zukam. Die den Toten mit ins Jenseits gegebenen Grabbeigaben zeugen auf eindrucksvolle Weise davon, über welchen Einflussbereich die Liao mehr als 200 Jahre lang herrschten; insbesondere die im Grab gefundenen Luxusgüter, wie die aus baltischem Bernstein gefertigten Ketten oder die aus Persien stammenden Gefäße, lassen das beachtliche Handelsnetz dieser Dynastie erahnen: Ihre unmittelbare Einflusssphäre von der Mandschurei im Osten bis nach Zentralasien im Westen erweitert sich dadurch bis ins Zweistromland und sogar nach Osteuropa.

Die kulturelle Vielfalt der Dynastie wurde uns noch ein Mal deutlich als die Ausstellung gegen Ende mit Stupas und Figuren der buddhistischen Lehre aufwartete. Auch diesen indischen Einfluss verarbeiteten diese ursprünglich nomadischen Menschen gekonnt mit ihren eigenen Vorstellungen von Kunst und Architektur; in diesem Kontext entstanden auch die ersten Pagoden.

Obwohl die Liao uns keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen und deshalb noch vieles über sie im Dunkeln liegt, bekamen wir doch ein Bild von dieser nicht geschichts-entscheidenden, aber dennoch hoch spannenden chinesisch-nomadischen Kultur. Als wir schließlich nach dreistündiger Besichtigung, von vielen spannenden Eindrücken und Informationen ermattet, wieder im Foyer des Museums standen, entschlossen wir uns als kulinarische Abrundung der Exkursion Chinesisch Essen zu gehen, was in einem kleinen Restaurant gegenüber vom Dom auch vortrefflich gelang.
Insgesamt hatten wir einen tollen Tag in Köln mit neuen Einsichten und auch viel Spaß.