Mo, 24.01.2011

Rechtfertigung und Auswirkungen der Staatsverschuldung bei Herrn Dr. Balz

Am Mittwoch, den 25. Januar, begrüßte die Klasse 12a Herrn Dr. Christoph Balz von der Commerzbank, der den Weg aus Frankfurt in den schönen beschaulichen Rheingau gefunden hatte. Nach seinem Banklehre- und VWL-Studium befasste er sich in London mit den Zusammenhängen und Mechanismen von Finanzmärkten und kam schließlich zur Commerzbank. Hier ist er auch jetzt noch als Senior Economist tätig.

In den Medien wird häufig die hohe Neuverschuldung des Staates kritisiert. Wann aber ist Staatsverschuldung gerechtfertigt? Abgesehen von Investitionen, die versprechen, langfristig mehr Gewinne abzuwerfen, gibt es noch einige weitere Aufgaben des Staates, die eine Neuverschuldung rechtfertigen. Zum Beispiel kann die Regulierung der Staatsausgaben finanziert durch Verschuldung als automatischer Stabilisator wirken. In einer Rezession werden die Staatsausgaben erhöht, um die Konjunktur anzukurbeln, im Boom kann die Staatsverschuldung jedoch durch erhöhte Staatseinnahmen ausgeglichen werden. Auf diese Weise könnten konjunkturelle Schwankungen geglättet werden. In der praktischen Politik verhalte es sich hingegen oft anders. „Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an, als dass ein Politiker Rücklagen bildet“, so Herr Dr. Balz.

Dementsprechend birgt Staatsverschuldung auch viele Risiken, die uns Herr Dr. Balz vorstellte. Dient die zusätzliche Verschuldung zum Beispiel der Erhöhung der staatlichen Nachfrage, um die Konjunktur anzukurbeln, besteht die Gefahr, dass dadurch die Nachfrage der Haushalte und Unternehmen verdrängt wird. Dieses Phänomen wird als Crowding-out Effekt bezeichnet. Als weitere Auswirkungen der Staatsverschuldung sind auch eine Umverteilung von Armen zu Reichen sowie eine größere Abhängigkeit vom Ausland möglich. Der Staatsverschuldung entgegen zu wirken, ist also durchaus begründet. Dies geschah europaweit bereits 1997 mit dem Stabilitätspakt. Hier kritisierte Herr Dr. Balz jedoch, es würden „Sünder über Sünder richten“.

Als mögliche Lösung könnte man eine unabhängige Instanz ähnlich der Europäischen Zentralbank einführen, die für die Mitgliedsstaaten jedoch eine Machteinschränkung bedeuten würde und deshalb auf Widerstand stößt. Einige Staaten ergreifen bereits Eigeninitiativen. Beispielsweise tritt in Deutschland 2016 die Schuldenbremse in Kraft. Andere Staaten haben allerdings leider nicht rechtzeitig reagiert. Griechenland beispielsweise steht kurz vor dem Staatsbankrott. Natürlich gibt es zahllose Ansätze zur Überwindung der Euro-Krise. Herr Dr. Balz stellte uns unter anderem die Überlegungen vor, eine kontrollierte Inflation der Krise entgegenzusetzen. Hier stelle sich aber neben anderen Problemen die Frage, wie man die Inflation anschließend wieder in den Griff bekommt.Insgesamt bekam die Klasse 12a einen umfassenden und differenzierten Überblick über die verschiedenen Gründe und Folgen der Staatsverschuldung. Vielen Dank dafür an Herrn Dr. Balz und die Organisatoren am Hansenberg!