Fr, 23.09.2016

Rebecca Sauereisen gewinnt den Preis der PhilosophieArena Rhein Main

Rebecca Sauereisen ist eine Gewinnerin des diesjährigen Schülerwettbewerbs „Lebendige Philosophie – Philosophie im Leben“ der PhilosophieArena Rhein Main und der Allianz-Stiftung. Am Samstag, dem 24.9., wurde sie für ihren herausragenden Philosophie-Essay geehrt. Rebecca überzeugte die Expertenjury in ihrem Essay „Informationsvertrauen: Wie gewinne ich Vertrauen in meine Entscheidungen, trotz unsicherer Informationen“ besonders mit dem topaktuellen politischen Beispiel Brexit, mit klaren Definitionen und Hintergrundwissen sowie differenzierenden Überlegungen zum Thema.

„Wie treffe ich Entscheidungen, wenn ich nicht weiß, ob meine Informationen wahr oder manipuliert sind?“ – zu dieser Frage haben mehr als 50 Schüler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Deutschen Schule Mailand Stellung genommen. Die Preisverleihung der „Gesellschaft für Vernetztes Denken“ auf dem KTC-Campus Königstein wurde ergänzt durch einen Workshop des bekannten Theaterpädagogen Christian Heinrich. Neben der Urkunde gab es auch noch ein Preisgeld als Anerkennung.

Seit 2011 wird jährlich über die PhilosophieArena, die Gesellschaft für Vernetztes Denken und Komplexitätsmanagement (GVDK e.V.) sowie das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE e.V.) ein Schülerwettbewerb Philosophie ausgeschrieben. Schüler der Klassen 5 bis 13 sollen zum selbständigen Denken und zum Philosophieren über das alltägliche Leben angeregt werden.

Weitere Infos gibt es unter www.vernetztesdenken.de oder www.philosophiearena.de im Internet.

 

 

Und hier eine Kostprobe aus ihrem Schlussteil des 4-seitigen Essays. Nach einer Einleitung unter der Überschrift „Informationsvertrauen“ zum Thema „Entscheidung der Briten zum Brexit“, und verschiedenen Definitions- und Differenzierungsansätzen, kommt Rebecca Sauereisen zu folgenden Schlussfolgerungen:

 

 

„(…) Aus diesen Überlegungen ergibt sich eine Pyramide. Ich nenne sie meine Entscheidungspyramide:

Nachdem der Mensch erkannt hat, dass er sich entscheiden muss, dass es eine oder vielerlei Unklarheiten gibt, denkt er zunächst für sich selbst. Hat er eine eigene Meinung? Wenn diese Meinung dem Menschen rational plausibel und emotional stimmig erscheint und damit gefestigt ist, hat er seine Entscheidung fast schon getroffen. Wenn er aber von vorne herein unentschieden ist, hört er auf Informationen, die auf ihn einprasseln. Da diese aber so viele und z.T. widersprüchlich sind, in unserer modernen, mitten in der Globalisierung steckenden Gesellschaft, also das Gesamtkonstrukt der Informationen viel zu komplex ist, und dadurch Unsicherheit entsteht, nehmen die Gefühle Oberhand, und „entscheiden“ mit welchem Filter wir die Informationen wahrnehmen. Den so auserwählten „Gefühls-Gedanken“ folgt dann der Mensch meistens.

Der ausschlaggebende Punkt der Briten in der Brexit-Abstimmung war das Gefühl der Ohnmacht. Spätere Interviews mit Personen, die für den Brexit gestimmt haben, ergaben, dass diese niemals geglaubt hätten, dass sie eine Mehrheit erreichen könnten, sie hatten lediglich aus Protest gestimmt. Ich denke, dies bildet nicht nur die Spitze der Entscheidungspyramide, sondern auch das Fundament der Probleme der Menschheit. Antoine de Saint-Exupéry drückte es schön aus: „Mensch sein, das ist verantwortlich sein. [...] Das ist fühlen, wenn man seinen Stein setzt, mit dem man mitwirkt, um die Welt zu erbauen.“

Der Appell ist nicht: Achte auf die Korrektheit der Informationen. Er ist: Fühle, merke, dass du fühlst, und dann denke! Finde den „richtigen“ Mittelweg zwischen der zweiten und der vierten Stufe der Entscheidungspyramide! Dies sagte schließlich schon Aristoteles.“