Di, 18.01.2011

Projekttag der Jahrgangsstufe 13: Die STASI-Problematik in der ehemaligen DDR

Die DDR – bis vor zwanzig Jahren war sie noch deutsche Realität, doch die Wenigsten von uns können sich mehr als nur ansatzweise etwas unter einem Leben in dem zweiten deutschen Staat vorstellen. Mit Ausnahme vielleicht davon, dass Bananen schwer zu bekommen waren, man auf einen Trabbi jahrelang warten musste, man nur ins sowjetische Einflussgebiet reisen konnte und die Behörde für Staatssicherheit für Ordnung sorgte.

Um uns einen tieferen Einblick in ein ostdeutsches Leben zu bieten, hatten die Geschichtslehrer der 13. Jahrgangsstufe einen StaSi-Projekttag organisiert. Dazu waren Vertreter der „Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik“, eine Vertreterin des hessischen Bildungsministeriums sowie die Zeitzeugin Uta Franke am Hansenberg zu Gast.

In drei Gruppen bearbeiteten wir unterschiedliche StaSi-Fälle: Einen versuchten und missglückten Grenzübergang zweier Jugendlicher und damit verbunden die Problematik der Todesschützen an der deutsch-deutschen Grenze, das Leben einer jugendlichen inoffiziellen Mitarbeiterin und eine jugendliche Aufstandsbewegung, die von der StaSi unter dem Namen „OV Signal“ geführt wurde. Dazu wurden uns schon im Vorhinein entsprechende originale StaSi-Akten zur Verfügung gestellt, die es durchzuarbeiten galt. Am Projekttag selbst untersuchten wir dann konkrete Fragestellungen, stellten Talkshows und Interviewsituationen nach und diskutierten in Kleingruppen die prekäre Lage der Betroffenen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stand das Gespräch mit Uta Franke im Mittelpunkt, welches durch die ausschnitthafte Vorführung eines Dokumentarfilms eingeleitet wurde.

Sie gehörte zu den so genannten „systemfeindlichen“ Personen, indem sie Bücher las, die nicht gelesen werden durften, sich mit anderen traf, um sich darüber auszutauschen, generell an Politik interessiert war und mitreden wollte und mit ihrer Gruppe kleinere Aufklärungsprojekte (Flugblätter, Anschriften, etc.) organisierte.?Mit diesen Aktivitäten rückte die kleine Vereinigung ins Visier der StaSi, bis sie irgendwann alle verhaftet und verurteilt wurden: Zu einer Haftstrafe zwischen eineinhalb und fünf Jahren – für das Schreiben von Flugblättern und das Lesen von ungeliebten Büchern.

Noch während der Haftzeit wurden die „Sträflinge“ vom Westen freigekauft und konnten ein neues Leben im anderen Deutschland beginnen – auch wenn das anfangs nicht die Intention der jungen Leute gewesen war.

Sehr ehrlich und bewegend antwortete Uta Franke auf unsere zahlreichen Fragen, berichtete von dem Gefühl, dass sie beim Anblick der Aktenstapel hatte, die allesamt Informationen über sie beinhalteten, die Schwierigkeiten beim Einleben in der BRD, die Nachwirkungen der Jahre unter ständiger Beobachtung und ihre Bemühungen zur Aufarbeitungen der DDR-Geschichte in den vergangenen Jahren.

Wir danken den Beteiligten für den äußerst interessanten Vormittag, der uns die vielleicht dunkelste Seite der DDR ein Stück nähergebracht hat.

Klara Keutel, 13d