Di, 13.01.2015

Professionelle Diskussion der Bundesbank mit 4 ISH-Teams im EZB-Geldpolitik-Wettbewerb

Quo vadis, Euro? Quo vadis, Draghi? Und Quo vadis, EZB?

Anja Wegerich, Assistentin im Stab der Präsidentin der Bundesbank-Hauptverwaltung in Frankfurt fackelte nicht lange: Was denken Sie? Wohin geht der Weg des Euro? Was wird Mario Draghi am 22. Januar verkünden? Wird es eine europäische Bankenunion geben? Wird Griechenland aus dem Euro austreten? Hat der Euro als stabile Währung eine Zukunft im Weltmaßstab?

Und mit diesen provokativen Fragen war sie, mit Philipp Matern, ebenfalls Fachreferent in der Bundesbank Frankfurt, mitten drin in der Diskussion mit den 4 Teams des EZB-Wettbewerbs „Generation Euro“. Und 16 Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs waren am Ende begeistert von der Motivation, dem Fachwissen und rhetorischen Geschick der (von den beiden Lehrer-Coaches Dr. Thomas Bernöster und Paul Rauh) eingeladenen Gastreferenten der Bundesbank.

Doch worum ging es bei all der Begeisterung für das sonst eher „trockene Thema Geldpolitik“? Anja Wegerich und Philipp Matern hatten alles drauf, und zeigten es auch in Ihrem umfassenden Vortrag zum Thema „Geldpolitik in der Europäischen Währungsunion. Die Rolle der Bundesbank und der EZB.“

Der Vortrag teilte sich professionell in 4 Punkte auf:

  1. Deutsche Bundesbank: Aufgaben und Aufbau
  2. Grundlagen der Europäischen Währungsunion
  3. Geldpolitik des Eurosystems in Normal- und in Krisenzeiten
  4. Aktuelle Entwicklungen in der Währungsunion

Im ersten Teil wurden die traditionellen Aufgaben einer Zentralbank und die fünf Kerngeschäftsfelder der Bundesbank, als Zentralbank im Verbund des Eurosystems vorgestellt. Hier waren die Teams bereits gut informiert. Im zweiten Punkt, Grundlagen der Europäischen Währungsunion, wurden das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) und das Eurosystem wiederholt, sowie die Beschlussorgane der EZB, der EZB-Rat und das Direktorium in seinen Aufgaben beschrieben.

Die dritte Thematik ging tief auf die Geldpolitik des Eurosystems ein, und zwar „in Normal- und in Krisenzeiten“, so wie wir es wohl derzeit gerade erleben. Geldpolitik, so die zentrale Aussage, kann die Preisentwicklung nicht direkt steuern, aber beeinflussen, „mit empirisch belegt ca. 6-8 Quartalen Vorlauf“, so die beiden Referenten.

Intensiv diskutiert wurde die entscheidende Zwei-Säulen-Strategie des Eurosystems. Sie ist zentral für das in der 2. Phase des Wettbewerbs „Generation Euro“ von den 4 Teams zu erstellende Essay. Das zentrale Ziel der Geldpolitik ist natürlich Preisniveaustabilität (definiert als mittelfristiger Anstieg des Verbraucherpreisindex für das Euro-Währungsgebiet der 19 Euroländer im HVPI von unter, aber nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr).

Der vierte Teil, aktuelle Entwicklungen in der Währungsunion, analysierte besonders die Wirkungen des klassischen Instrumentariums des Eurosystems auf die Finanz- und Schuldenkrise durch folgende Punkte: 1. Massive Leitzinssenkungen und 2. Geldpolitische Sondermaßnahmen, die aktuell besonders umstritten sind.

Bei Wachstumsraten, die sich angleichen, bleiben die Staatsschulden weiterhin kritisch, die europäische Arbeitsmarktlage ebenfalls, wenn auch Deutschland als Ausnahme herausragt. Andererseits verbessert die europäische Politik die Regeln für die Währungsunion und achtet wieder stärker auf die Regeln für die notwendige Haushaltskonsolidierung durch eine „Härtung des Stabilitäts- und Wachstumspakts“, so Frau Wegerich optimistisch.

Die verbesserten Verfahren zur Vermeidung gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte, die Überwachung der Leistungsbilanzen und der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder, die notwendige engere wirtschaftspolitische Abstimmung, die Rettungsschirme, sowie die Stärkung des Bankensystems (Stichwort: geplante Bankenunion) konsolidieren den Euro etwas, so das Hauptergebnis der Schülerdiskussion dazu.

Im Ausblick für den Euroraum betonte Philipp Matern, die Euroländer müssten sich entscheiden, ob sie zum ursprünglichen Konzept der Geldpolitik zurück wollten: Eigenverantwortung der Mitgliedsländer und Haftungsausschluss (no bail out)? Oder ob sie die EZB in einer Weiterentwicklung zur Fiskalunion mit Abgabe der nationalen Haushaltssouveränität und Eingriffsrechten einer europäischen Behörde in die nationale Finanzpolitik führen wollten?

Mit so viel Wissen gestärkt gehen die vier „Generation Euro-Teams“ nun in die Abschlussrunde der Essay-Phase bis zum Abgabetermin, dem 30.1.2015. Tausend Dank an Anja Wegerich und Philipp Matern für einen zugleich professionellen wie motivierenden Vortrag mit Diskussion mit den „16 EZB – Abiturienten“ des Jahrgangs 2015 vom Hansenberg.