Mi, 07.10.2015

Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, referiert am Hansenberg zum Thema: „Niedriges Wachstum, niedrige Zinsen, niedriges Wachstum – ökonomische Rätsel?“

Michael Hüther (Jahrgang 1962) arbeitete in seiner Laufbahn bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stab und von 1995 bis 1999 als Generalsekretär sowie Leiter des wissenschaftlichen Stabes des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Nach einer Station als Chefvolkswirt der DekaBank ist er nun seit 2004 Direktor und Mitglied des Präsidiums des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. 2009 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wir freuen uns ihn als besonderen Gast mit beeindruckender Laufbahn bereits zum wiederholten Male an der ISH begrüßen zu dürfen.
Mit seinem Vortrag wollte er uns nicht nur die Themen Wachstum, Zinsen und Inflation erläutern, sondern vielmehr die Punkte vertiefen, für die besonderes Interesse bestand und so bat er uns schon zu Beginn, nicht einfach stille Zuhörer zu sein.
Mit faszinierender Leichtigkeit erklärte er den über 80 Anwesenden anhand des aktuellen Beispiels der kleinen Pazifikinsel Tikopia sowie anderen historischen Beispielen, wie die Steigerung des BIP pro Kopf als Wachstumsnachweis dient und wie dies mit der Entstehung ökonomischer Konzepte für wirtschaftliche Erwartungen in Verbindung steht.
Bei gemeinsamer Erschließung politischer Einflüsse auf das Wachstum des BIP pro Kopf kamen wir auch auf die Flüchtlingsthematik zu sprechen, anschaulich erklärt an der Kuchenmetapher. Aus ökonomisch optimistischer Sicht müsse der gleiche Kuchen nicht unter mehr Leuten aufgeteilt werden, denn er werde durch Zuzug auch größer. Entscheidend für Wachstum sei auch unser Wille, die Arbeit besser zu machen als am Tag zuvor und so die Grundlage für gelingende Innovationen zu schaffen. Wir alle seien, mehr als wir es vielleicht denken, am Wachstumsprozess beteiligt.
Persönlich angesprochen fühlte man sich bei Prof. Hüthers Vortrag wahrscheinlich mindestens 80 % der Zeit, sein bevorzugter Ort war der Mittelgang zwischen uns Zuhörern statt der Bühne. So schritt der Abend mit ihm auch zügig in entspannter Atmosphäre voran, die Themen Zins und Inflation fielen dadurch letztendlich etwas kürzer aus.Am Beispiel der gestiegenen Bedeutung der Altersvorsorge zeigte er uns, wie die Bedeutung künftigen Konsums im Gegensatz zu sofortigem Konsum zugenommen und so der Zins – eine Leistung für momentanen Konsumverzicht – abgenommen hat. Eine einfache Tatsache, die für uns alle aber große Bedeutung haben wird und uns anspricht.
Abschließend gab Prof. Hüther uns noch einen spannenden Einblick in das Thema Inflation, bevor er uns als Fazit seines Vortrags mit auf den Weg gab, dass wir (als Gemeinschaft) ein hohes Maß an Umorientierungsbedarf hätten, was an der realen Seite des weltweiten Wandels, der Digitalisierung und der Krise der Globalisierung liege. Eine Botschaft, die uns nach diesem beeindruckenden Vortrag wohl alle erreicht hat.
Zum Abschluss ging Prof. Hüther noch auf weitere Fragen zu vortragsbezogenen sowie anderen aktuellen Thematiken ein und prägte den Abend noch ein letztes Mal auf angenehmste Art.
Wir danken unserem Gast ganz herzlich für seinen Besuch an der ISH und hoffen, ihn bald wieder begrüßen zu dürfen.