Do, 22.09.2011

Preisgekrönter Lyriker Steffen Popp im Gespräch mit Hansenbergern

Am 23. September beehrte uns die Anwesenheit des preisgekrönten Schriftstellers Steffen Popp während eines Sudientags. Steffen Popp ist am 18. Juli 1978 im Greifswald geboren. Er wuchs in Dresden auf und nach einem Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studierte er Literaturwissenschaften und Philosophie in Berlin, wo er zurzeit auch promoviert. Unter anderem veröffentlichte er den Gedichtband "Kolonie zur Sonne" (2008) sowie Übersetzungen amerikanischer Gedichte von Ben Lerner und Christian Hawkey, "Die Lichtenbergfiguren" (2011) und "Reisen in Ziegengeschwindigkeit"(2008).

Am 23. September fand Steffen Popp die Zeit, mit einigen interessierten Schülern und Lehrern sowohl über eigene Gedichte, als auch über einige Übersetzungen amerikanischer Poesie zu diskutieren. Wir begannen mit der Lesung dreier Gedichte. Über jedes wurde einzeln diskutiert, Fragen wurden gestellt. "Für wen schreibt er?" "Welchen Zweck verfolgt er mit einem Gedicht oder bestimmten Versen?" "Benutzt er bewusst Stilmittel?"

Wir nutzten die einmalige Gelegenheit, Fragen persönlich an den Verfasser stellen zu können und nicht, wie sonst im Deutschunterricht üblich, philosophieren zu müssen, was der Schriftsteller wohl gemeint haben könnte. Umso interessanter Steffen Popps Antwort auf die Frage nach dem Sinn einzelner Verse: "Das hat keinen bestimmten Zweck, das kam mir einfach in den Kopf." Im Rückblick auf die vielen Gedanken über Werke verstorbener literarischer Größen eine beängstigende Vorstellung.

In der darauf folgenden Doppelstunde lasen wir Auszüge aus seinen Übersetzungen der Lyrik von Ben Lerner, einem amerikanischen Dichter, zu dem Steffen Popp intensiven beruflichen Kontakt pflegt. Im Unterschied zu den vorherigen Gedichten wurde hier eher weniger über die Aussage eines gesamten Gedichts diskutiert, vielmehr über die Übersetzung einzelner Verse. "Wie schafft man es, das Gefühl eines Textes rüberzubringen, und gleichzeitig so nah wie möglich bei den Worten zu bleiben, an die auch der ursprüngliche Verfasser dachte?"

Steffen Popps Antworten auf diese Fragen waren meist die Motive des Sprachgefühls, des Rhythmus, der erhalten bleiben sollte. Auf die Frage, ob man bei all der Übersetzung jedes einzelnen Wortes nicht den Text als Ganzes verlieren könne, nickte er. Er habe Respekt vor dem Prozess des Nachdenkens. Es sei wichtig, erst die Bedeutung auch durch Diskussion mit dem Autor verinnerlicht zu haben, bevor man anfängt zu übersetzen.

Auf die wohl brennendste Frage der Diskussion, dem Zweck des Übersetzens fremdsprachiger Literatur, verwies Steffen Popp auf die Schönheit der Sprache im Allgemeinen, auf die reizvollen Unterschiede und Herausforderungen, die im Vergleich zweier Sprachen, vor allem im Bereich der Lyrik, auftreten. Sein Ziel sei es, den Leser dazu anzuregen, über das Lesen und seinen Vorschlag der Übersetzung hinaus die eigene Interpretation zu finden.

Wir möchten Steffen Popp an dieser Stelle von Herzen für seine Zeit, sein Engagement und seine offensichtliche Begeisterung danken. Jede der Personen, die an der Diskussion teilnahmen, nahm wohl ihre ganz eigenen Gedanken mit hinaus.