12. - 16.02.2006

Oekowi-Woche in Dorfweil

Als die elften Klassen der Internatsschule Schloss Hansenberg am Montag, den 13. Februar mit Herrn Kauter, Herrn Rauh, Frau Bender und Frau Fietz nach Dorfweil im einsamen, aber schönen Taunus aufbrachen, um dort eine „Wirtschaftswoche“ zu verbringen, wusste niemand so wirklich, was ihn dort erwarten würde. Ein Abenteuer, eine lustige Zeit? Eine anstrengende Lernwoche?

Wir wussten aber, dass es zwei Arten von Planspielen geben würde: WIWAG und ÖKOWI. Während WIWAG sich besonders auf betriebswirtschaftliche Zusammenhänge konzentriert, beleuchtet ÖKOWI hauptsächlich die Aspekte einer Volkswirtschaft. So ging die Klasse 11 d und einige aus anderen Klassen in ihren Tagungsraum und alle waren gespannt. Der Kursleiter, Herr Friedel, stellte sich vor und erläuterte kurz das Spiel.

Die Teilnehmer spielen bei ÖKOWI, was für Ökologie, Ökonomie und Wirtschaft steht, eine Volkswirtschaft in einem imaginären Land, dem Ökoland. Sämtliche Daten werden in ein Programm eingegeben, das dann die Ergebnisse errechnet und so die Situation in Ökoland beschreibt. Es gilt, den ziemlich maroden Staat mit katastrophalen Umweltverhältnissen durch gute Umweltpolitik und gezielte Modernisierungsmaßnahmen zu sanieren.

Die Spieler teilen sich in die 7 Gruppen ein: Unternehmen 1, Unternehmen 2, Haushalt 1, Haushalt 2, Medien, Kommission Zukunft und schließlich Regierung. Planmäßig spielt man pro Tag ein Geschäftsjahr; jede Gruppe hat im Laufe dieses Jahres ihre Entscheidungen zu diskutieren, Anträge durch das Parlament – die Versammlung aller Ökoländer – in dem über Gesetze und auch Steuern abgestimmt wird zu bringen und Prognoserechnungen aufzustellen. Im Parlament haben die Unternehmen und Haushalte jeweils eine, die Regierung vier Stimmen.

Der Montag war der anstrengendste Tag, da sich alle in die Unterlagen einlesen und die Situation in Ökoland erst einmal erfassen mussten. So waren alle recht geschafft als sie die Entscheidungen abgegeben hatten. Wir waren gespannt auf die Ergebnisse und etwas ermüdet durch die erste Parlamentssitzung, in der es heftige Diskussionen gab. Das erste Problem hatte sich sofort eingestellt: Die Haushalte waren in einer miserablen Lage, ein Umzug musste her, der aber nur knapp finanzierbar war. Die Folge: Ein Antrag auf Subventionen und Pendlerpauschale.

Am Dienstagmorgen lauschten alle dem sehr informativen Vortrag von Herrn Allebrandt von der Dresdner Bank Mainz über die betriebswirtschaftliche Kostenrechnung. Danach ging es wieder in die Gruppen im ÖKOWI-Planspiel, gespannt auf die Ergebnisse der ersten Entscheidungen. Diese waren dann auch nicht wirklich prickelnd, die einzige Gruppe mit Gewinn – er war auch nur sehr bescheiden – war ein Unternehmen. Besonders die Regierung hatte hohe Überbrückungskredite. Nun wusste man, woran man arbeiten musste. Nach harter Arbeit wartete am Abend auf alle Schüler die Diskussion mit Politikern zum Thema „Ökologie und Ökonomie – Freunde oder Feinde?“

Was auch Herr Friedel immer wieder lächelnd betonte, war die fast schon irreale Kooperation der Hansenberger. Es gab zwar viele Diskussionen, aber man einigte sich, besonders die Haushalte taten fast schon zu viel, um die Regierung zu unterstützen, man versuchte ständig, Konsens zu finden. So waren der Kursleiter und auch Herr Rauh und Herr Kauter, die der Parlamentssitzung beiwohnten, äußerst amüsiert, als die Haushalte einer Einkommensteuerhöhnung von einem Drittel zustimmten.

Mittlerweile hatten sich die Gruppen in das Spiel sehr gut eingefunden, man kam so gut zurecht, dass beschlossen wurde, am Donnerstag zwei Geschäftsjahre zu spielen. Den Haushalten wurde von Herrn Friedel noch einmal erklärt, dass sie mehr Möglichkeiten hätten, sich nicht völlig der Regierung unterordnen sollten. Auch wenn es gewöhnungsbedürftig war, so hat es doch neuen Wind in das Planspiel gebracht; es wurde eine Gewerkschaft gegründet und sogar eine Gewerkschaftszeitung herausgegeben. Die Haushalte machten sich selbstständig und erhielten Unterstützung von der Regierung. Besonders die Unternehmen konnten – trotz der weiterhin roten Zahlen eines Unternehmens – bereits am Donnerstag stolz auf ihre vorzüglichen Umweltwerte sein. Durch umweltfreundliche Produktion, Investition in Emissionsabbau und in regenerierbare Rohstoffe wurden die Bewertungen, die das Programm errechnete, – von 1 hervorragend bis 7 katastrophal – mit jedem gespielten Jahr besser.

Auch die Regierung tat ihr bestes, indem sie im Laufe des Spiels ihre Investitionen nahezu verdreifacht hatte. Ein Haushalt hatte seine Heizungen dahingehend ausgesucht, dass diese Strom produzieren konnte, durch dessen Verkauf der Haushalt Einnahmen erzielen konnte. Um die Luftverschmutzung zu verringern, investierte die Regierung in Schienenverkehr, subventionierte einen Teil des Fahrpreises. Die Haushalte schafften ihre Autos ab und auch die Industrie konnte ihren Anteil an Schienennutzung jährlich erhöhen.

Sehr interessant war, dass man geradezu dabei zusehen konnte, wie Ökoland sich erholte. So schrieben am Schluss die Haushalte beachtliche schwarze Zahlen, die Unternehmen konnten – trotz der beinahe frech hohen Steuern – Gewinn-, Qualitäts- und besonders Umweltstandard steigern, die Regierung hatte es geschafft, sämtliche Überbrückungskredite und fünfzig Millionen der Staatsverschuldung zurückzuzahlen sowie sämtliche Investitionen – sei es in Bildung, Kultur und Erholung, Schienenverkehr, freiwillige Umweltinvestitionen oder soziale Wohlfahrt – zu erhöhen, teilweise sogar zu verdoppeln oder zu verdreifachen. Außerdem die Arbeitslosigkeit zu senken, was definitiv dem Engagement der Haushalte zuzuschreiben war.

Insgesamt haben wir alle die Grenzen des Systems bemerkt, teilweise gab es auch Verbesserungsvorschläge, aber das wichtigste war, dass man in diesem Spiel die Zusammenhänge sehr gut erkennen konnte und manchmal auch „am eigenen Leib erfahren“ musste. Es war ein tolles Erlebnis, da man nicht nur einen Einblick in Wirtschaft, Politik und „ökologische Wirtschaft und Politik“ erhalten hat, sondern auch gelernt hat, wie wichtig es ist, und trotzdem schwierig, tragbare Kompromisse und Diskussionen zu führen. Danke an Herrn Rauh und Herrn Kauter für die Organisation, an Frau Bender und Frau Fietz für die Betreuung und natürlich nicht zuletzt an Herrn Friedel und alle, die dazu beigetragen haben, dass diese Woche so werden konnte, wie sie geworden ist.