Do, 15.06.2006

Musik im Schloss – Konzert für Klavier und Flöte

„Normalerweise könnten wir uns das nicht leisten. Es ist eine große Gnade, dass wir diese Dozentin für uns gewinnen konnten“. Niko Lamprecht spricht begeistert von der Pianistin Maria Sofianska, die seit drei Jahren an der Internatsschule Schloss Hansenberg unterrichtet. Doch Maria Sofianska, die eigentlich an der Musikhochschule Stuttgart unterrichtet und international Konzerte gibt, hat eine ganz spezielle Beziehung zum Rheingau und zu jungen Menschen. Diese Beziehung zum Rheingau stellt ein Wochenendhaus in Stephanshausen dar, das die Musikprofessorin vor einigen Jahren erbte. Weil es ihr in der Höhengemeinde so gut gefällt, verbringt sie möglichst viele Wochenenden dort. Durch Zufall lernte sie Arnulf Reinhardt kennen – seines Zeichens Leiter der Neuen Musikschule Rheingau. Reinhardt konnte Maria Sofianska als Lehrerin gewinnen, allerdings für ganz spezielle hochbegabte Schüler. Weil ihr die Förderung junger Menschen am Herzen liegt, akzeptierte sie auch den normalen Tarif, nach dem die Lehrkräfte an der Neuen Musikschule bezahlt werden. Somit gibt Sofianska seit drei Jahren jeden Freitagnachmittag Unterricht in der Internatsschule Schloss Hansenberg, mit der die Neue Musikschule eine enge Kooperation pflegt.

Niko Lamprecht ist Musiklehrer auf Schloss Hansenberg und koordiniert die Zusammenarbeit mit der Neuen Musikschule, die durch die Zusammenarbeit eine eigene Dependance in der Hochbegabtenschule gewonnen hat. „Wir bieten der Neuen Musikschule ein Kulturdach. Unter diesem Dach kann der Musikunterricht in den verschiedenen Räumen stattfinden“, erläutert Lamprecht, für den die Schule wie ein „Schirmherr“ fungiert.

Seit 2003 gibt die Pianistin Maria Sofianska nicht nur Unterricht, sondern hat gemeinsam mit Niko Lamprecht auch die Konzertreihe „Musik im Schloss“ ins Leben gerufen. Dabei wird jeweils ein spezielles Thema behandelt, das zuvor im Unterricht vorbereitet wurde. Nachdem bisher die Schwerpunkte Klassik und Romantik bearbeitet wurden, stand am letzten Freitag „Musik des 20. Jahrhunderts“ im Mittelpunkt. Als „Assistentin“ hatte Maria Sofianska ihre Stuttgarter Kollegin Antje Langkafel (Querflöte) zum Besuch im Rheingau mitgebracht. Beide gestalteten einen abwechslungsreichen Konzertnachmittag im Saal des Hansenberg-Schlosses vor einer interessierten Gemeinde von Schülern und Mitarbeitern des Internats.

Mehr Workshop als „nur“ Konzert gab Maria Sofianska jeweils eine Einführung zu den einzelnen Kompositionen, die die Musikerinnen anschließend interpretierten. Zu hören war eine große Bandbreite zeitgenössischer Musik, zum Teil solistisch dargeboten (Flötensolo von Antje Langkafel mit einer eigenen Komposition, Präludien von Schostakowitsch pianistisch von Maria Sofianska präsentiert), zum Teil im Duett souverän interpretiert. Vom Anfang der Moderne (Lili Boulanger-Komposition) über zwei komplexe und zum Teil einem Zahlenspiel ähnelnde Stücke des Russen Denissow bis zum Ausklang mit einer im versöhnlichen Sinn harmonisch klingenden Komposition von Enescu führten die an der Hochschule Stuttgart lehrenden Solistinnen die Zuhörer im erläuternden Dialog an moderne Musik heran, die Aufmerksamkeit und auch Einfühlungsvermögen forderte.

Ein Höhepunkt war die szenische Darbietung einer aktuellen Komposition von Antje Langkafel, welche gesprochene Texte des Philosophen Wittgenstein zu den Eigenschaften von Farben mit den Klangfarben von Klavier und Querflöte illustrierte. Die Hansenberger dankten mit langem Beifall!

Hier gibt es einen Artikel vom Rheingau Echo