Mi, 09.07.2014

Lesung des Schriftstellers Thomas Meinecke für die Jahrgangsstufe E2

Der Roman Tomboy, welcher 1998 von Thomas Meinecke veröffentlicht wurde, greift sämtliche Themen der letzten Jahrzehnte in Verbindung mit dem nach wie vor jedermann betreffenden Thema der Gender-Studies auf und bildet so ein Gesamtwerk, in dem sich Wissen und Sprachgewalt zusammenschließen und wie ein Gewitter über dem Leser zusammenbrechen. Aus diesem Grund hat sich die E-Phase der Internatsschule Schloss Hansenberg in den letzten Wochen ausgiebig mit diesem außergewöhnlichen Roman, welcher überwiegend von StudentInnen gelesen und von einer breiten Masse von Menschen diskutiert wird, beschäftigt, um alle Unklarheiten zu beseitigen, oder besser gesagt, möglichst irgendeine Klarheit über das Werk zu schaffen. Ist dieses Interesse nun als pseudo- intellektueller Euphemismus unserer gesellschaftlichen Position zu bewerten, und damit als Resultat unserer normativen Zwangsheterosexualität, die ja, wie uns auch die Romanfigur Frauke Stöver, welche seit neustem mit der Drag-Queen Angela (oder eher Angelo?) verheiratet ist, bestätigt, eine Ausgeburt gesellschaftlicher Verabredungen ist oder vielmehr als Ausdruck menschlicher Neugierde, die seine Quelle in dem provokanten und viel diskutiertem Schreibstil der Romane Meineckes findet?

So, oder zumindest so ähnlich würde dieser Artikel aussehen, wenn er von Autor, DJ, und Vater einer Tochter, Thomas Meinecke verfasst worden wäre. Seine Kunst ist es, geballtes Wissen in verzweigten und verschachtelten Bandwurmsätzen auf Papier zu bringen, um, so Meinecke, „ein Protokoll einer Aneignung von Wissen“, zu veröffentlichen. Rund 60 SchülerInnen erwarteten den Gast daher mit großer Neugier und Zuversicht, einen besseren Einblick in die scheinbar wirre Verknüpfung verschiedenster Thematiken rund um den Bereich der Philosophie, Literatur und Gender-Politik in sogenannter „Meinecke-Manier“, zu bekommen.

Nach zwei kurzen Leseeindrücken aus „Tomboy“ sowie seinem aktuellen Roman „Lookalikes“ eröffnete Meinecke eine Frage-und Diskussionsrunde. „Es ist eine ganz andere, sehr interessante Art des Unterrichts, den Autor des Romans, durch welchen man sich Woche für Woche durch quält, persönlich kennen zu lernen und einmal direkt an ihn alle Fragen, die einem seit dem Lesen des ersten Satzes auf dem Herzen liegen, stellen zu können.“, so ein Schüler.

Thomas Meinecke, welcher normalerweise Lesungen und Vorträge an Universitäten hält, nahm sich die Zeit, den SchülerInnen des Hansenberg ausführlich von dem Schreibhergang und der Inspiration seiner Bücher zu berichten und trug dazu bei ein besseres Leseverständnis zu schaffen. Wir bedanken uns vielmals bei Herrn Meinecke für sein Kommen und hoffen, dass auch die künftigen Jahrgänge die Chance bekommen, sich mit dem Autor persönlich über sein Werk austauschen zu können.