Mi, 11.01.2017

Kritischer Vortrag zu Afghanistan und Bundeswehreinsätzen

Vortrag von Afghanistan-Veteran und Bundeswehrkritiker Daniel Lücking vor der Jahrgangsstufe Q3

Am Donnerstag, dem 12. Januar, besuchte Herr Daniel Lücking in den ersten beiden Stunden den Abiturjahrgang und hielt einen spannenden und aufschlussreichen Vortrag über seine Erfahrungen aus seiner Zeit bei der Bundeswehr.

Herr Lücking studiert nun Kulturjournalismus in Berlin und war bereits in früheren Jahren viermal in Auslandseinsätzen der Bundeswehr stationiert, sowohl im Kosovo als auch in Afghanistan. Derzeit ist er vom militärischen Dienst freigestellt, um sein Studium zu beenden.

Das Ziel seines Besuches war es, nicht nur zu informieren, sondern auch die einseitige Darstellung der Bundeswehr in der Gesellschaft zu kritisieren.

Während seines Vortrages verdeutlichte er uns die verschiedenen Darstellungen der Auslandseinsätze an vier Videos, die allesamt lediglich Selbstdarstellungen der Soldaten, beziehungsweise der in Afghanistan beteiligten Nationen waren. Auch im TV kritisierte er die Darstellung dieser Einsätze und sprach von einem bestimmten Muster, das allein dazu da sei, die Notwendigkeit der Einsätze zu rechtfertigen und im positiven Licht darzustellen.

Ein weiterer Hauptschwerpunkt des Referenten war das Bundesministerium für Verteidigung, welches sowohl teilweise falsche, beziehungsweise nicht vollständige Informationen an die Öffentlichkeit weitergebe und dem Parlament auch unvollständige Berichte liefere, die zum Beispiel zivile Opfer oder Festnahmen verschwiegen haben sollen. Während die negativen Fakten unter den Tisch gekehrt würden, würden die sogenannten „Leuchtturmprojekte“ – international geförderte Hilfsprojekte – hervorgehoben, obwohl unklar bliebe, ob diese Projekte wirklich der ausländischen Bevölkerung von Nutzen sind oder wie lange beispielsweise eine errichtete Schule besteht.

An seiner eigenen Laufbahn widerlegte er die von der Ministerin für Verteidigung aufgestellte „20/4-Regel“. Diese besagt, dass auf 4 Monate Auslandseinsatz 20 Monate Inlandsarbeit folgen. Aber es käme immer wieder zu Lücken auf den Einsatzlisten, die dazu führten, dass viele Soldaten schon nach wenigen Monaten wieder zurück ins Ausland geschickt würden.

Der zunächst von der Bundeswehr überzeugte Soldat bekam Zweifel, als er 2008 in einem seiner Einsätze in Afghanistan herausgefunden hatte, dass die Presse bei dem Bericht des von ihm miterlebten Anschlags anstatt der 8 explodierten Raketen nur von 2 berichtet hatte, die beide nicht detoniert seien. Beim Versuch der Klärung dieses „Fehlers“ stellte sich heraus, dass das, was in der Presse stand, nicht anzuzweifeln sei und nicht mehr darüber geredet werden solle.

Durch solche und weitere Situationen, die er in seinen Auslandseinsätzen erlebte, hat Herr Lücking auch heute noch Depressionen und versucht mit Hilfe einer Online-Schreib-Therapie diesen entgegen zu wirken. Neben seinem Studium setzt er sich stark gegen den Drohneneinsatz ein.

Wir bedanken uns ganz herzlich für diesen neuen Eindruck!