Fr, 24.08.2018

„Japan im Klassenzimmer“ – Exzellenter Vortrag von japanischem Generalkonsulat und deutsch-japanischer Gesellschaft Frankfurt

こんにちは – Kon’nichiwa!

Heute Nachmittag durften wir am Hansenberg wieder einmal hohe Gäste des Generalkonsulats von Japan und der deutsch-japanischen Gesellschaft Frankfurt begrüßen. Vizekonsul Ryo Kogure trat vor seiner Abordnung nach Islamabad in Pakistan zum letzten Mal in einer Schule zum Vortrag an, und Hiroaki Matsuyama, sein Nachfolger sprach zum ersten Mal vor Schülern im Rahmen des Projekts „Japan im Klassenzimmer“. Johannes Beyer, Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Frankfurt (DJG) war unser Special Guest heute, und natürlich Nicolas Bauer, der Hansenberger Sieger des Japan-Essays 2018.

Zunächst aber machte uns Michael Mayerhofer den jährlich organisierten Aufsatzwettbewerb der DJG mit der Chance auf eine Reise nach Japan schmackhaft. Er erläuterte die Bedingungen und gab einige Tipps für einen kreativen Essay, ergänzt durch Hinweise des Siegers 2018, Nicolas Bauer.

Vizekonsul Ryo Kogure zeigte in seinem sehr spannenden Vortrag vielerlei Hintergrundinformationen zur Geschichte und Kultur Japans auf. Vizekonsul Matsuyama präsentierte uns faszinierende Bilder von Natur, Kultur und Essensgewohnheiten in Japan. Neben Interessantem zu Geografie und Staatsform lag diesmal ein Schwerpunkt auf den Aspekten von Schule und Studium und den Unterschieden von Jugendlichen in Japan und Europa.

Wussten Sie zum Beispiel, wie sehr sich das dortige Schulsystem von unserem unterscheidet? Vor allem ist es sehr straff, diszipliniert, ja autoritär organisiert. Es gibt grundsätzlich keine Abschlussprüfungen wie das Abitur, dagegen aber wichtige, ggf. das Leben der Schüler „entscheidende“ Aufnahmeprüfungen, die es unbedingt zu bestehen gilt. Um einen guten Job zu bekommen, arbeiten viele junge Schüler sehr, sehr hart, weshalb dort auch der Begriff „Freizeit“ ganz anders definiert ist. Dagegen ist die „Universität“ laut Herrn Kogure eine Art „Aus- und Party-Zeit“ in Japan, wo dann erst die „sozialen Regeln“ erlernt werden. Das kam uns allen sehr anders und fremd vor.

Ganz anders ist auch das Verständnis vom Individuum in der Gesellschaft: Japaner stellen die Gesellschaft „das Außen“ (Tatemae) immer an erste Stelle – dann erst kommen die eigenen Bedürfnisse, „das Innen“ (Honne). Das Unternehmen ist eine Art „Familie“, Arbeit, Beruf, Freizeit werden nicht so getrennt gesehen wie hier im Europa. Es geht also alles eher „Von Außen nach Innen!“

Rechtsanwalt und Präsident der dt.-jap. Gesellschaft, Johannes Beyer, stellte in seinem kenntnisreichen und pfiffigen Vortrag die erheblichen Unterschiede in der Entstehung des japanischen Rechts zur Rechtskultur in Europa vor. So gelten zwar als Rechtstifter primär Konfuzius und die chinesische Kultur, aber nach 1863 auch deutsche, französische und britische Einflüsse. Und nach 1945 entstand vor allem eine sehr starke US-amerikanische Systematik des japanischen Rechts. In Summe findet sich aber auch hier eine verblüffend andere Sicht auf die Welt, so Beyer. „Der japanische Richter erfasst zunächst das Thema, und urteilt dann erst nach gültigem japanischem Recht.“ Dies sei im Kern eher intuitiv, konkret, sozial und emotional geprägt.

Die vielen Zuhörer lernten so die japanische Kultur und Denkweise näher kennen und waren verblüfft, wie so ganz anders und spannend Japan ist. Und natürlich war Nicolas Bauers wunderschöne Bilder-Präsentation seiner Reise nach Japan ein Highlight für alle Japan-Liebhaber. Denn als Belohnung konnte der Hansenberger Abiturient in den Osterferien zwei Wochen durch Japan reisen, um alles mit eigenen Augen sehen zu dürfen.

どうもありがとう – Vielen Dank für diesen anregenden Nachmittag! Wir freuen uns auf nächstes Jahr!

Paul Rauh