Sa, 09.06.2007

Hansenberg in Concert

Fülle der Musik

„Blood, Sweat and Tears“ ist eine stehende Redewendung aus einer Rede Churchills, die zunächst nichts mit Musik zu tun hat. Durch die später gegründete gleichnamige Jazzrockband rückte der Begriff aber Frau Musica schon näher, und das Konzert am Hansenberg verkörperte ihn auch – im besten Sinne. Wieviel Arbeit bedeutet es, Musikwerke einzustudieren? Schon der Solist weiß ein Lied von seinen Mühen unzähliger Übstunden zu erzählen, noch interessanter wird die Sache bei kleinen und größeren Ensembles. Hier sind nicht nur die Töne zusammenzubringen, sondern auch die Eigenheiten oder kleinen „Macken“ der jeweiligen Spieler. Der Dirigent kann noch so gut, der Einzelspieler noch so versiert sein, sie können ihre Ensemble- oder Orchester-Aufführung nicht optimieren, wenn die aus unzähligen Faktoren bestehende Logistik zur jeweiligen Probe nicht stimmt – oder gar ein wichtiger Spieler aus menschlichen Gründen „verstimmt“ ist. Insofern hat jede musikalische Aufführung „Blood, Sweat and Tears“ als Hintergrund, die Tränen allerdings sind nach einem Konzert dann eher als Ausdruck von Erleichterung und Freude zu sehen.

Das gut besuchte Orchesterkonzert am Hansenberg bot in kompakter Form einen Querschnitt durch Epochen und Konstellationen. Solisten wie Dirk Brummund und Moritz Fischer bezwangen am Flügel Sonatenauszüge von Beethoven und Mozart, einen Pop-Ausflug boten Ian Gierczak und Yilmaz Uezel mit „Clandestino“(mit Mitsingeffekt), und das Duo mit dem kryptischen Namen „Kwintet pana Tadelusca“ (von Ian und Sebastian Butterweck) verfremdete Charpentiers „Te deum“. Eine Art Nachklang zu ihrem Jugend musiziert-Wettbewerbserfolg zeigten Lukas Tielsch und Vera Lamprecht, noch einmal boten sie die neoromantische Sonate für Flöte und Klavier von Francis Poulenc dar. Schon diese Beiträge erhielten viel Beifall, im B-Teil des Konzerts trat dann das Orchester auf. Am ausgedehnten Stimmen erkannte man noch eine gewisse Nervosität oder Unerfahrenheit, doch dann kam der Zug ins Rollen! Humorvoll von wechselnden Sprechern moderiert bot das Ensemble von Anfang an eine erkennbare Gestaltung, der Taktstock lag bei Sebastian Dern in festen Händen. Mal schmiegte der Klangkörper sich den wundervollen Klarinettenklängen (Solistin Anna Schrank) in Mozarts Klarinettenkonzert an, mal blitzte musikalischer Schalk bei Dvoraks „Humoreske“ auf. Effektvoll arrangierte Filmmusik (Abschluss: „Pirates of the Carribbean“) bot mit schmissiger Percussion immer wieder den Brückenschlag zum populären Genre, vom Publikum dankbar goutiert. Langer Schlussapplaus honorierte die Gesamtleistung der Spieler und des Dirigenten – „Blood, Sweat & Tears“ der langen Vorarbeit hatten sich gelohnt.