So, 08.03.2009

Gespräch mit dem Zeitzeugen der Geschichte Dr. Hans Jandl zum Themenkomplex Kriegsende, Flucht und Vertreibung

„„Ich war auch mal so jung wie ihr, aber ich musste meine Heimat verlassen…““

Zeitzeuge Hans Jandl berichtet über Flucht und Vertreibung in der Nachkriegszeit

„Ich war auch mal so jung wie ihr“. Es klang für uns fast nach Erinnerung an schöne Jugendtage. Der mit 85 Jahren frisch gebackene Dr. phil. Hans Jandl war am Studientag, den 09. März 2009 bereits zum dritten Mal zu Besuch am Hansenberg, um als Zeitzeuge der Geschichte über das Thema „Flucht und Vertreibung der Deutschen in der Nachkriegszeit“ aus eigener Erfahrung und persönlichem Erlebnis zu berichten. Seine Erzählungen aus der (Nach-) Kriegszeit scheinen aus einer anderen Welt zu kommen, tatsächlich liegen sie aber erst um die 60 Jahre zurück.

Dr. Hans Jandl hat diesmal seine Frau mitgebracht, sie bleibt aber eher ruhige Zuhörerin, nur vereinzelt erzählt sie aus Ihrer Erfahrung. Dr. Hans Jandl aber, mit Orden und Anerkennungen und Büchern voll bepackt, berichtet jugendlich frisch und sehr aufgeräumt von der Not dieser Zeit, einfach unbeschreibbar. Und wenn man sie heute beschreibt, dann ist diese Erfahrung nicht begreifbar. Der einzige geografische Anhaltspunkt für uns jugendliche Zuhörer ist die von Herrn Rauh, dem Organisator des Gesprächs, aufgehängte Europakarte, die wir uns immer wieder ansehen: „Hier liegt meine Heimat – Rothmühl im Sudetenland“ Hans Jandl veranschaulicht uns auf der Landkarte eindrücklich seine Vertreibungswege.

Seine Heimat musste Jandl nach dem 2. Weltkrieg verlassen. „Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung, aber für die Vertriebenen fing da erst das Leid an.“ Und so berichtet Hans Jandl, wie er von einer russischen Gefangenschaft in die nächste, die Amerikanische geraten ist. Einmal sollte er ein Grab für sich selbst schaufeln und ein anderes Mal lagen sie mit 26 Personen in einer Zelle für Drei – „wie die Sardinen!“. Danach kam der Kriegsheimkehrer als „Strafe“ in ein Kohlebergwerk und musste Zwangsarbeit verrichten. Dazu wurden die Arbeiter in engen Schächten unter Tage gebracht, aber Hans Jandl hat sich so lange beschwert, bis er fortan „über Tage arbeiten durfte“.

Schließlich ist er dann aber in die amerikanische Zone geflohen. „Meine Angebetete (Frau Jandl schmunzelt!) war ja in Passau!“ Der Zeitzeuge schaut lange seine Frau gegenüber in der Gesprächsrunde sitzend an. Sie lächelt. Wir sehen ein glückliches Paar. Abschließend erklärt uns Hans Jandl, dass die Eingliederung in Deutschland vollends geglückt sei. Heute fühlt er sich hier im Rheingau zuhause und es wurde gute Aufbauarbeit in Deutschland geleistet. Aus dem Geschichtsunterricht ist uns das als „Deutsches Wirtschaftswunder“ nach der Währungsreform 1948 bekannt.

Hans Jandl hat am Studientag Geschichte für uns lebendig werden lassen. Es war sehr anschaulich und beeindruckend für uns Zuhörer aus den Kl. 11 und 12. Auch wenn wir es uns das Leid nicht “real“ vorstellen können, so haben wir wenigstens einen kleinen Einblick in diese schwere Zeit erhalten.

Paul Rauh