Di, 07.09.2010

Frau Schmax von der Commerzbank hält einen Vortrag über Marktversagen im Gesundheitssektor für die Jahrgangsstufe 12

„Wer von Ihnen ist denn heute Morgen aufgestanden, hat in den Spiegel geschaut und sich gesagt: Ach, ich müsste mal wieder was für meine Daseinsvorsorge tun?“ Die einstimmige Verneinung war in einer Klasse von durchschnittlich 16-Jährigen vorhersehbar. Doch auch wenn dieses Thema für uns Schüler noch weit in der Ferne zu liegen scheint, gelang es der Referentin Sabine Schmax das allgemeine Interesse zu erwecken.

Frau Schmax ist mit der Materie bestens vertraut. Zurzeit arbeitet die Spezialistin für Public Affairs/Issue Management bei der Commerzbank in Frankfurt. Zuvor war sie bei der Dresdner Bank mit der Thematik des Gesundheitswesens befasst.

Schon zu Beginn ihres Vortrags macht sie deutlich, „es gehe um Individuen, um Menschen und um Schicksale“. Ein solches Schicksal greift sie in Form eines Spiegelartikels auf, der von der Verzweiflungstat einer amerikanischen Patientin berichtet, die mangels Krankenversicherung nur notdürftig behandelt wurde. Um eine hinreichende Versorgung zu erhalten, griff sie zur Pistole und fügte sich eine Schussverletzung zu. Dieses Beispiel verdeutlicht nur einen Grund, warum der Staat in das Gesundheitswesen eingreifen sollte. Ein weiterer ist drohendes Marktversagen, welches zum einen durch externe Effekte bei Gesundheitsgütern ausgelöst werden kann. Viele Leute verzichten beispielsweise aus Eigeninteresse auf Impfungen, erhöhen so jedoch die Gefährdung ihrer Mitmenschen, wodurch ein negativer externer Effekt entsteht.

Zum anderen führt Frau Schmax Informationsasymmetrien als Ursache für Marktversagen im Gesundheitssektor an. Durch das Prinzip „Ich weiß etwas, was du nicht weißt“ kommt es bei Versicherungsunternehmen zur Fehleinschätzung der Risiken bezüglich der Versicherungsnehmer. Um sich abzusichern, erhöhen die Versicherungsunternehmen die Prämien, sodass sich auch Personen mit eigentlich geringem Risiko nicht mehr ausreichend absichern können.

Gleichzeitig wirkt sich das Wissen um eine Absicherung im Notfall unterschwellig auf das Verhalten der Versicherten aus. Durch das Auseinanderfallen von Handlung und Haftung besteht bei Versicherten zum Beispiel kein Anreiz, risikoreiche Freizeitbeschäftigungen oder ungesunde Lebensweise einzuschränken, da im Bedarfsfall die Krankenversicherung für die Behandlungskosten aufkommt. Da die Kosten bei der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen keine Rolle spielen, besteht zudem die Gefahr, dass Patienten zu viele überflüssige Leistungen nachfragen.

Insgesamt fand der Vortrag von Frau Schmax in der Klasse 12a sehr positive Resonanz, da er uns interaktiv die Zusammenhänge im Gesundheitswesen verdeutlichte. Vielleicht werden wir in Zukunft alle häufiger vor dem Spiegel stehen und über Daseinsvorsorge nachdenken.

Vielen Dank an Frau Schmax für vielfältige Einblicke und Denkanstöße!