Di, 15.12.2009

Feierliches Weihnachtskonzert der Internatsschule Schloss Hansenberg in der Basilika von Johannisberg

Das diesjährige Weihnachtskonzert war wieder ein schönes Ereignis. Viele Eltern und Lehrer waren da, um das musikalische Ergebnis einer langen Vorbereitung zu genießen. In der (zum Glück beheizten) Basilika konnte ein interessantes und vielfältiges Abendprogramm geboten werden.

Als Einleitung spielte Alexander Held eine längere Paraphrase von Alexandre Guilmant auf der Orgel. Mit einer gelungenen Interpretation und passenden Registrierung wurde das Thema des Weihnachtslieds „Tochter Zion“ angegeben und denjenigen, die es vergessen hatten, wieder ins Gedächtnis gerufen. Das war auch nötig, denn jetzt ging es gleich ans Ei(ge)ngemachte: Das Arrangement dieses Stücks, von dem Orchestermeister, Jens Albrecht, selbst gemacht, verlangte nach den Strophen, die für Orchester und Chor gesetzt waren, auch den Einsatz des Publikums. Nach dieser gelungenen Einstimmung auf den Abend verlieh die Ingrid-zu-Solms-Stiftung das Stipendium dieses Jahres an Tina Ebert und wurde ihr persönlich von Frau Prof. Starzinski-Powietz übergeben.

Darauf folgten zwei Stücke der Beatles, „Yesterday“ und „With a little help from my friends“, gespielt von der Pop und Folk-AG. Die Besetzung blieb hier größtenteils auf der Bühne, um mit den nächsten Liedern, „Bésa me mucho“ und „Tears in Heaven“ das Thema des Abends vollständig weg vom barocken Händel zu modernerer Musik zu leiten. Der Chor setzte entsprechend mit dem „Titelsong“ ein: „All things bright and beautiful“ von John Rutter. Mit dem Gospel „Go tell it on the mountain“ in einem Arrangement von Harry Simeone wurde dann die festliche Weihnachtsstimmung endgültig besiegelt. Jetzt musste alles gut gehen.

Eine kurze Unterbrechung zur Musik kam jetzt auch, pünktlich nach dem thematischen Höhepunkt, in Form von Gedichten: eine „Geweihte Nacht“ von Selina Schneider und eine „Reale Nacht“ von Louisa Seichter. Die Gegenüberstellung der idealen Festtage auf der einen Seite, und dem, was die meisten Menschen wirklich erwartet holte die Zuschauer wieder auf den festen Boden der Tatsachen zurück.

Dieser Boden drohte manch einem aber auch gleich danach wieder unter den Füßen wegzurutschen. Denn Amin Kachabia, der eine alte italienische Arie in Begleitung von Alexander Held sang, verzauberte das Publikum mit seinem reinen, klaren Countertenor. Der Schock, einen offensichtlich männlichen Sänger sich in so hohe Tonlagen begeben zu hören, brandete zum Schluss in einen langen und lauten Applaus aus. Nicht weniger Beifall ernteten allerdings Max Mersiowsky und Christoph Dorn, die eine moderne Méditation von Marcel Mihalovici für Trompete mit Klavier aufführten. Diese seltsamen, komplexen Harmonien und Dissonanzen erfüllten den Raum mit ungewohnten Klängen, die alle Zuhörer unweigerlich in ihren Bann zogen.

Der Klassiker „Walking through a winter wonderland“ von Mark Hayes, gesungen von Viktoria Jakobs und Amin Kachabia, diesmal in etwas tieferer Tonlage und wieder von Alexander Held begleitet, durfte natürlich auch nicht fehlen.

Mit zwei Tänzen aus der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowsky, dem Blumenwalzer und dem russischen Tanz, gab das Orchester eine fröhliche Stimmung voller Tatendrang an, die nach dem vielleicht etwas sehr kitschigen „Winter Wonderland“ als Abwechslung sicherlich willkommen war. Als Gegenzug trug Max Mersiowsky das Gedicht „Auf eine Christblume“ von Eduard Mörike vor.

Die Stimmung wurde für eine weitere Zeitreise in den Barock genutzt: Alena Beyer, Linda Shen und Phia Jensen spielten eine Triosonate von Johann Joachim Quantz für Querflöte, Oboe und Cello. Auch das nächste Stück, das Londoner Trio von Joseph Haydn, gespielt von Jens Albrecht und Claire Thürwächter auf der Querflöte und Phia Jensen auf dem Cello, war eher beruhigend.

Mit moderner Musik ging es jetzt weiter: aus dem Musical, das im Januar 2010 bei uns gespielt wird, sangen Viktoria Jakobs und Andrea Bublitz das Lied „I know where I’ve been“. Auch der Chor ließ sich von diesem großen Sprung nach vorne mitreissen: Mit „On Eagles Wings“, arrangiert von unserem Musiklehrer, Jochen Doufrain, und „This little light of mine“, von Lorenz Maierhofer arrangiert neigte sich der Abend dem Ende zu. Vor der Verabschiedung durch Herr Herbst bedankten sich die Schüler der Jahrgangsstufe 12 noch bei Frau von Zitzewitz-Schänzer für die Anstrengungen, die sie sich mit unserem Auslandspraktikum gemacht hatte. Zum Schluss wurde vom Chor, dem Orchester und der Pop und Folk AG noch eine moderne Version von „Stille Nacht, heilige Nacht“ aufgeführt. Der donnernde Applaus, der in Wogen in der Kirche umherging, verlangte nach einem encore-Stück, worauf Herr Doufrain mit dem Chor noch einmal „This little light of mine“ sang. Die Gemüter waren gestillt, und das Publikum sowie die Schüler und Schülerinnen, die an diesem Abend teilgenommen hatten, liefen hinaus zum Glühweinstand, den einige hilsbereite Eltern aufgebaut hatten – bis auf die, die noch der Tontechnik AG beim Abbauen halfen.

Insgesamt hat dieser Abend sehr erfolgreich den Hansenberg in seiner Vielfalt und im Zusammenhalt bestätigt. Auf das Weihnachtskonzert im nächsten Jahr darf aber trotzdem gehofft werden – ‘mal sehen, was es bringt.