Do, 03.11.2016

FAZ-Herausgeber Werner d’Inka zu Gast auf dem Hansenberg

Der 1. Dez. 1946: Hessens Verfassung tritt in Kraft. Wie schaffen wir eine freiheitliche Presse?

Werner D`Inka, Herausgeber der F.A.Z., erläutert Geschichte und Aufgabe der Medien von 1945 bis heute


„Ja, es wird auch für die Presselandschaft durch die Digitalisierung massive Veränderungen geben. Und ja, auch das gesamte Geschäftsmodell jeder Zeitung ist stets neu zu überdenken!“ Werner D`Inka ist offensichtlich gerade wegen seiner langjährigen Erfahrung als Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ein Realist. Er sieht die neuen Aufgaben und Herausforderungen kommen, und er betrachtet die neuen sozialen Medien, Blogger, Facebook und Co. sehr kritisch. Zugleich glaubt der gelernte Zeitungsredakteur, langjähriger „Chef von Dienst“ und seit 2005 auch Herausgeber der FAZ, an den Qualitätsjournalismus. „Wir glauben, auch in zehn Jahren werden die Leser kluge, verlässlich recherchierte Informationen und Hintergründe kaufen. An den „Tod der Presse“ glaube ich aus Erfahrung nicht!“

Der Spannungsbogen, den D`Inka im voll besetzten Saal der Internatsschule Hansenberg in Geisenheim zieht, ist sehr anschaulich: Von der ersten Zeitung im Jahre 1605 (Relation in Straßburg) und den ersten Urheberrechtsbeschwerden 1609 über „Abschreiben und Plagiat“ (Aviso in Wolfenbüttel), bis zu den „copy and paste“- Tricks der „Online- Redakteure und Blogger verschiedenster Berichterstatter“ zeigt sich nach D´Inka nur eines: Geistiges Eigentum von gutem Journalismus ist sehr wertvoll, aber es lässt sich auch schwer schützen.

Auf Einladung der Politik-, Wirtschafts- und Geschichtslehrer der Internatsschule und in einer Initiative von Lehrer Paul Rauh, war D’Inka zum 70-jährigen Jubiläum der Verfassung des Staates Hessens (auch als Präsident des Frankfurter Presseclubs) hoch motiviert, als „Zeitzeuge der Geschichte Hessens seit 1946“ zu berichten.

Werner D’Inka spricht souverän, er kommuniziert mit den Schülern offen, fast schon freundschaftlich. Der prominente Gast erläutert den 16 - 18 Jährigen authentisch die historischen Stationen von 1945 bis 1949 (vom „Zusammenbruch des 08. Mai 1945 bis zur Annahme des Grundgesetzes am 23. Mai 1949“). D’Inka veranschaulicht das zunächst komplette Verbot aller damals im Nationalsozialismus gleichgeschalteten Medien durch die Alliierten in allen 4 Zonen. Und er erklärt den jungen Menschen die Wirkung der dann langsam neu vergebenen „Presselizenzen“ in den 3 Westzonen bis hin zum „Boom der freien Medien“ nach dem Ende des Lizenzzwangs im Herbst 1949. Auch zum Thema Presse- und Medienkonzentration seit 1970 und den Aufgaben der Medien in der Gegenwart bezieht er Stellung, immer wieder auch die interessierten Fragen der Schüler kritisch aufnehmend und vertiefend.

Die Veranstaltung „70 Jahre Hessen. 70 Jahre freie Medien“ steht im Kontext der 70-Jahr Feierlichkeiten zur Verfassung Hessens. Die hessische Landesregierung und das Kultusministerium bieten eine ganze Reihe von prominenten Zeitzeugen auf, um auch in den Schulen ein Bewusstsein zur „Volksabstimmung zur Verfassung Hessen am 01.12.1946“ zu verstärken. Das Geburtstagsmotto lautet “Hessen erinnert sich“.