Di, 23.02.2010

Fahrt von ISH- SchülerInnen zu Eröffnung der Ausstellung „Feind ist, wer anders denkt – eine Ausstellung über die Staatssicherheit in der DDR“ in Wiesbaden

Mi, 24. 02. 10, Wiesbaden – Es ist ein kleiner Raum für eine Ausstellung. An den Wänden hängen alte Demonstrationstransparente mit Sprüchen wie „40 Jahre DDR – 28 Jahre eingemauert“. Beleuchtete Stellwände und eine Zeitleiste zeigen die Geschichte der DDR und informieren über das Ministerium für Staatssicherheit. Von der Entstehung über die Methoden und das Miteinander bis hin zur Auflösung werden die verschiedenen Aspekte der Stasi beleuchtet. Besonders hart trifft einen der Bericht über eine Schülerin, die als Informantin für die Stasi tätig war und deren Schweigeverpflichtung direkt neben ihrer Geschichte zu sehen ist sowie die so genannten Zersetzungsmethoden, mit denen parteifeindliche Personen systematisch psychisch fertig gemacht wurden. Am Rande der Informationstafeln stehen einige Gerüste verteilt im Raum, an denen jeweils ein Einzelschicksals eines Stasi-Opfers skizziert wird. Beispielsweise geht es um den Fußballer Peter Kotte des Vereins Dynamo Dresden, damals einer Sportorganisation von Stasi, Polizei und Zoll. Nach seiner Überprüfung für die Ausreise zu den olympischen Spielen 1976 wurde er vom MfS der geplanten Republikflucht verdächtigt, aus der Mannschaft geworfen und erhielt Stadionverbot. Nach Ende der DDR wurde er rehabilitiert.

An einem Ende des Raums sind vor einem kleinen Podium einige wenige Stuhlreihen aufgebaut, auf denen kaum die Hälfte der Besucher Platz findet. Eröffnet wird die Veranstaltung durch Reden von Ministerpräsident Roland Koch und der Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen Marianne Brithler. Ministerpräsident Koch, in dessen Rede es um die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geht und darum, dass es wichtig ist die schlechten Erfahrungen an nachfolgende Generationen weiterzugeben, denn „nur ein Volk, dass die Fähigkeit zur Erinnerung und zur Mahnung hat, kann in die Zukunft schauen“. Er sprach zudem über die Gefahren von politischen Ideologien und erklärte, dass absolute, erzwungene Gleichheit automatisch zu Gewalt führt, da die Gesellschaft nun mal nicht absolut gleich ist. Er schloss damit ab, dass die Besucher die Ausstellung nicht genießen sollen, weil das nicht möglich und sinnvoll die bei diesem Thema. Er sprach dafür seine Hoffnung aus, dass die Ausstellung den Besuchern nicht mehr aus dem Kopf geht.

„Wer sich nicht bewegt, spürt keine Ketten“ war einer der Gedanken, die von Frau Brithler ausgeführt wurden. Ihre Rede drehte sich um das Leben unter der SED Diktatur, die Arbeit der Stasi, dem „Schild und Schwert der Partei“ und den Gründen für und das Ausmaß der Öffnung der Stasi-Akten. Sie setzte den Antrag auf Akteneinsicht mit der Entscheidung gegen das Schweigen und Verschweigen der Untaten der Vergangenheit gleich und forderte diejenigen unter den Zuschauern, die den Antrag noch nicht gestellt haben, dazu auf, die Ausstellung als Anlass dafür zu nehmen und das Formular gleich vor Ort auszufüllen. Auch die Gründe für die Aktenöffnung erläuterte sie und nannte unter anderem das Recht jedes einzelnen zu erfahren, für was sie zu Unrecht bestraft wurden, wem sie tatsächlich trauen konnten und wem sie zu Unrecht misstraut haben. Besonders hart wurden die Besucher von ihrer Beschreibung der Methode der Zersetzung getroffen. Die Stasi hat dafür operative Psychologie angewendet, um ihre Opfer zu brechen. So fanden diese ihre Vorladungen zum Beispiel nicht im Briefkasten, sondern schon im Haus vor und fanden zum Beispiel sämtliche Uhren verstellt. Insgesamt forderte sie dazu auf, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und sich nicht vor der Wahrheit zu verstecken. Im Zusammenhang mit der Entstehung des Gesetzes zur Aktenöffnung kam von ihr zudem der Ausspruch „Wie vertragen Menschen die Wahrheit? Offenbar besser, als manche Politiker ihnen das zutrauen.“