11. - 12.10.2012

Fahrt von 8 Abiturienten des Musikkurses nach München in die Staatsoper zu einer Aufführung von „Fidelio“, auf Einladung der Firma Linde

München ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Zum dritten Mal bekamen acht Hansenberger, begleitet von Herrn Doufrain als Musiklehrer und Frau von Zitzewitz-Schänzer als Geschäftsführerin der ISH, die Chance, ein Wochenende in der bayrischen Landeshauptstadt zu verbringen.

Auf Einladung von Herrn Boekels, Group HR Director des Schulpartners Linde AG und Vorsitzender des Fördervereins der ISH fuhren acht Schüler der Musikkurse des Abiturjahrgangs am Freitag (12.10.12) zum Besuch der Bayrischen Staatsoper, um dort eine Inszenierung von Beethovens Oper „Fidelio“ zu sehen; ein in vielerlei Hinsicht besonderes Stück: Die Befreiungsoper wurde von Beethoven über einen Zeitraum von neun Jahren komponiert und mehrfach aufgrund mangelnder positiver Resonanz des Publikums überarbeitet. Aus diesen Gründen, und auch, weil Beethoven die instrumentale der gesanglichen Komposition vorzog , blieb „Fidelio“ die einzige und somit umso reizvollere Oper des Komponisten der Wiener Klassik.Kurz zur Handlung: Die treue Gattin Leonore versucht ihren zu Unrecht im Gefängnis von Sevilla leidenden Ehemann Florestan aus seiner Haft zu befreien. Sie schleicht sich als Mann „Fidelio“ (Der Treue) verkleidet in das Gefängnis und täuscht so den Gefängnisvorsteher und Peiniger Florestans, Pizarro. Mit Hilfe des Gefängniswärters Rocco gelingt es Leonore, zu ihrem im Dunkel des Kerkerlabyrinths gefangenen Ehemann vorzudringen und Pizarro, der Florestan ursprünglich umbringen wollte, zu vertreiben. Florestan und die anderen Gefangenen werden befreit und Pizzaro gerichtet. Calixto Bieito, der Fidelio an der Münchner Staatsoper in einem Labyrinth aus Leuchtstoffröhren inszeniert. Interpretiert den Stoff der Oper völlig neu. Er sieht alle Figuren als im "Labyrinth ihrer Gedanken gefangen". So kann sich Florestan nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis nicht aus dem Gefängnis seiner Gedanken lösen und wird symbolisch und abweichend vom eigentlichen Stoff von Don Fernando, inszeniert als Jokerfigur aus Batman, hingerichtet, da erst der Tod die Befreiung aus dem Labyrinth der Gedanken darstellt.

Trotz dieses unendlich starken Bandes der ehelichen Treue jedoch ist jeder Charakter für sich und nicht ausschließlich Florestan im Labyrinth seiner eigenen Gedanken gefangen; sehr eindrucksvoll dargestellt durch zahlreiche Nebendarsteller, die während des gesamten Stückes in einem verwinkelten Metallkäfig umherirren und den Ausgang, und damit die Freiheit, nicht finden. Die Freiheit eröffnet sich nämlich erst mit dem Tode Florestans durch den die Botschaft in einen größeren Gesamtkontext übertragen wird: Im Leben sind die Menschen gefangen, die einzige Möglichkeit der Erlösung ist der Tod. Überaus passend gewählt ist hier demnach die Figur des Jokers, da er das Paradoxon zwischen der Rettung Fidelios aus dem Gefängnis und seiner somit erhofften Rückkehr ins Leben und dem Tod als Rettung aus dem inneren Gefängnis der eigenen Gedanken auf zynische Art und Weise auf die Spitze treibt.Wenn auch zum Teil eine Gewisse „Unsanglichkeit“ in den Stücken zu erkennen ist, Beethoven fiel wie bereits erwähnt die instrumentale Komposition wesentlich leichter als die gesangliche, war die Oper musikalisch definitiv sehr beeindruckend, unter anderem da Instrumentalisten sogar in schwebenden Käfigen auf der Bühne spielten.

Nach der Aufführung folgte ein gemütliches Beisammensein mit Herrn Boekels und ein intensiver Austausch über die Inszenierung in einem nahegelegenen Restaurant. Als Dankeschön für die Einladung der Linde AG, derzeitiger Spielzeitpartner der Staatsoper, erhielt Herr Boekels, selber sehr musikbegeistert und musikalisch, eine von den Schülern selbst aufgenommene CD mit diversen musikalischen Beiträgen unterschiedlichster Art und eine Biografie des barocken Komponisten Johann Sebastian Bach. Die ursprünglich als Geschenk angedachte Beethovenbiografie hatte er leider bereits gelesen.

Mit diesem Abend sollte jedoch das Programm in München noch nicht zu Ende sein. Am nächsten Morgen schloss sich eine Führung in der Pinakothek der Moderne, dem Münchner Museum für zeitgenössische Kunst ab dem frühen 20. Jahrhundert an. In der Pinakothek, die vier verschiedene Ausstellungen präsentiert, lag der Schwerpunkt der Führung auf der bildenden Kunst, beginnend mit dem Kubismus und dem Futurismus, Künstler wie Picasso zeichneten nicht länger nur, was klar sichtbar war, sondern führten ein gewisses Maß an Abstraktion und bizarren Formen ein. Ernst Ludwig Kirchner markiert parallel den Beginn des Expressionismus (1912): An die Stelle von Stillleben und geordneten, beschönigenden Porträts trat ein weniger ausgefeilter, detailärmerer Ausdruck des inneren Gefühlszustands des Künstlers. In diesem Stil setzte sich die Führung über beispielsweise Max Beckmann als im Nationalsozialismus verbotener Künstler fort, wobei für die acht Schüler der Musikkurse vor allem die Parallelen zwischen der Malerei und der Musik der entsprechenden Epoche interessant war. So ist beispielsweise der Hauptvertreter der Zwölftontechnik Arnold Schönberg dem Expressionismus zuzuordnen, da er durch diese Kompositionsweise ebenso seine Gefühlswelt zu vermitteln versuchte und sich nicht mehr an festgefahrene Strukturen hielt. Allgemein sinkt die Bedeutung des Betrachters und der Wert der Kunst für den Künstler als Individuum steigt ("L'art pour l'art").

Als Exkurs besichtigte die Gruppe am Ende der Führung die Designausstellung. Auch wenn die Präsentation der einzelnen Elemente wie Sessel, Beistelltische oder Stühle, die in einer riesigen Regalwand angeordnet waren, an Ikea erinnerte, wurde eine völlig neue Sichtweise auf Design als Kunst mit praktischem Nutzen eröffnet.

In der Pinakothek waren jedoch nicht nur die einzelnen Ausstellungen beeindruckend, sondern auch das Gebäude an sich. Durch schlichte Bauweise mit einzelnen kunstvollen Elementen, wie der Rotunde, einer zentral gelegenen Kuppel aus Glas und Betonstreben, die je nach Sonneneinstrahlung verschiedene Muster erzeugt, unterstützt das überwiegend in Weiß gehaltene Museum die Wirkung der Kunstwerke. In der 90-minütigen, sehr kurzweiligen Führung wurde ein rundum interessanter, weil von so vielen verschiedenen Aspekten durchzogener Eindruck vermittelt.Nach dem anschließenden Mittagessen endete der Ausflug leider schon wieder und vom Münchner Hauptbahnhof aus trat die Gruppe den Rückweg an.

Der Ausflug nach München wird uns in allerbester Erinnerung bleiben, besonders da wir in einer eigentlich sehr kurzen Zeitspanne von nicht einmal zwei Tagen gleich zwei kulturelle Höhepunkte in Form der großartigen Aufführung von Beethovens „Fidelio“ und des Besuchs der dazu zum Teil völlig differenten Ausstellungen in der Pinakothek erleben durften. In dieser sehr harmonischen Gruppe verging die Zeit wie im Flug, sodass das Wochenende bedauerlicherweise viel schneller vorbei war, als gedacht.Allgemein bleibt festzuhalten: München ist in jeder Hinsicht eine Reise wert.