Mo, 24.10.2011

Fahrt in das Staatstheater Wiesbaden: Faust I

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust

Dieser Ausspruch von Goethes Faust ist weit über die Grenzen des Theaters bekannt und beschreibt das Leben und Leiden eines Professors, der sich sein Lebtag der Wissenschaft und Forschung verschrieben hat, sich nun jedoch am Ende sieht und seinen Freitod erwägt. Zu seiner vermeintlichen Rettung erscheint Mephistopheles, der ihm stattdessen eine Wette unterbreitet. Diese besagt, dass Mephisto ihm im Diesseits, mit dem Ziel ihn zu irdischem Glück zu führen, zu Diensten sei, Faust ihm jedoch im Jenseits verpflichtet würde, sofern Mephisto sein Streben erfüllt. Mit dem Ausruf „Verweile doch, du bist so schön!“ findet Faust endlich zu sich und besiegelt sein Schicksal im Jenseits im Dienst des Teufels, der seine Wettbedingung erfüllt hat.

Am 25. Oktober lud das Wiesbadener Staatstheater zu Goethes Meisterwerk „Faust I“, dem viele 13er folgten, um das Stück nach der Unterrichtslektüre auch einmal künstlerisch umgesetzt erleben zu können. Auf einer Bühne im Stil eines Tunnels boten die Schauspieler innerhalb von knapp drei Stunden das Stück dar, dessen klassische Dialoge in eine moderne Inszenierung verpackt wurden, die jedoch keine harmonische Einheit erzeugte.Statt einem gab es zwei Mephistos: ein Mann mit Bierbauch und Motorradjacke und die weibliche Hälfte im langen Paillettenkleid, im Laufe des Stückes auch nackt, was zu Erstaunen bei Faust und Freude bei Teilen des hauptsächlich von Schülern dominierten Publikums führte.

Inmitten der etwas anders umgesetzten Inszenierung sucht der nun junge Faust, jedoch in stetiger Begleitung seines alten Ichs und der zwei Mephistos, seine vollkommene Erfüllung in dem jungen Gretchen, hier jedoch viel weniger unbedarft als vielmehr im kurzen Kleid, und treibt diese so in ihr Ende als Kindesmörderin im Gefängnis.

Als das Stück zu einem Ende kommt, nimmt der eifrige Schüler oder kulturinteressierte Lehrer wohl kaum neue Erkenntnisse über die doch nicht einfache Handlung mit, als vielmehr Eindrücke von Wasserplanschereien und einer Inszenierung, die etwas zu sehr an den vermeintlich einfach gestrickten Jugendlichen gerichtet sein sollte.