Mo, 12.09.2011

Fahrt in das English Theatre nach Frankfurt: „The importance of being ernest“

Mit “The Importance of Being Earnest” läutet das English Theatre die neue Spielzeit mit einem Klassiker Oscar Wildes ein, der von einem Komplott mit mehreren Identitäten handelt und zu turbulenten Verwechslungen im Spiel der Liebe führt. In einem Halbrund im Stil eines Salons voller Bilderrahmen, die Wilde, Königin Viktoria und ein großes Fragezeichen zeigen und abwechselnd als herrschaftlicher Salon oder Garten dient, führen Algernon Moncrieff und John Worthing ein Doppelleben: der eine erfindet einen Bruder namens Bunbury, um sich auf dem Land zu vergnügen, der andere seinen Bruder Earnest, dessen Identität er in der Stadt annimmt, um sich ungestört als Jack auf dem Land herumtreiben zu können.

I never travel without my diary – you have always something scandalous to read when you travel.

So denkt die eigensinnige Städterin Gwendolen, die sich in den Earnest verliebt, ohne von seinem Doppelspiel als Jack auf dem Land zu ahnen. Einzig ihre Mutter, Lady Bracknell, wittert die etwas ominöse Geschichte des Mannes, der ihrer Tochter den Kopf verdreht. Derweil plagen Algernon andere Sorgen, als er sich auf dem Land in Jacks Mündel Cecily verliebt und sich notgedrungen als Jacks imaginärer Bruder Earnest ausgibt. Problematisch wird die ganze Geschichte erst recht, als es zur Konfrontation zwischen Cecily und Gewendolen kommt und beide Frauen merken, dass ihr Traum, einen Earnest zu lieben, jäh zerplatzt ist.

Inmitten des Doppelspiels und der Verwirrungen kommt die Bedeutung des Titels zum Tragen: Einerseits die Bedeutung für die Männer, Earnest zu sein, um die Wünsche ihrer beiden Herzensdamen zu erfüllen, andererseits „Earnest“ (ehrlich) zu sein, um die wahre Liebe und das Glück im Leben zu finden. Mit einer zeitgemäßen, aber klassischen Interpretation des Stückes führt Regisseur Matthew Ryan durch das Missverhältnis von Sein und Schein des sorgenlosen Lebemanns Algernon und des charismatischen Johns und regt dabei die Zuschauer zum Nachdenken darüber an, wie wichtig die äußere Wirkung ist oder welche Rolle Freundschaften und Aufrichtigkeit spielen.