Mi, 15.09.2010

Fahrt in das English Theatre Frankfurt: „Who is Afraid of Virginia Woolf?“ von Edward Albee

„Are they married? “ – „Yes – to each other.“

Hass und Liebe – dass diese beiden extremen Gefühle nur ein paar Worte und Gläser Whisky trennen, zeigt das Stück „Who´s afraid of Virginia Woolf“ im English Theatre Frankfurt , und da sich bei einer solchen Möglichkeit kein Hansenberger zweimal bitten lässt, fuhr erneut ein prall gefüllter Bus nach Frankfurt.

Trotz Anlehnung an das alte Kinderlied „Who´s afraid of the big bad wolf?” und einem heimischen, detailreich eingerichteten Wohnzimmer im 60er Jahre Stil, ist das Stück nicht annähernd so sanft wie erwartet. Seit langem verheiratet und ebenso in die Jahre gekommen erwarten George und Martha um zwei Uhr nachts Besuch von dem neuen Collegeprofessor und seiner frisch angetrauten Frau. Die Anekdoten über ihr langjähriges Eheleben scheinen anfangs wie ein Versuch, die angespannte Stimmung zu erweichen, spitzen sich jedoch im Verlauf des Besuches und des voranschreitenden Alkoholkonsums merklich zu. Der gutaussehende Professor Nick und seine unscheinbare Frau Honey werden ungewollt Beteiligte in dem heftigen Schlagabtausch zwischen George und seiner Frau, denen zur Bloßstellung des Ehepartners kein Mittel zu schade ist: Beruflicher Misserfolg, alte Sehnsüchte und verpatzte Chancen. Wenn sich Nick zu Marthas Lustknaben und Mittel im Kampf gegen ihren Mann degradieren lässt und seine Frau sich durch ihre Alkoholunverträglichkeit kichernd und schwankend der Lächerlichkeit preisgibt, machen beide den Triumph von Martha und Nick erst recht perfekt und auch der Zuschauer fühlt sich immer weiter in das Stück hineingezogen.

Doch zwischen Lachern und stockendem Atem fragt sich nicht nur das junge Ehepaar, ob es nicht ein Blick in die Zukunft wirft und auch sie bald nichts außer Hohn und Verachtung für den Partner spüren werden. Aber als am Ende Martha und Nick ihre Lebenslügen ablegen und ihre Angst preisgeben, fühlt man umso lieber mit ihnen.

Nach dem Stück voller rasanter Dialoge und auch einigen nachdenklich stimmenden Momenten kann man sagen, dass jeder bereicherter aus dem Theater ging und mit „Who´s afraid of Virgnia Woolf“ der 31. Saisonauftakt des English Theatre hervorragend gelungen ist.