13. - 14.12.2009

Eine Theatergruppe der Jahrgangsstufe 13 gibt auf Englisch das Stück „What the Butler Saw“ von Joe Orton

“You’re in a madhouse. Unusual behaviour is the order of the day”

Ein wenig zusammenrücken müssen die Zuschauer am 14. und 15. Dezember 2009 schon, wenn sie einen Sitzplatz im Publikum finden möchten; wer sich nicht angemeldet hat, muss stehen. Gespielt wird dieses Mal auf einer kleinen Bühne, dementsprechend reduziert wurden die Zuschauerreihen. Das Bühnenbild wurde weitgehend aus „Ein ungleiches Paar“ übernommen. Mit seinen fröhlichen Farben unterstützt es den Eindruck von gemütlicher Vertrautheit im Publikum. Ganz nah an Bühne und Schauspielern und doch nicht im Scheinwerferlicht fühlt es sich an, als werfe man einen Blick durchs Schlüsselloch – die Plakate von Viola Graeser haben nicht zu viel versprochen, es wird ein Zugang zu fremder Intimität gewährt. Nicht nur auf Grund der Tatsache, dass am Hansenberg erstmals ein Theaterstück in englischer Sprache aufgeführt wird, verspricht es also ein spannender Abend zu werden.

„Was der Butler gesehen hat“ war nämlich eine Menge. In der psychiatrischen Praxis von Dr. Prentice (Fabian Pusch) fallen Hüllen, fallen Schüsse und die Grenzen von Wahnsinn zu Wirklichkeit drohen für alle Beteiligten mit schweren Folgen zu verwischen. Dabei war der bekannte Psychiater lediglich auf der Suche nach einer neuen Sekretärin. In seine Praxis stolpert die etwas naive Bewerberin Geraldine Barclay (Klara Kirschbaum). Diese sucht nach dem tragischen Tod der Stiefmutter, die bei einer Gasexplosion von einem Teil der Churchillstatue erschlagen wurde, eine Anstellung. Dass ihr potentieller Arbeitgeber eine ausführliche Leibesvisitation wie selbstverständlich in das Bewerbungsgespräch integriert, irritiert die junge Frau nur geringfügig. Umso verblüffter ist sie jedoch, als die Frau des Psychiaters, Mrs. Prentice (Lena Prediger), aufgewühlt nach einer Nacht im Station-Hotel auftaucht, woraufhin sie sich unbekleidet verstecken muss. Mrs. Prentice wird vom zwielichtigen Hotelpagen Nicholas Beckett (Nanook Bergmann) erpresst, der pikante Fotos von ihr nur gegen eine Anstellung als Mr. Prentice Sekretär einzutauschen bereit ist. Das ohnehin fragwürdige Verhältnis der Eheleute wird nun von Geheimnistuereien auf beiden Seiten destabilisiert und die Verwirrung scheint bereits perfekt, als Dr. Rance (George Sorg-Langhans), ebenfalls Psychiater, auftaucht. Dieser ist von der Regierung beauftragt, sämtliche psychiatrische Kliniken zu inspizieren.

Ehrgeizig strebt er nach wissenschaftlichem Erfolg, durchaus auf Grund der damit verbundenen finanziellen Folgen. Die Chance für einen endgültigen Durchbruch sieht er gekommen, als er von der verschwundenen Nackten hört. Schnell mit Vermutungen und großen Reden attestiert er den Anwesenden wahllos den Wahnsinn, um diese wehrlos in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie einzuweisen. Damit wird er zur größten Gefahr der einzelnen Akteure. Das Auftreten des Polizisten Sergeant Match (Maximilian Oster) ist somit nicht mehr bedrohlich, sondern stiftet nur zusätzliche Verwirrung. Neben dem durch sittliches Fehlverhalten aufgefallenen Pagen fahndet dieser nämlich noch nach den Teilen der Churchillstatue, die bei der Explosion verloren gegangen waren.

Nur schwer lässt sich verfolgen, wer in diesem Chaos im Irrenhaus zu wem gehört. Ein jeder sucht einen anderen bzw. eine andere Wahrheit. Die Akteure tauschen die Kleider und schlüpfen so in die Rollen ihrer Mitspieler, sie verstecken sich und enthüllen sich einander, helfen und setzen sich gegenseitig außer Gefecht. Aus diesen Verstrickungen kann es keinen Ausweg geben, mag man als Zuschauer kopfschüttelnd befürchten. „You can’t be rational in an irrational world. It isn’t rational“, würde Orton wohlmöglich antworten, so lehrt es zumindest sein Stück. Schneller als man denkt – und auch schneller als man es sich wünscht, denn bei dieser Produktion handelt es sich um eine, die ganz besonders die Freude der Schauspieler am Theaterspielen offenbart – klärt sich der Nebel der Verwirrung auf…Erneut hat Herr Müller sich mit einem seiner Theaterensembles an ein Stück gewagt, was an den Lachmuskeln ansetzt. Großen Respekt verdient dabei vor allem die Texterarbeitung mit den Schauspielern, in die Frau Schwindt sehr viel Zeit investiert hat. Wobei jedoch anzumerken ist, dass auch ein ungefähr zehnjähriger Junge im Publikum, der sicher noch nicht einwandfrei Englisch spricht, dabei beobachtet werden konnte, den Spaß seines Lebens zu haben… Daran dürften eben auch Klara Kirschbaums dauerhaft erstaunter Blick als naive Ms. Barclay, die von Lena Prediger wirklich überzeugend gespielte, immer betrunkener werdende Mrs. Prentice oder der über die Bühne torkelnde halbnackte Polizist bzw. Page mit oder ohne Frauenkleider sowie blutverschmiert nicht ganz unschuldig sein. Dezent ist „What The Butler Saw“ keinesfalls und gerade zum Schluss muss wohl jeder selbst entscheiden, wie viel Happy End zu ertragen ist. Was Ortons Stück jedoch zu einem besonderen Vergnügen für jeden Zuschauer macht, ist der absurde Witz von kleinen Notlügen, aus denen große Mysterien erwachsen und was das insbesondere in einem Irrenhaus alles anrichten kann. „His behaviour is so ridiculous one might almost suspect him of being sane.“