Mi, 20.05.2015

Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Hessen, hält einen Vortrag zum Thema: “Realisierung von Infrastrukturgroßprojekten in Deutschland”

Am Donnerstag, den 21. Mai 2015 , hielt Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter für das Land Hessen der Deutschen Bahn AG, im gut besuchten Schlegel-Raum vor zahlreichen interessierten Schülern aus allen Jahrgängen, Lehrern und der Schulleitung einen etwa neunzigminütigen Vortrag über die Realisierung von Infrastruktur-Großprojekten in Deutschland.

Dr. Klaus Vornhusen, der an der LMU München promovierte, wechselte im Jahr 2000 nach mehrjähriger Tätigkeit bei Infratest Burke und Siemens zur Deutschen Bahn AG. Der Diplomkaufmann sieht sich selbst als „Stratege“ und „Konzernmensch“.

Den Einstieg in das durchaus komplexe Vortragsthema lieferte ein Goethe-Zitat, in welchem Goethe, welcher selbst im Rahmen seiner Beamtenlaufbahn in Weimar Infrastrukturaufgaben innehatte, noch vor der ersten 1835 gebauten, sechs Kilometer langen deutschen Eisenbahnstrecke eine enorme infrastrukturelle Revolution durch den Schienenverkehr voraussagte. Anschließend schilderte Vornhusen den rapiden Ausbau des Schienennetzes in Deutschland bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges; besonders beachtlich ist dabei die Phase von 1895 bis 1906, in der jedes Jahr etwa 1000 km Schienen verlegt und in Betrieb genommen wurden. Diese extreme Ausbreitung nahm der Referent als Anstoß, um auf die Komplexität von Bau und Planung heutiger Großprojekte hinzuweisen. Heutzutage müsse man für die Planung eines etwa 100 km langen Streckenabschnittes allein bis zu 15 Jahre rechnen, worauf eine mindestens fünfjährige Bauphase folge. Dabei müssten bei Planung und Bau deutlich mehr Gesetze aus verschiedensten Bereichen beachtet werden als im 19. Jahrhundert. Eine besondere Schwierigkeit stellten dabei vor allem EU-Richtlinien dar, bei welchen häufig unbeachtet bleibe, ob es sich bei den von den Richtlinien betroffenen Gebieten um eher dünn besiedelte Regionen in Süditalien oder um den Großraum Frankfurt handele. Hinzu kommen zahlreiche Klagen von verschiedensten Interessengemeinschaften und Anwohnern aus von derartigen Infrastruktur- Großprojekten betroffenen Gegenden, welche den Baubeginn in der Regel um weitere zwei bis drei Jahre verzögern. Um solche Klagen und der allgemein negativen Einstellung von Anwohnern vorzubeugen, setzt die Deutsche Bahn AG seit einigen Jahren auf Bürgerbeteiligungen an der Planung neuer Strecken. Dabei sollen in Zukunft die betroffenen Interessengruppen die Möglichkeit haben in Arbeitsgruppen an der Umsetzung und am Verlauf einzelner Streckenabschnitte mitzuwirken, wie Vornhusen an einem konkreten hessischen Beispiel sehr anschaulich erklärte. Auf Schülernachfrage offenbarte er zudem zum allgemeinen Erstaunen der Zuhörer, dass sich allein die Planung eines großen Projektes auf eine dreistellige Millionensumme belaufen könne, noch bevor eine einzige Schiene verlegt worden sei, wobei die Bundesrepublik als Auftraggeber der Deutschen Bahn AG pro Jahr nur etwa 54 Euro pro Kopf für den Ausbau und die Instandhaltung des Schienenverkehrs ausgibt; damit liegt Deutschland nur etwa bei einem Siebtel der Pro-Kopf-Ausgaben der Schweiz für diese Branche.

Der Hansenberg bedankt sich bei Dr. Vornhusen für einen sehr gelungenen und hochinteressanten Vortragsabend.