Mi, 14.04.2010

Dr. Friesendorf, Goethe-Universität Frankfurt, hält einen Vortrag zum Thema „Herausforderungen bei der Reform afghanischer Sicherheitskräfte“

Ist die Arbeit deutscher Truppen in Afghanistan ein Weg ohne Ziel?

Wo das Land Afghanistan, über das in den folgenden 90 Minuten gesprochen wird, liegt, musste Dr. Cornelius Friesendorf dem Publikum nicht mehr erklären. Dafür umso mehr die jetzige Situation in dem vom Krieg zerrütteten Land und die Aufgaben der deutschen Soldaten zur Friedenssicherung.

Denn wenn einer weiß, wie die Lage in Afghanistan zu erklären ist, dann der Referent für diesen Abend. Der promovierte Politikwissenschaftler hat schon mal als Journalist bei BBC gearbeitet und arbeitet jetzt als Mitarbeiter der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.Afghanistan ist genau sein Thema. Er kennt das Land an der Grenze zu Asien nicht nur auf Erzählungen, sondern war selbst persönlich oft dort um sich selbst ein besseres Bild der Lage machen zu können.

Nicht selten, wie er erzählt, wird man von den gastfreundlichen Afghanen zu einer Tasse Tee eingeladen. Wobei wir direkt beim Thema wären: In Afghanistan, da ist Friesendorf überzeugt, kann man ohne den Tee nicht viel erreichen. Ausländische Militärs können noch so viel Waffen, Schutzmaßnahmen und Panzer besitzen, um die Terrorgruppe Taliban (welche nicht die einzige ist) zu bekämpfen. Ohne das Vertrauen und die Informationen der Zivilbevölkerung kommen die Truppen nicht weit. Das ist das Problem: Niemand hat ein genaues Bild von Afghanistan, seiner Bevölkerung und ihrer Situation.

Dr. Friesendorf hat es trotzdem versucht: Die aktuelle Krisensituation ist primär dominiert von der regionalen Terrorgruppe Taliban. Sie führen Schattenregierungen in den unzähligen Provinzen und kontrollieren den Alltag der Menschen. Die Taliban, einer der bekanntesten Terrorgruppen Afghanistans, besteht nicht nur aus Rebellen, sondern auch aus Drogenhändlern.

Das Land wir gebeutelt durch Kindsentführungen, Korruption und dem Missbrauch der Staatsgewalt auf allen Ebene. Die Taliban ist oft die ursächliche Kraft in einem Mechanismus, der die Zivilbevölkerung verarmen lässt, Bauern ihre Ernte nimmt und die Taliban zurück an die Macht befördert.Das Problem für den Krieg schlummert nicht nur im Land selbst, es ist zum Teil auch Opfer des Krieges Pakistans gegen Indien. Seine hochländlichen Regionen werden als Rückzugsort für pakistanisches Militär benutzt.

Kurz: Das Land hat kaum die eigene Kraft, der Bedrohung durch die Taliban Herr zu werden.

Hier kommen die internationalen Schutztruppen zum Einsatz. Friesenddorf konzentriert sich hierbei auf die von der NATO ausgehend Isaf-Truppe (seit 2003), unter der auch deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert sind. Ihre Aufgaben bestehen vor allem darin, die Zivilbevölkerung zu schützen und Afghanistan zu helfen, selbst für Recht im Land zu sorgen. Dafür sollen afghanische Polizisten von den internationalen Kräften ausgebildet werden.